sforza13 hat geschrieben:Bitte Herr Hengen,nicht mit Schuster verlängern,wir haben es gesehen in der letzten Rückrunde wo es hingeht.Herr Schuster profitiert im Moment nur von den Neuzugängen die zum Glück gleich eingeschlagen sind.
Zu den Umständen der Rückrunde ist ja schon genügend gesagt worden, z.B. bezüglich des Verletzungspechs, der Motivation nach dem früh erreichten Saisonziel, des Austestens neuer Spielelemente, der Verteilung von "Matchglück" im Vergleich zur Hinrunde.. Das relativiert meiner Meinung nach die zum Teil dürftigen Leistungen.
Dass wir nach der Hinrunde als nominell schwächster Drittligaaufsteiger mit 3/4 unseres Saisonziels auf Platz 4 standen, hat dann wahrscheinlich auch nichts mit Schuster zu tun, sondern ist nur auf die Aufstiegseuphorie zurückzuführen?
Eine Argumentationsweise so alt wie der Fußball selbst: ist der Trainer unbeliebt, aber erfolgreich, ist die Mannschaft es
trotz und nicht
wegen des Trainers. Schließlich könnte mit diesen Spielern ja jeder erfolgreich sein. Sorry, das ist mir zu simpel.
Natürlich ist der Erfolg in der aktuellen Saison zu einem großen Teil der klugen Umstrukturierung des Kaders zu verdanken, der Verjüngung und Verstärkung an den entscheidenden Stellen ohne den Kader unnötig aufzublähen. Aber dass das Trainerteam bei den Neuzugängen auch ein Wörtchen mitzureden hatte, ist schon klar, oder? Es wird in fast jedem öffentlichen Auftritt von FCK-Funktionären zu dem Thema betont, dass Entscheidungen zur Kaderplanung unter Absprache zwischen Sportdirektion und Trainergespann fallen. Sicherlich haben Thomas Hengen und Enis Hajri ihren Anteil am aktuellen Aufschwung, aber tagesaktuell mit dem Spielern arbeiten und Spielsysteme entwickeln müssen die Trainer, daher kann man davon ausgehen, dass entscheidende Impulse darüber, welches Spielerprofil auf welcher Position gesucht wird, auch von Schuster ausgehen.
Und natürlich müssen, wie z.B. Lautern-Fahne richtig sagt, die Puzzlestücke dann auch sinnvoll eingesetzt und gleichzeitig die Reservisten bei Laune gehalten werden (Stichwort "Menschenführung"). Den maximalen Konkurrenzdruck auch über das Training aufrecht zu erhalten und gleichzeitig zu vermitteln, dass in einer langen Saison jeder gebraucht wird und seine Chance erhalten kann, ist eine hohe Kunst - zumindest bisher scheint es keine nennenswerten atmosphärischen Störungen in der Mannschaft zu geben. Für mich ist auch die jüngste Aussage von Klement, dass er sich weiterhin so fit wie möglich hält, um auf seinen Einsatz zu lauern, eher so zu werten, dass er diesen Konkurrenzkampf annimmt.
Zudem finde ich sieht man inzwischen sehr deutlich, dass Schuster die Mannschaft entwickeln kann - sowohl individuell als auch kollektiv. Auch innerhalb eines Spiels werden situativ verschiedene Systeme gut beherrscht, wer dabei auf dem Platz steht, ist inzwischen fast schon egal. Dass Schuster dann bei taktischen Fehlgriffen oder Finten des gengerischen Trainers in der Lage ist, rechtzeitig durch Wechsel oder Umstellungen einzugreifen, war nun auch schon mehrmals sichtbar. Auch in Sachen Ausdauer und Belastungssteuerung zeichnet sich meiner Beobachtung nach eine positive Entwicklung ab.
Natürlich ist es noch zu früh, um irgendwelche Aussagen über den Vertrag von Schuster treffen zu können. Das man als finanziell immer noch knapp kalkulierender Zweitligaverein nicht mehr längerfristigen Verträgen um sich werfen kann, dürfte jedem Beteiligten klar sein. Zumal die Fanunterstützung in der Trainerfrage ebenfalls eine nicht zu unterschätzende Rolle spielt. Und da bleibt es schwer für Schuster, selbst wenn er uns bis zum Ende im oberen Tabellendrittel hält. Nach der plötzlichen Entlassung des (zurecht) beliebten Marco Antwerpen hatte er einen schwierigen Einstieg, den er allerdings gemeistert hat. Mit seinem KSC-Background und als Ostdeutscher in der Pfalz wird er hier auch nie zur lokalen Identifikationsfigur heranreifen, wie Frank Schmidt in Heidenheim oder Streich in Freiburg.
Trotz alledem kann man jetzt, wo ein Viertel der Saison gespielt ist, auch mal festhalten, dass Schuster und Franz hier bisher eine gute Arbeit verrichtet haben und für die aktuelle
mittelfristige Zielsetzung - Konsolidierung in der zweiten Liga mit schrittweiser Verjüngung und Verstärkung - durchaus das passende Personal darstellen könnten. Ob ihnen die auf längere Sicht die Entwicklung zu einer Aufstiegsmannschaft, die dann auch die erste Bundesligasaison seit x Jahren "überlebt", gelingen kann, sei zunächst mal dahingestellt - aktuell werden offiziell ausgegebene Ziele aber erreicht oder sogar übererfüllt.
Was jedenfalls denjenigen (inzwischen sehr stillen) Kritikern, die Schuster schon nach zwei Saisonspielen freistellen wollten, eine Lehre sein sollte: gerade nach personellen Umbrüchen - ich zähle auch diese Saison in kleinerem Maßstab dazu - muss man einem Trainerteam auch mal eine Ergebniskrise zugestehen, gerade wenn in der Betrachtung des "großen Ganzen" durchaus Fortschritte zu erkennen sind. Würden wir heute auch auf Platz 3 stehen, wenn wir nach dem Schalke-Spiel die Reißleine gezogen hätten und jetzt ein neuer Übungsleiter auf der Bank sitzen würde? Müßig, darüber zu spekulieren, aber ich glaube kaum. Ein neuer Trainer bedeutet neue Konzepte, neue Regeln und Grundsätze, viele Spieler fangen wieder bei Null ein, es braucht eine neue Kennenlernphase. Das sollte man nur im äußersten Notfall mitten in der Saison tun und dieser war bisher m.E. unter Schuster zu keinem Zeitpunkt gegeben.