InvalidenScout hat geschrieben:
[...]
1) Stadion
Es wird immer wieder erwähnt, dass unser Stadion einfach zu teuer ist und wir durch die hohe Pacht wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig sind. Dazu braucht man allerdings nicht nur die Kosten. Denn so ist ein solches Argument ja nicht vollständig. Man muss sich auch die Einnahmen angucken. Kuntz hatte in seiner Amtszeit ja mit den 3,2 Mio zu kämpfen. Weiter oben wurde erwähnt, dass es in der Erstligazeit sogar 3,6 Mio waren, die dann aber nicht mal in vollem Umfang bezahlt wurden, sondern nun reale Altlasten der neuen Vorstandschaft sind.
Welche Kosten sind denn außer der Pacht noch angefallen?
Und wie hoch waren die Einnahmen?
Und die Differenz zwischen 1. und 2.Liga betrugen wohl diese 400.000. In welchem Maße erhöhte sich denn der Gewinn durch das Stadion in der 1.Liga?
[...]
Hm, könnte etwas länger werden der Text. Ich versuche es dennoch (noch) einmal:
1. Die ursprünglich vereinbarte Stadionpacht beim Abschluss des Vertrages betrug 3,2 Mio Euro zuzüglich Sonderzahlungen bei Überschreitung von bestimmten Voraussetzungen (Zuschauerzahlen). Die genaue Höhe dieser Sonderzahlungen waren öffentlich nicht zu beschaffen.
2. Der "neue" Pachtvertrag aus dem Jahre 2014, der am
1. Juli 2014 in Kraft trat umfasst folgende Zahlungen:
Zugehörigkeit 1. Bundesliga
Grundpacht 3,6 Mio Euro
Zusatzpacht Zuschauerzahlen (>42.000) 400.000 Euro
Zusatzpacht Pokalspiel (>= Halbfinale) 500.000 Euro
Somit beträgt die
theoretische Maximalpacht bei der Zugehörigkeit zur ersten Bundesliga 4,5 Mio Euro
Zugehörigkeit 2. Bundesliga
Grundpacht 2,4 Mio Euro
Zusatzpacht Zuschauerzahlen (>= 34.000) 200.000 Euro
Zusatzpacht Pokalspiel (>= Halbfinale) 500.000 Euro
Somit beträgt die
theoretische Maximalpacht 3,1 Mio Euro
Soweit das weitgehend leicht verständliche Pachtmodell.
Jetzt kommt das Spezialthema
"Pachtzinspool".
Es wurde ein Geldtopf vereinbart, der sich Pachtzinspool nennt. In diesen Pool fliessen Mittel rein und auch wieder raus.
Der Topf ist gedeckelt bei 4 Mio Euro. Das heißt, es werden nie mehr als 4 Mio Euro in diesen Topf hinein fliessen.
Der Topf wurde zunächst mit dem Geld aus dem Verkauf des Fröhnerhofs "initialisiert" (also erstmals gefüllt). Somit flossen, laut Beschluss des Stadtrats, 2.625.000 Euro in den Topf.
Solange der Topf seinen maximalen Füllgrad (4 Mio) nicht erreicht hat, fließen die Zusatzeinnahmen aus den Pachteinnahmen in diesen Topf hinein. Also bei Erstligazugehörigkeit die Mehreinnahmen gegenüber der bisherigen Pacht in Höhe von 400.000 Euro (Alte Pacht 3,2 Mio, neue Pacht 3,6 = Differenz 400.000).
Sollten Zusatzpachten anfallen wie z.B. Mehreinnahmen durch Zuschauerzahlen oder Pokalerfolg, so sind maximal 500.000 Euro in der Saison in den Topf zu nehmen und die Pacht wird (bei Erstligazugehörigkeit) bei 4,1 Mio gedeckelt.
Nun wird nicht nur eingezahlt, sondern eben auch aus dem Topf geschöpft. Und zwar für jedes Jahr, in dem die zu zahlende Pacht den Betrag von 3,2 Mio (Alte Pacht) nicht erreicht.
