@bybybonn
Danke für Deine Offenheit. Jeder wie er es für richtig hält.
Ich versuche mal eine Gesprächsebene zu finden, bei der sich vielleicht der Vorstand, AR, Mannschaft, Trainer, etc. und diejenigen, deren Anträge abgeschmettert wurden, wiederfinden können.
Auch wenn es darum geht, die Saison zu hinterfragen und Weichen für die neue Saison zu stellen. Ist mit Sicherheit etwas umfangreicher, aber ich glaube es lohnt sich. Die einen werden sich wohl an die AOMV erinnert fühlen, diejenigen die Rechenschaft ablegen mussten an die Rückrunde 2011/2012.
Der User
Piranha hatte einen Beitrag der Berliner Zeitung vom 11.Oktober 2003 von Peter Riesbeck zitiert. Ich habe es mir erlaubt die Stellen rot zu markieren, die er ausgelassen hatte. Wer es ganz eilig haben sollte, dem empfehle ich nur diese Stellen zu lesen. Kennen tue ich den Piranha nicht und die Verantwortung für seine restlichen Beiträge übernehme ich auch nicht.
"Initiiert" wurde das ganze vom User Altmeister, der jetzt auch im AR sitzt und wohl nur abnickt.
viewtopic.php?f=6&t=9868Berliner Zeitung, 11. Oktober 2003
Der vergessene WeltmeisterAuf der Suche nach einem der Helden von BernPeter Riesbeck
Manchmal macht sich die große Geschichte ganz klein. Dann passt ein ganzes Heldenleben in eine schmale Kladde. Die Legende schlüpft in ein Fotoalbum und ruht jahrelang verborgen auf einem Dachboden, eingezwängt zwischen Plastikhüllen. Die Erinnerung verblasst wie die Fotos und Zeitungsausschnitte, zusammengetragen über einen Mann, der 1954 Geschichte schreibt. Lange hütet das Album sein stilles Geheimnis. Die Geschichte setzt zwei Jahrzehnte lang Staub an und wird Ende der neunziger Jahre von einem Unbekannten entsorgt - auf einem Flohmarkt in Mainz. An einem sonnigen Herbsttag taucht das Album mit seinen Bildern zwischen Schallplatten und Pokalen wieder auf: Ein stolzer Vater mit Schubkarre vor seinem Eigenheim, neben ihm lacht seine Tochter im Sonntagskleid. Ein kantiger Fußballspieler im Kampf um den Ball. Und schließlich: Der kräftige Mann mit rundem Gesicht, das schüttere pechschwarze Haar zurückgekämmt, inmitten seiner Mannschaftskameraden. Glückstrunken reihen sich die Spieler zur Siegerehrung auf: die Helden von Bern. Dritter von rechts: Werner Kohlmeyer, der Verteidiger.
Selbst nach dem gewonnenen Finale gegen Ungarn wirken seine Augen ein wenig traurig und müde.Eine ganze Nation feiert Werner Kohlmeyer an jenem 4. Juli 1954 als Retter. Zumindest für einen kurzen Moment - in der 53. Minute. Der Radio-Reporter Herbert Zimmermann kommentiert: "Der Regen prasselt. Keiner wankt im Wankdorf-Stadion zu Bern . Jetzt Gefahr! Schuss. Auf der Torlinie gerettet. Nachschuss müsste kommen. Noch mal auf der Torlinie gerettet. Das erste Mal Posipal. Das zweite Mal Kohlmeyer . Rettet. Rettet. Rettet."
Kohlmeyer klärt im Finale gleich zweimal auf der Linie für den geschlagenen Torhüter Toni Turek. Und auf der anderen Seite schießt Helmut Rahn später das alles entscheidende Tor. Minuten später ruft Reporter Zimmermann erlöst: "Aus. Aus. Aus. Das Spiel ist aus. Deutschland ist Weltmeister."
Das Spiel macht Geschichte. Vieles wird verklärt. Und viel ist gedeutet worden über jenen Triumph. Vom Wunder ist die Rede. Und von den Helden von Bern.
