Urli hat geschrieben:
Soll übrigens schöne Grüße von Occean aus Kanada und Shechter ausrichten, sie lieben alle FCK Fans. Occean lobt Kuntz über den grünen Klee und sagt herzlich DANKE FÜR ALLES. Auch an Typen wie dich gerichtet. Danke!
Gerade diese beiden Spieler zeigen doch exemplarisch, dass diese Diskussion ziemlich schwachsinnig ist und man die Arbeit von Stefan Kuntz nur schwer duch das einfache Auflisten von "nicht eingeschlagenen" Transfers bewerten kann. Niemand wird hier in Abrede stellen, dass Kuntz in seiner Rolle als Sportdirektor bezüglich der Transfers schon das ein oder andere mal auf das falsche Pferd gesetzt hat. Letztlich kann man dagegen aber mit anderen Namen argumentieren, die sich als vorzügliche Transfers herausgestellt haben. An diesem Schlagabtausch der Befürworter und Gegner der Transferpolitik möchte ich mich aber gerade nicht beteiligen.
Shechter und Occean dienen hier exemplarisch dafür zu zeigen, dass zur retrospektiven Bewertung eines Transfers auch immer gewisse Begleitumstände berücksichtig werden müssen. Ein Olivier Occean zum Beispiel war zwar aufgrund fehlender Spielpraxis in der Bundesliga mit einem gewissen Risiko verbunden, seine Zahlen in der 2. Bundesliga haben eine deutliche Sprache gesprochen. Aus damaliger Sicht war seine Verpflichtung kein unvernünftiger Transfer. Die spätere Entwicklung war nur schwer abzuschätzen - es war auch nicht zu erwarten, dass sich sein vermeintlicher Back Up Simon Zoller so hervorragend entwickelt und damit einen Occean quasi obsolet machen würde. Zoller - ein Mann, den übrigends auch Stefan Kuntz verpflichtet hat.
Während eine Kritik an der Occean Verpflichtung sogar noch teils nachzuvollziehen ist, muss man bei Itay Shechter die Begleitumstände noch stärker einfließen lassen. Dieser hatte einen hervorragenden Ruf und wurde von zahlreichen Vereinen (darunter auch Hannover 96) intensiv umworben. Es war nicht die exklusive Meinung von Stefan Kuntz, dass es sich hierbei um ein großes Talent mit genügend Potenzial für die deutsche Eliteliga handelt. Nachträglich dem Sportdirektor vorzuwerfen, dass sich Shechter nicht in der Bundesliga durchgesetzt hat, ist denkbar einfach - dieses Risiko besteht letztlich auch beim jedem Spieler. Diese Gefahr musste man aber in Kauf nehmen, um einen Spieler mit einer solch hervorragenden Prognose zu verpflichten. Hier hat sich aber nicht nur Stefan Kuntz geirrt, sondern auch zahlreiche weitere Scouts, die eine Shechter Verpflichtung für einen absoluten No-Brainer gehalten haben.
Und auch bei Jakub Swierczok hält sich meine Kritik in Grenzen, weil man auch hier die Begleitumstände berücksichtigen muss. Auf den ersten Blick ist die Sachlage klar: Kuntz verpflichtet einen Spieler (den er vorher intensiv beobachtet und für tauglich empfunden hat), der sich nach einigen Jahren im Verein nicht durchgesetzt hat und nun ohne Gegenwert abgegen wird. Das liest sich schlecht - dahinter steht allerdings fehlendes Glück und noch eine gehörige Portion Pech. Bei der Verpflichtung von Talenten muss man natürlich immer Glück haben. Wenn mans ich die ersten Spiele von Swierczok anschaut, kann ich schon durchaus verstehen, was Stefan Kuntz in ihm gesehen hat. Er bringt Anlagen mit, die einen veritablen Bundesligaspieler erahnen lassen. Leider hat er er nicht den erwarteten Sprung gemacht - auch und weil er sich mehrmals schwer verletzt hat und so in seiner Entwicklung ausgebremst wurde. Man hatte mit ihm also auch gehöriges Pech. Dass man sich nach diesre Leidenszeit von dem Spieler trennt ist schade (auch wegen der investierten Euros), aber durchaus nachvollziehbar. Solch eine Geschichte nun aber als entlarvenden Beweis für die Untauglichkeit eines Sportdirektors heranziehen zu wollen, ist absoluter Schwachsinn. Solche Geschichten schreibt der Fußball immer wieder, fast jeder Sportdirektor setzt mal auf den falschen Spieler oder schätzt ein Talent falsch ein. Gerade bei kleineren Vereinen geht man mit jedem Transfer ein gewisses Risiko ein, da man eben auf größtenteils unbekannte Spieler mit einer nicht minder unbekannten Zukunft setzen kann.