"Seit Jahrzehnten kritisieren die Fans in Deutschland die zügellosen Ausmaße der Kommerzialisierung. Spieler-, Berater- und Funktionärsgehälter haben mittlerweile völlig ungerechtfertigte Sphären erreicht und sind nicht solide gegenfinanziert. Anders kann nicht erklärt werden, dass die Pläne des Milliarden-Unternehmens Profifußballs nicht aus dem laufenden Betrieb finanziert werden können."
Wer im Fußball ein Geschäft sieht, wird wohl gleichursprünglich eingestehen müssen, dass dieser Befund aus dem Statement der Fanszenen auf eine ökonomische Irrationalität hindeutet, die trotz deren enormen Machtzuwachses sogar für Investoren stets unrentabel zu verlaufen droht. Die Branche ist zu einem Selbstbedienungsfeld zumindest für die hier angeführten Gruppen geworden. Diejenigen Menschen, die den Fußball aber zum Ereignis machen, diejenigen, die ihn auf den vielen Plätzen in mittleren und kleinen Vereinen in den Kinder- und Jugendabteilungen zum sprichwörtlichen sozialen Kit umarbeiten, die sollen applaudierend bei obszönen Bereicherungen zusehen, welche soziale Ungerechtigkeiten auf Generationen verlängern (- vgl. Bemerkung von Markus Babbel in der Hart-Aber-Fair-Sendung). Diese Entwicklung ist nun hier ausnahmsweise nicht bruchlos fortgesetzt worden, sondern entschlossen und mit viel Arbeit für gut organisierte, solidarische Proteste gebremst worden!
Das ist in ansonsten für die Demokratie düsteren Zeiten ein sehr gutes Zeichen für Konfliktkultur: Es wurde nicht hingenommen, dass im geheimen Klüngelmodus zulasten der Vielen Geschäfte gemacht werden, die überwiegend abgelehnt werden. Abgesehen von einigen Bild-Motiven sind nach meiner Wahrnehmung mit klugem Protest verfügbare Mittel genutzt worden. Dass dies erforderlich war, zeigt allerdings auch, dass die Machtkonzentration im Fußball längst einen oligarchischen Charakter angenommen hat. Es ist leider trotz des Erfolgs also längst nach Zwölf - denn auch die 50+1-Regel ist schon längst verwässert und wird juristisch gefährlich bekämpft. Dabei müsste eine Redemokratisierung des Fußballs noch viel weiter gehen.
[Vielleicht sehen wir das ja gerade im eigenen Gebilde aus Verein, Komplementär-GmbH und GmbH & Co. KGaA? Oder kann mir jemand erklären, wie Vereinsmitglieder, die zum Zweck des Betriebs einer Lizenzspielerabteilung ihren Verein betreiben, auf den Gedanken kommen sollten, mit einer Vermarktungstour im Sommer den Konditionsaufbau für eine ganze Saison aufs Spiel setzen? Die Dringlichkeit, die sich in der Inkaufnahme dieses Risikos zum Ausdruck bringt, passt zumindest dem Ideal nach eher zu Kommanditaktionären und der Renditeerwartung auf deren Einlagen. Aus dieser Postionen gilt wirklich, Zeit ist Geld, statt "gut Ding will Weile haben".]
Wie viel Arbeit die Redemokratisierung noch wäre, wird deutlich, wenn man bedenkt, dass auch Vereinsstrukturen oligarchisch verklumpen können, wenn viel Geld im Spiel ist. Und das wird im Fußball immer genug sein, vermutlich. Auch wenn ein demokratisch organisierter Fußball noch weit ist, ist nun mit den Protesten zumindest eine weitere Verschlimmerung vorerst verhindert worden. Wem deshalb um die internationale Konkurrenzfähigkeit bange ist, der sollte sich mal ein Bild über die Konkurrenz in Oligarchen ein Bild verschaffen - ein Blick auf die Verteilung der Meistertitel im Deutschland der letzten Jahre nimmt hier vorweg, was langfristig in Europa droht, wenn man die Dinge im Fußball auf den derzeitigen Schienen belässt. Ich für meinen Teil habe längst entschieden, mich von diesem Fußball nicht mehr affizieren zu lassen. Dass ich hier schreibe, zeigt, dass das "total gut" klappt, außer man liebt halt diesen FCK

. Aber sonst kann ich von da draußen - also von außerhalb des Kommerzgekickes - berichten, dass Fußball auch dann dramatisch und freudvoll sein kann, wenn die Kicker*innen keine Millionäre sind. Ich weiß, dass auch viele Andere hier das wissen und darin liegt letztlich unsere Macht! Der Fußball sind wir und wir zahlen für den Reichtum weniger - wenn wir wollen.
Danke und Riesenkompliment an alle, die sich für diese Proteste eingesetzt und aufgerieben haben, die Tennisbälle ins Stadion gebracht haben und und und! Prima! Alles gewonnen, was hier grad drin war! Jetzt halten wir die Klasse ohne Andy, für Andy "ohne" Kondition und in der neuen Saison gehen wir vielleicht dann mal wieder mit Kondition im Lizenzspielerkader in die zweite Liga. Spielt der FCK, sehe selbst ich mir dann Millionäre in der Bundesliga an, - nur dann!
