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Gegner-Check SGD: Auffällig anfällig, aber nicht unfähig

Gegner-Check SGD: Auffällig anfällig, aber nicht unfähig

Enttäuschte Ex-Lautrer bei Dynamo: Brandon Borrello, Paul Will, Chris Löwe; Foto: Imago Images

Gutes ist aktuell kaum zu lesen über den Relegationsgegner des 1. FC Kaiserslautern. Auch beim Blick in die Datenbänke gibt Dynamo Dresden kein berauschendes Bild ab. Ein bisschen was lief zuletzt aber auch besser, als die Ergebnisse des Zweitliga-16. aussagen.

Zunächst mal das Schlechte

Die Langschläfer: Dass Dynamo in der Liga seit 17 Spielen sieglos ist, dürfte hinreichend bekannt sein. Auffällig ist auch die Anfälligkeit für frühe Gegentreffer. Von ihren bislang 46 Gegentoren kassierten die Dresdner elf in der ersten Viertelstunde. Der Ingolstädter Nico Antonitsch schenkte ihnen am 18. Spieltag schon in der ersten Minute eins ein. Hansa Rostock erwischte die Sachsen bei seinem 4:1-Sieg am 21. Spieltag in der Anfangsviertelstunde gleich drei Mal kalt, und den vierten Treffer schoben die Hanseaten bereits in der 18. Minute nach.

Schwach in der Luft: Dresden kassierte in der abgelaufenen Saison 13 Gegentreffer durch Kopfbälle. Das ist der drittschlechteste Wert im Wettbewerbsvergleich. Und liegt sicher auch daran, dass mit Sebastian Mai ein eigentlich gesetzter Kopfball-Abräumer immer wieder ausfiel und in der Zwischenzeit nie richtig in Tritt kam. Aktuell pausiert er wegen einer Muskelverletzung. Ebenso fehlte Kapitän und Abwehrchef Tim Knipping wegen eines Kreuzbandrisses lange.

Sparsam beim Torschuss: Im Schnitt schießen die Sachsen nur 10,28 Mal pro Spiel aufs gegnerische Tor. Auch das ist der drittschlechteste Wert der Liga. Der 16. Tabellenplatz scheint also unter mehreren Gesichtspunkten kein Zufall zu sein.

Unsauberes Passspiel: Dynamo spielt im Schnitt 363,8 Pässe pro Spiel. Das ist für Zweitliga-Verhältnisse ein Mittelwert. Diese spielen die Dresdner mit 78,6 Prozent Präzision. Nein, das ist nicht der drittschlechteste Wert der Liga. Sondern der fünfschlechteste. "Smarte" Pässe spielen sie mit einer Genauigkeit von 36,6 Prozent. Das ist der viertschlechteste Wert der 2. Bundesliga.

Kein Glaube an sich selbst: Selbst dem Berichterstatter des Klick-mich-Mediums "Tag24" platzte nach der 0:1-Niederlage gegen Erzgebirge Aue am Sonntag der Kragen, als Dynamo-Trainer Guerino Capretti "ganz vielen Spielern" fehlende Leidenschaft, Mentalität und Intensität attestierte. "Na hoppla! Ein Trainer spricht fünf Tage vor den wichtigsten Begegnungen der jüngeren Vereinsgeschichte von den Basics. Immer noch", wunderte sich das Boulevard-Magazin, das schon seit Tagen das anstehende Duell mit dem FCK als Kampf Gut gegen Böse inszeniert - die seriös wirtschaftenden Dresdner gegen die Insolven-Trickser aus der Pfalz. "Er hat es nicht geschafft, dies seinen Mannen einzuimpfen. Folgt ihm die Mannschaft nicht mehr?" Ui, da wird unmittelbar vor den Relegationsspielen noch die Trainerfrage gestellt? Das ist ja fast wie in Kaiserslautern. Auch seriösere Zeitungen befassten sich übrigens mit dem Thema, meldeten aber dann am Montag, dass Capretti bleiben darf. Bei "Tag24" heißt es weiter: "So, in dieser Verfassung, wird das Rückspiel daheim gegen den 1. FCK nur noch eine Partie, die aufgrund der Regeln gespielt werden muss." Na, wenn die Berichterstatter vor Ort das schon sagen ...

