salamander hat geschrieben:Also, ich würde es begrüßen, wenn er doch noch kommt. Weil er die Wahrscheinlichkeit erhöht, die Klasse zu halten und weil er womöglich einmal einen Transfergewinn generiert, der es uns ermöglicht, zu überleben, ohne uns einem Sponsor auszuliefern.
Aber Zweifel bleiben. Deshalb hier einige Fragen an den DBB-Ethikrat:
Darf man den Wechsel zum FCK jetzt begrüßen, nachdem man den Spieler noch vor wenigen Stunden als Inkarnation des modernen Fußballs und Pestgeschwür gegeißelt hat?
Ist er nun schon deshalb kein Söldner mehr, weil er in unserem Sold steht? Wäscht es ihn rein, dass wir zuletzt lachen und andere die Verarschten sind? Rechtfertigt die Erleichterung, nun vom RTL-Gericht doch nicht zum Depp verurteilt zu werden, sich nun selbst dazu zu machen, indem man den Neuzugang willkommen heisst, als wäre nichts geschehen?
Muß man sich nicht schmutzig fühlen, wenn man ihn künftig bejubelt, nachdem man sich eben noch stundenlang selbst überzeugt hatte, dass ein solcher Charakterkrüppel uns auf Dauer nur schadet?
Können wir uns das ganze Fritz-Walter-Werte-Gerede und die Gegen-den-modernen-Fußball-Parolen nicht in die Haare schmieren, wenn wir, je nach aktueller Faktenlage, wie Duracell-Hasen zu dieser Posse klatschen oder buhen und am Ende artig applaudieren, solange nur wir es sind, denen er seine teuer erkaufte Gunst schenkt? Als wäre das unser Verdienst, auf den wir stolz sein dürfen?
Was also kostet unsere Selbstachtung und unser Stolz? Was ist unser Preis? Was wäre es uns wert, wenn SK den Jüngling und seinen Berater morgen früh nicht einmal anhören würde, sondern auf die Werte eines Traditiosnsvereins verwiese, der sich nicht bückt vor dem Luden und seinem Schützling? Wären wir bereit, dafür in die 2. Liga zu gehen, mit erhobenem Kopf?
Was lässt das Verhalten des Spielers und seines Zuhälters, der entweder kriminell oder wahnsinnig sein muss, ahnen für künftige Vertragsverhandlungen?
Ist der Fußball also nur noch ein Jahrmarkt, der FCK ein Karussel und SK der Schiffsschaukelbremser? Und wir die dummen Landkinder mit großen Augen und Zuckerwatte, die so degeneriert sind, dass sie sich selbst von diesem widerwärtigen Schauspiel nicht abgestoßen fühlen? Oder fühlen wir uns inzwischen vom Transfertheater besser unterhalten als vom Kick auf dem Betzenberg?
@salamander
Deine Fragen sind absolut berechtigt. Wenn ich mir so manche Wendehälse hier zu Gemüte führe, die gestern Morgen noch vom Untergang des Fußballs schwafelten, unseren Vereinsoberen inklusive Chefscout und Pressesprecher Anfängertum und Dilettantismus vorwarfen und den FCK bereits in den Niederungen des Fußballs untergehen sahen und die nun, nachdem der Spieler scheinbar das gleiche Schmierentheater mit dem anderen Club, den ich nicht nennen möchte, vollführt hat, demselben Spieler zujubeln und ihn willkommen heißen, schadenfroh mit dem Finger auf den anderen Club und die dortigen Vereinsoberen samt Trainer zeigen, dann schauderts mich gewaltig!
Du hast auch vollkommen recht, wer die Werte Fritz Walters und Horst Eckels hoch halten möchte und wer sich die Tradition des Fußballs vergangener Zeiten auf die Fahne schreibt, der kann nach einer solchen scheinbaren Vorgehensweise eines scheinbaren Wohlstandsjünglings normalerweise nicht anders verfahren, als dem Wohlstandsjüngling eine Briefmarke auf den Allerwertesten kleben und ihn nach Polen zurückschicken.
Ich gebe allerdings eines zu bedenken: wir kennen hier bisher nur die Auszüge aus den Medien, polnische, niederländische, timbuktanische Medien usw, denen allen mindestens eines nachgesagt werden kann: dass sie nämlich den KTG machen und voneinander abschreiben, was irgendein Käseblatt in diesem Zusammenhang irgendwann mal geschrieben hat. Der vermutliche Wahrheitsgehalt dieser Meldungen dürfte prozentual ausgedrückt unter Raumtemperatur liegen.
So wäre mein Rat in dieser Geschichte, auch wenn ich nicht dem Ethikrat des DBB-Forums angehöre, dass man sich seitens FCK den Spieler anhört und seine Version der Ereignisse erst mal vortragen lässt. Lassen sich hierbei die Vorbehalte und Ärgernisse, die in den letzten beiden Tagen aufgebaut wurden, lückenlos auf- und erklären, dann wäre der mutmaßliche Neuzugang gut beraten, eine Presseerklärung herauszugeben, in der er sich nicht nur zu seinem Tun, sondern auch zum neuen Verein erklärt.
Wenn letzteres passiert, dann habe ich persönlich kein Problem, ihn bei uns willkommen zu heißen. Den Worten müssen dann natürlich Taten folgen, selbstverständlich! Aber jeder hat eine zweite Chance verdient. Wer einigermaßen was auf dem Kasten hat, der wird aus solchen Ereignissen und Schlagzeilen etwas lernen...
LG, SuperMario