In einem "normalen" Zweitligajahr ohne Halbfinalerfolg im DFB Pokal und ohne Überschreitung der Zuschauerzahl von 34.000 beträgt somit die Pachtzahlung 2,4 Mio Euro. Die Differenz zur regulären alten Pacht beträgt somit 800.000 Euro und wird dem Pachtzinspool
entnommen.
Da wir seit Bestehen dieses neuen Pachtmodells - das ja immerhin als ein Meilenstein in der Geschichte des Vereins dargestellt wurde - noch nicht in der ersten Liga gespielt haben und in der Saison 2014/2015 der Zuschauerschnitt die 34.000 Zuschauer
nicht überstieg, wurden bislang aus dem Topf jeweils 800.000 Euro pro Saison, insgesamt also 1,6 Mio, entnommen. Bei einer initialen Füllung von 2,6 Mio verbleiben somit also im Topf noch 1 Mio. Die kommende Saison (2016/2017) werden wir, mal sehr konservativ gerechnet, somit also auch wieder 800.000 aus dem Topf schöpfen müssen.
Das bedeutet, dass am Ende der kommenden Saison in dem so groß angepriesenen Topf "Pachtzinspool" noch ein Bodensatz von 200.000 Euro schwappt. Ist der aufgebraucht, was ja automatisch in der Saison 2017/2018 passieren wird, dann ... - ja was dann?
Mehrfach hatte ich darauf hingewiesen, dass hier die nächste Bombe tickt. Denn in dem neu abgeschlossenen Vertrag heißt es dann
Ist der Pool jedoch zu irgendeinem Zeitpunkt des Pachtverhältnisses aufgebraucht und spielt der 1. FC Kaiserslautern weiter in der 2. Fußballbundesliga, so ergibt sich eine grundsätzliche Problematik, die unter den Parteien erneut verhandelt werden muss. Gibt es dabei keine Einigung, so gilt eine Mindestpacht von 3.200.000 Euro als vereinbart.
Wie jedermann erkennen kann, wurde das neue Pachtmodell auf die Zugehörigkeit der zweiten Liga für maximal 4 Jahre ausgelegt. Das wurde uns Mitgliedern vom Vorstand
und Aufsichtsrat als nachhaltig und zukunftsfähiges Modell verkauft.
Klotz am Bein?
Um zu berechnen, ab wann das Stadion wirtschaftlich wird ist im Grunde eine recht einfache Rechnung möglich. Unabhängig von den Kosten für die Instandhaltung des Stadions, die immer wieder mal mit 1,8 - 2 Mio Euro angegeben wurden - in den vergangenen Jahren wurden kaum Instandhaltungsmaßnahmen ergriffen - kämen also bei einer Zweitligazugehörigkeit Kosten in Höhe von 4,4 Mio Euro in Betracht.
Der 1. FCK hat bereits des öfteren mit einem durchschnittlichen Kartenpreis von 20 Euro gearbeitet.
Nehmen wir also die 4,4 Mio Kosten und dividieren diese durch die 20 Euro Einnahme pro Zuschauer, so ergibt sich daraus eine Gesamtzuschauerzahl von 220.000 pro Saison, um die Kosten des Stadions aufzufangen. Das entspricht einem Schnitt von 12.941 Zuschauern pro Spiel.
Unter der bisherigen Vereinsführung wurden gerne noch die Kosten für die Ordner, Rettungspersonal, Feuerwehr etc. beim Aufbauschen der Stadionkosten mit eingerechnet. Dem gegenüber stehen aber auch Einnahmen aus dem Verkauf von Bier, Würstchen etc. entgegen.
Meiner Ansicht nach ist die Aussage, wonach das Stadion ein "Verlustgeschäft" ist, im Grunde nicht ganz richtig. Unabhängig davon, dass man mehr rausholen könnte, ist es sicherlich kein großer Gewinnbringer, aber ganz so schlecht sieht das für mich dennoch nicht aus.
Edit: Entgegen mancher Annahme ist das Material zum Pachtzinsmodell und -Pool keine "Vermutung" sondern durch entsprechende Dokumente belegbar.