ohm hat geschrieben:
Junge Spieler gehen für wenig Geld, können dann von Konkurrenten teuer weiter verkauft werden. Er hingegen holte als noch genug Geld da war, im Gegenzug zu oft ältere, sogar verletzte Spieler oder irgendwelche Flopper.
Die Stimmung ist schon lange sehr bescheiden.
Wenn man das ganze so vereinfacht darstellt, kann man sicherlich zu diesem Ergebnis kommen. Wenn man die Aktivitäten der Vereinsführung so grobschlächtig niederschreibt und das ganze auf ein paar mehr oder weniger populistische Sätze verkürzt, hat man meiner Meinung nach allenfalls ein paar billige Argumente gegen Stefan Kuntz. Keinesfalls will ich unseren Vorstandsvorsitzenden von jeglicher Kritik freisprechen - ganz im Gegenteil, glaube auch ich, dass er einige offensichtliche Fehler gemacht hat - wenn man als Kritiker ernst genommen werden will, dann sollte man sich doch nicht auf derart billige Argumente versteifen, wie eine vermeintlich katastrophale Transferbilanz oder der viel zu günstige Verkauf einiger Spieler.
Ich finde, dass die Arbeit von Stefan Kuntz schon etwas differenzierter betrachtet werden muss, um diese tatsächlich fair bewerten zu können. Im Bezug auf die Transferaktivitäten sehe ich keineswegs ein einseitiges negatives Bild.
Dass unsere jungen Spieler für zu wenig Geld den Verein wechseln, sehe ich ehrlich gesagt nicht so. Man hat mit Heintz und Orban in diesem Jahr verhältnismäßig gutes Geld verdient. Es mag durchaus sein, dass beide Spieler aufgrund von Aussteigsklauseln unter dem eigentlichen Marktwert verkauft werden mussten. Dies kann man Kuntz aber nur bedingt vorwerfen, weil kleinere Vereine nunmal zu derartigen Kompromissen gezwungen sind, wenn sie auf dem hart umkämpften Jugendspieler-Markt noch eine Rolle spielen wollen. Mittlerweile sind eben auch in diesem Gefilde schon etliche Big-Player unterwegs, die den kleinen Vereinen das Leben schwer machen. Will man junge Talente davon überzeugen, dass sie einen Vertrag in Kaiserslautern unterschreiben, muss sich auf solche Deals einlassen. Ausstiegsklauseln bereits in den ersten Profiverträgen sind auch kein exklusives Merkmal von Stefan Kuntz, sondern gehören einfach dazu. Junge Talente frühzeitig an den Verein zu binden ist nunmal nicht mehr so einfach wie noch vor einigen Jahren.
Auch der Vorwurf, dass ein Spieler wie Kevin Trapp relativ günstig verkauft wurde und nun für sehr viel mehr Geld wieder gewechselt ist, muss meiner Meinung nach relativiert werden. Wir haben zum damaligen Zeitpunkt nunmal einen Torwart abgegeben, der noch keine komplette Saison in der Bundesliga gespielt hat und auch nicht zwingend als eines der Super-Talente auf seiner Position galt. Zum Zeitpunkt des Verkaufs war zudem der Markt noch nicht dermaßen explodiert. Dass Frankfurt den Jungen nun für noch mehr Geld weiterverkauft hat, ist doch kein Fehler unserer Vereinsführung, oder? So etwas ist nunmal alltäglich im Fußballgeschäft. Spieler wechseln, wachsen mit ihren neuen Vereinen und werden dann teurer verkauft - das ist bei einem Kevin Trapp nicht anderes wie bei einem Marco Reus oder einen Ilkay Gündogan.
Insgesamt sieht die Transferbilanz bei den Abgängen gar nicht mal so schlimm aus; man konnte in den vergangenen Jahren immer mal wieder ordentlichen Ablösesummen generieren. Bei Spielern wie Zoller, Hofmann, Orban und Heintz hat man Gewinne gemacht, wenn man etwas weiter zurück geht auch bei solchen Spielern wie Ilicevic oder Trapp. Das ist durchaus okay, die Fehlerquote sehe ich nicht unverhältnismäßig groß an.
Auch bei den getätigten Transfers gibt es Licht und Schatten. Man kann Kuntz vorwerfen, dass er bei vielen Winter-Transfers gehörig ins Klo gegriffen hat, andererseits wurden auch nicht nur Nieten geholt. Man müsste die Namen nun einzeln durchgehen und schauen, wie die Bilanz ausfällt (wobei wir uns da wahrscheinlich nicht auf einen Bewertungsmaßstab einigen könnten). Dass überwiegend ältere, verletzte oder schlechte Spieler verpflichtet wurden, halte ich für eine kühne Behauptung.
Dass nun Kuntz auch noch vorgeworfen wird, dass er Konrad Fünfstück zum Trainer befördert hat, halte ich auch für übertrieben. Zum einen hat er damit doch letztlich das gemacht, was von vielen hier gefordert wurde. Das war mit Sicherheit auch die sinnvollste Entscheidung, weil der Markt derzeit nur wenige Alternativen bietet. Einen Friedhelm Funkel oder Peter Neururer an die Linie zu stellen, wäre wohl keineswegs zielführend gewesen. Bereits jetzt darauf zu wetten, dass dieses Experiment scheitern wird, finde ich sowohl dem Vorstand (der diese mutige Enstcheidung getroffen hat) als auch Fünfstück gegenüber für unfair. Es sind gerade mal eine Hand voll Spiele gespielt - und schon jetzt will man schon wieder eine solche Debatte beginnen? Damit tut man sich doch keinen Gefallen - immerhin hat die letzte Trainerdebatte dazu geführt, dass sich die Fans zerfleischt haben UND zusätzlich hat diese ganze Debatte zu einer völligen Entfremdung der Zuschauer von der Mannschaft geführt. Ein wenig Ruhe wäre angebracht.
Man sollte sich meiner Meinung nach davor hüten, vollkommen undifferenziert irgendwelche Leute zu bewerten; sei es nun der Trainer, der Vorstand oder irgednwelche Spieler. Als Zuschauer hat man natürlich auch das Recht, Kritik anzubringen - als Vereinsmitglied im Rahmen der Jahreshauptversammlung erst Recht. Aber wenn man das tut, sollte man sich nicht irgendwelchen billigen Argumentationen hingeben oder in eine populistische Rhetorik verfallen.