Ke07111978 hat geschrieben:
Ich teile die Analyse von Martin zwar weitgehend, muss aber in einigen Punkten widersprechen. Das Planinsolvenzverfahren inkl. Schutzschierm ist genau für Situation wie unsere eingeführt worden. Du kannst den Verein sehr wohl auf diesem Wege sanieren. Wir haben z.B. 2014 die IVG genau so saniert, weil es unter anderem darum ging die Genehmigungen / Lizenzen für das Kavernengeschäft (Lagerung von Erdöl und Gas) zu erhalten. Du kannst das ganze natürlich auch vorinsolvenzlich erreichen, was in unserm Falle sicherlich der einfachere und sinnvollere Weg ist. Was Du aber auf jeden Fall brauchst, ist einen Plan oder ein Konzept.
Und natürlich kann ich eine Insolvenz auf Basis eines Insolvenzplan auch herbeizuführen. Wir reden ja nicht über Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit sondern Insolvenz wegen Überschuldung. Der Verein ist überschuldet und die stillen Reserven im Anlagevermögen, sprich Spieler die du teuer verkaufen kannst werden immer weniger. Paragraph 19 der InsO stellt bzgl. der Überschuldung auf die positive Fortführungsprognose ab. Diese negiert @Moerserknecht quasi in seinem Beitrag: „chronisch defizitär“. Soweit würde ich nicht gehen, weil dann wäre der Verein ja nicht sanierungsfähig. Aber es fällt Herrn Klatt zur Zeit mit Sicherheit leichter einen WP zu finden, der ihm keine Fortführungsprognose gibt, als umgekehrt. Und damit könnte er Insolvenz beantragen. Will er nicht. Kann ich verstehen. (...)
Nein, Ken - da bin ich anderer Auffassung. Die Planinsolvenz passt nicht auf den FCK, aus folgenden Gründen:
Klar, wenn man den Rechtsträger erhalten will oder muss, weil bestimmte Konzessionen/Lizenzen daran hängen, die Voraussetzung für den Betrieb sind, dann bietet sich insolvenzrechtlich nur dieses Verfahren an. Da hören unsere Übereinstimmungen aber schon auf.
Eine Befreiung von irgendwelchen (aufgelaufenen!) Verbindlichkeiten wäre zwar schön, aber mittelfristig ist das ja nicht das Kernproblem des FCK, sondern vor allem die weggebrochenen Einnahmen. Ein Unternehmen, das leicht wächst oder eine Seitwärtsbewegung macht, kann ich durch die Befreiung von sonst erdrückenden (Alt-)Verbindlichkeiten dadurch vielleicht neu aufgleisen. Vielleicht auch ein Unternehmen, das leicht defizitär arbeitet und Aussicht auf Wachstum hat oder das allein durch die Befreiung von irgendwelchen Dauerschuldverhältnissen profitabel wird.
Das ist aber beim FCK gerade nicht gegeben. Wir sind in einer Abwärtsspirale und das nicht erst seit gestern, sondern seit 2012.
Jahresüberschüsse konnten nur durch Spielerverkäufe erwirtschaftet werden. Nicht durch den gewöhnlichen Geschäftsbetrieb. Das meinte ich mit chronisch defizitär. Dann nenne es eben strukturell defizitär. Das beseitigt aber nicht die Fortführungsprognose. Die
kann ich trotzdem haben, weil es dafür auf die Liquiditätsdeckung ankommt. Die Liquidität muss aber meines Erachtens über eine Anschubfinanzierung hergestellt werden, dazu unten mehr.
Sicherlich, man kann die neu entstehenden Verbindlichkeiten dadurch drücken, nämlich indem man der Stadt die Pistole auf die Brust setzt und den Pachtvertrag kündigt. Aber wie soll es weitergehen? Was, wenn die Stadt sich nicht auf einen neuen oder geänderten Vertrag einlässt oder einlassen kann? Die hier immer mal flapsig ins Spiel gebrachten Alternativen einer anderen Spielstätte sind doch keine. Welches Stadion in der Nähe ist denn profifußballtauglich und wäre geeignet, ein Lizenzierungsverfahren zu überstehen?