Worauf "trotz allem" zu achten ist

Damit soll jetzt aber genug sein mit dem Schlechtreden der Dresdner. Das macht schon allein deswegen keinen Spaß, weil es alle tun. Außerdem kann es zu einer gefährlichen Nebenwirkung führen, nämlich zur Unterschätzung des Gegners. Selbst wenn 17 sieglose Spiele in Serie nicht dafür sprechen: Zuletzt haben sich einige Dinge bei der SGD durchaus gebessert, und denen sollte Beachtung geschenkt werden.

Rückstände werden wieder aufgeholt: Lag der Gegner gegen Dynamo erst mal in Front, brachte er sein Spiel auch nach Hause - so jedenfalls sah es noch in der Hinrunde aus. Zuletzt aber holten die Sachsen zwei Mal recht eindrucksvoll Rückstände auf. In Düsseldorf egalisierten sie sogar ein 0:2, in Karlsruhe traf Michael Akoto in der Nachspielzeit noch zum 2:2.

Die Rückkehrer kommen in Tritt: Tim Knipping ist seit Mitte der Rückrunde wieder fit und gibt der Abwehr Halt. Kreativspieler Patrick Weihrauch war fast die komplette Vorrunde ausgefallen, kam in der Rückrunde nur langsam wieder in Schwung, war jüngst in Karlsruhe aber richtig stark. Und zuletzt hat sich auch Flügelstürmer Panagiotis Vlachodimos mit zwei Kurzeinsätzen zurückgemeldet, nachdem er fast die gesamte Runde verletzt war. Dass er gegen den FCK schon wieder Startelf-Kandidat ist, ist unwahrscheinlich, doch auch als Joker stellt er einen Gefahrenherd dar. In Karlsruhe bereitete er den Last-Minute-Ausgleich vor, aus dem Dynamo eine Woche lang Mut zog, ehe gegen Aue der nächste Dämpfer folgte.

Trotz Ausfällen abwehrstark: Für ein Kellerkind spielen die Dresdner erstaunlich forsch gegen den Ball. Sie lassen im Schnitt nur 9,13 Pässe des Gegners zu, ehe sie attackieren. Übertroffen werden sie in ihrer Klasse damit nur von den Topteams Schalke 04, Werder Bremen und dem Hamburger SV. Überhaupt stellt Dresden mit 46 Gegentreffern in der 2. Bundesliga die beste Defensive des unteren Tabellendrittels, und das trotz der langen Ausfälle von Knipping und Mai.

Und noch ein paar interessante Personalien zum Schluss

Dass sich im Kader von Dynamo Dresden eine recht ansehnliche FCK-Enklave gebildet hat, war bei DBB schon zu lesen: Chris Löwe, Paul Will, Brandon Borrello und Oliver Batista Meier stehen im Kader, Ferydoon Zandi als Co-Trainer an der Seitenlinie. Darüber hinaus möchten wir noch auf drei weitere interessante Personalien aufmerksam machen.

Michael Akoto: In Wiesbaden aufgewachsen, bei der Zweitvertretung von Mainz 05 gereift, in Dresden Stammspieler geworden. In den vergangenen Wochen wechselte der gelernte Außenverteidiger auf die Sechser-Position und machte dort einen weiteren Sprung nach vorn. Ein echter Stabilitätsfaktor, nicht nur, aber auch wegen seinen 1,88 Metern Körpermasse. Mittlerweile soll der 1. FC Nürnberg an dem 24-Jährigen dran sein.

Ransford-Yeboah Königsdörffer: Nach zwei Knieoperationen aus der Jugend von Hertha BSC ausgemustert, riskierte Dynamo die Verpflichtung des Berliners mit ghanaischen Wurzeln. Und hatte in dieser Saison wenigstens an dem 20-Jährigen ein wenig Freude, der gleichermaßen bullig wie schnell ist. Bislang stehen fünf Treffer und fünf Vorlagen auf seinem Konto. Sein Marktwert wird mittlerweile auf eine Million Euro taxiert.

Christoph Daferner: Ausgebildet bei 1860 München und dem SC Freiburg, ist die 1,93-Meter-Kante nunmehr der Torjäger der Dresdner. Und dafür verantwortlich, dass die SGD im Kopfballspiel vorne wesentlich erfolgreicher ist als hinten. Auch an dem 24-Jährigen soll der 1. FC Nürnberg bereits baggern. 13 Zweitliga-Tore sind Daferners Bilanz nach der regulären Saison.

Quelle: Der Betze brennt

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