Der Vorstand von Hansa hat es in der Halbzeit auf den Punkt gebracht: "Wir wussten, dass die Probleme bekommen, wenn es schnell wird". Mehr muss man zur Spielanalyse gar nicht sagen. Selbst der FKP wäre auf Basis dieser Analyse fast in der Lage gewesen uns zu schlagen. Wer Dortmund gesehen hat oder noch besser, weis, dass Usain Bolt jetzt erste australische Liga spielt, der weis welche Bedeutung alleine Geschwindigkeit im modernen Fußball erreicht hat. Die Dosen verpflichten nur Spieler, die die 50m in einer gewissen Zeit sprinten können - schon in der Jugend. Willi wäre deshalb fast durchs Raster gefallen. Wir haben mit TT einen der besten Konterspieler der Liga, bekommen ihn aber kaum in Szene gesetzt, weil kein Umschaltmoment ausgespielt wird. Stattdessen bekommt er 50m Bälle von Aalbeck halbhoch an den 16er gespielt. Das hat funktioniert als Franz Beckenbauer Libero gespielt hat. Das hat mit einer modernen und zeitgemäßen Spielauffassung nicht die Bohne zu tun.
Der Aufsichtsrat hat mit der Ausgliederung ein wichtiges Projekt vorangetrieben, sich darauf fokussiert. Da fühlt sich Klatt eben wohl. Bei der sportlichen Erneuerung ist aber viel zu mutlos agiert worden. Bader war schon eine mutlose Entscheidung. Eine Entscheidung für einen etablierten statt für einen innovativen Manager. Der hat dann durch seine Entscheidung für Frontzeck nach dem tragischen Schicksalsschlag für Jeff, die Erneuerung und Innovation komplett abgewürgt. Auf den ersten Blick sind beide Entscheidungen nachvollziehbar, denn zwei erfahrene Kutscher geben das Gefühl von Sicherheit. Auf den zweiten Blick ist es eine Katastrophe, weil wir gefühlt noch Pergamentrollen versenden, während der Rest per E-Mail kommuniziert.
Die Idee, dass diese gefühlte Sicherheit, diese angebliche Kontinuität, eine gute Grundlage für Investoren ist, war der nächste Trugschluss. Das Gegenteil ist der Fall. Wie vor kurzem zu hören, versucht man jetzt eine weitere Saison auf Pump zu finanzieren. Wahrscheinlich mit dem selben Geldgeber, der schon die letzten beide Jahre finanziert hat, damals gegen die Abtretung der Fernsehgelder, jetzt vermutlich gegen die Abtretung der Anteile an der AG & Co. KG. Die beiden Marketing-Fachleute Banf und Bader haben schlicht das operative Geschäft nicht in den Griff bekommen. Es wird vermutlich das 4 Jahr in Folge sein, indem wir weit hinter den Möglichkeiten unseres Etat zurückbleiben. Weil wir in unserem Verein alles mögliche machen, anstatt uns auf guten Fußball zu fokussieren. Auf der HV soll laut Einladung erklärt werden, wie toll das Vier-Säulen Modell ist und wie man versucht Investoren zu finden. Viel mehr würde mich interessieren, was wir für ein Fußball spielen wollen und wie das sportlich Gesamtkonzept aussieht. Wenn man an Frontzeck festhalten will, dann will ich das erklärt haben. Von dem, den wir dafür bezahlen und zwar auf inhaltlich akzeptablen Niveau - ohne Platituden und Worthülsen oder Metaphern wie dem vermoderten Keller.
Was mich aber am meisten ärgert, ist diese fortschreitende Ignoranz und Starrköpfigkeit von allen Beteiligten. Das offensichtlich Richtige nicht zu tun. Viel schlimmer als eine Fehlentscheidung zu treffen, ist es eine Fehlentscheidung nicht zu korrigieren. Was sind die Motive?
Ich bin geneigt auf der JHV einen Antrag zu stellen, die Satzung dahingehend ändern zu lassen, dass eine Verfügung, also Verpfändung der Anteile an der AG & Co. KG nicht möglich ist bzw. nur nach Zustimmung der Mitglieder. Das Gleiche gilt für die Kapitalerhöhung. Kapitalerhöhungen müssen genehmigt werden (sog. genehmigtes Kapital) und bei Kapitalerhöhungen über eine gewisse Summe müssen entweder gewisse Wertgrenzen eingehalten, oder die Mitglieder erneut befragt werden. Mir fehlt zunehmend das Vertrauen, dass mit der Macht und dem Vertrauensvorschuss, der den handelten Akteuren an der AOHV gegeben wurde, ordentlich umgegangen wird. Es ist an der Zeit, persönliche Eitelkeiten und dieses: "Ich kann das alles alleine" hinten an zu stellen und im Sinne des Vereins die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Mein Lieblingsantrag (und nicht weil es mich persönlich betroffen hat!) bzw. genauer gesagt die Begründung, ist im Übrigen der folgende:
Die vorgeschlagene Änderung, wonach nur solche Kandidaten in den Aufsichtsrat gewählt werden dürfen, die bereits mindestens seit 5 Jahren Vereinsmitglied sind, beruht
auf dem Antrag eines Mitglieds. Das Mitglied verfolgt mit dem Antrag die Absicht, nur solche Kandidaten in den Aufsichtsrat zu wählen, die auch mit den Angelegenheiten des
Vereins vertraut sind und ein Interesse für den Verein haben. Der Verein unterstützt den Antrag des Mitglieds und hat ihn daher übernommen.
Umgekehrt formuliert heißt das, dass Mitglieder die nicht fünf Jahre im Verein sind, mit den Angelegenheiten des Vereins nicht vertraut sein können und kein Interesse am Verein haben? Ich bin dafür, dass alle Mitglieder die Herr Leyenberger persönlich und mit viel Herzblut geworben hat, direkt wieder aus dem Verein austreten - interessiert sie ja sowieso nicht. Vielleicht können wir die Grenze ja auch auf 15 Jahre ändern - Dann müssen einige amtierende AR ihr Amt wieder niederlegen. Noch besser finde ich im übrigen die Formulierung: Der Verein unterstützt den Antrag des Mitglieds und hat ihn daher übernommen. Wer ist in diesem Falle der Verein? Ist es nicht vielmehr so, dass die Mitglieder gefragt werden sollen, um die Meinung und Position des Vereins zu diesem Antrag einzuholen? Vielleicht ist die Geschäftsführung einer Tochtergeselschaft dieser Meinung. Der Aufsichtsrat ist zumindest nicht einheitlich der Meinung, dass dieser Antrag übernommen werden sollte. Das weis ich. Zumal das operative Personal, also die Leute, die wirklich mit den Belangen des Vereins vertraut sein sollten, bei Amtsantritt nichtmal Vereinsmitglied waren.