Es geht ja nicht nur um das Austragen der Spiele. Die ganze Geschäftsstelle mit sämtlichen Mitarbeitern und mit allem darum herum müssten woanders hin. Dahin, wo bereits der FK Pirmasens spielt? Homburg, Saarbrücken, Ludwigshafen dürften von vornherein ausscheiden. Wollen wir in den Wildpark? Carl-Benz-Stadion? Nach Mainz? Nach Sinsheim? Das ist doch alles Unsinn. Der Schuss kann gehörig nach hinten losgehen.
Von diesen praktischen Fragen mal abgesehen - wer will den FCK in Zukunft sehen, wenn er nicht mehr auf dem Betzenberg spielt? Betze, das ist das Synonym für den Berg, für das Stadion, für die Mannschaft und für den Verein. Ohne Betze ist ohne Betze. Das rührt direkt an den Voraussetzungen einer Fortführung des FCK.
Überhaupt, die Pacht. Das, was SK als 10 Millionen Kosten für das Stadion pro Jahr ausgerufen hat, waren nicht Pacht und Instandhaltung, sondern die so genannten Spieltagskosten oder Spielbetriebskosten. Ca. die Hälfte dieser Summe ging bei voller Pacht für Nutzung und Instandhaltung drauf. Klar, das ist zu viel. Aber ein großer Teil der Summe fällt für alles andere an, was man braucht, um alle 14 Tage eine Massenveranstaltung durchzuführen, die bei sportlichem Erfolg durch höhere Zuschauerzahlen eben Erträge bringt.
Jetzt zu sagen, dass man nur den Pachtvertrag pro Jahr um 2 Millionen drücken müsste, ist ähnlich kurzsichtig, wie die vollmundige Aussagen von SK/FG/DR, man habe durch die ligaabhängige Pachtreduktion damals den FCK "zukunftsfähig" gemacht. Augenwischerei, sonst nichts.
Aber genau dahin kämen wir allenfalls mit einer Planinsolvenz, vorausgesetzt, die Gläubiger machen wie gewünscht mit. Wenn sie es nicht tun, ist hier sowieso Schicht. Wollen wir dieses Risiko gehen? Mit welchem Ergebnis, selbst wenn es klappt?
Damit wären wir bei den Gläubigern. Die Gläubiger der Fananleihe sind Nachranggläubiger. Die wären in einem Insolvenzverfahren nicht zu berücksichtigen. Und wenn man sie in der Planinsolvenz doch berücksichtigen wollte, stellte sich für alle anderen Gläubiger die Frage, warum sie einem Insolvenzplan zustimmen sollten, mit dem Nachranggläubiger zu Lasten der Insolvenzgläubiger etwas kriegen sollten. Das funktioniert nicht.
Gehen wir durch ein Insolvenzverfahren, dann kriegen die Gläubiger der Fananleihe nichts. Null.
Bei den Gläubigern der Fananleihe handelt es sich zu einem großen Teil aber um Fans. Um Leute, von denen der FCK lebt. Die soll man nun abknipsen und sagen, aber eure neue Dauerkarte sollt ihr bitte kaufen und lasst auch künftig immer mal wieder ein paar Euro im Fanshop? Man kann nicht den Leuten (Fans, Kunden!), die bereit waren, den Geldbeutel aufzumachen, den Mittelfinger zeigen.
Mehr noch: der FCK braucht vor allem mehrere Anschubfinanzierungen. Das wird nur über eine Ausgliederung gehen.
Die erste Finanzierungsrunde geht mangels Großinvestor meines Erachtens ausschließlich über Fans und Mitglieder. Man kann nicht hingehen und dasselbe Publikum, das man mit der Fananleihe angesprochen hat, für eine Investition bei der Ausgliederung ansprechen, wenn man genau dieses Publikum wenige Wochen oder Monate zuvor um sein Geld gebracht hat.
Das ist es doch, was Klatt meint. Dieser Vertrauensverlust beraubt uns aller weiterer Möglichkeiten. Und da macht er nicht mit. Ich würde da auch nicht mitmachen.