Der Historiker Joachim C. Fest spricht "von der mentalen Gründung der Bundesrepublik". Nun kommt das Wunder ins Kino. Regisseur Sönke Wortmann hat es mit viel Pathos verfilmt. "Jedes Kind braucht einen Vater. Jeder Mensch braucht einen Traum. Jedes Land braucht eine Legende", steht auf dem Filmplakat. Das Land braucht seine Helden. Unbezwingbare Helden. Für einen wie Werner Kohlmeyer ist bei so viel Mythos kein Platz. Für einen, der über sein Leben nach dem Triumph von Bern später sagt: "Was dann kam, das war ein einziges verlorenes Wochenende." Auch davon erzählt das kleine Album.
Werner Kohlmeyer kommt am 19. April 1924 in Kaiserslautern als Sohn eines Drechslers und einer Hausfrau zur Welt. In dem beschaulichen Städtchen im Pfälzer Wald stößt das Sporttalent früh zum 1. FC Kaiserslautern. Dort trifft er auf einen, der noch mehr Talent besitzt: Fritz Walter.
Still und bescheiden begleitet Kohlmeyer Walters Karriere. Am Rand. Als linker Verteidiger.
An der Seite von Fritz Walter gewinnt er 1951 und 1953 mit Kaiserslautern die Deutsche Meisterschaft. Und an dessen Seite taucht er im berühmten Notizbuch des Bundestrainers Sepp Herberger auf. Mit Fritz Walter reist er 1954 zur Weltmeisterschaft in die Schweiz. Zusammen mit drei weiteren Lauterer Teamkollegen - Ottmar Walter, Werner Liebrich und Horst Eckel.
"Mei, waren wir jung damals", sagt Horst Eckel. Langsam blättert er bei einem Treffen durch das Foto-Album. Eigentlich braucht er keine Bilder, um sich zu erinnern. Eckel ist so etwas wie der inoffizielle Nachlassverwalter des Wunders von Bern. Nur drei der Spieler leben noch. Eckel, 71, ist der Jüngste. So bleibt das Erinnern häufig ihm überlassen. Eckel nennt Werner Kohlmeyer meist nur den "Kohli".
"Der Kohli", sagt er, "war ein Sportler. Ein ganz großer Sportler. Der hat alles gekonnt. Basketball, Radfahren. Tischtennis. Und er war extrem schnell. Ein Leichtathlet. Hoch- und Weitsprung. Der war sogar pfälzischer Meister im Fünfkampf."Häufig absolviert "der Kohli" am Morgen einen Leichtathletik-Wettkampf, bevor er am Nachmittag auf dem Betzenberg als Verteidiger aufläuft. "Der Kohli war sehr kopfballstark, sehr zweikampfstark. Der konnte die Abwehr wunderbar organisieren", sagt Eckel. Und die Regionalzeitung Rheinpfalz rühmte nach dem Finale um die Deutsche Meisterschaft 1951: "Der Lauterer Verteidiger zeigte diesmal seine Stärke besonders im spritzigen Dazwischenfahren, im klugen Zweikampf und im blitzartigen Start um den Gegner."
Alle schwärmen sie von dem überragenden Abwehrspieler Kohlmeyer. Und loben dessen Kameradschaft.
"Wenn der Werner Kohlmeyer fünf Mark in der Tasche gehabt hat, und man kam zu ihm, der hat einem die fünf Mark gegeben", erinnert sich Eckel. Fritz Walter schreibt in seinem WM-Tagebuch: "Werner Kohlmeyer, der Kohli, schon oft Retter in höchster Not, ein Universalgenie, ein Typ, den man gern haben muss."
Vielleicht ein wenig eigenbrötlerisch. Ein wenig eigenartig. Und immer wieder überraschend. Ein Foto im Album zeigt die Nationalelf in der Freizeit während des WM-Turniers in der Schweiz. Die Kicker tragen den engen Trainingsanzug des DFB. Einige haben in Spiez die Bühne einer Tanzkapelle gestürmt. Werner Kohlmeyer vorneweg. Das Foto verewigt ihn am Schlagzeug. "Sagen wir mal so", erinnert sich Horst Eckel, "die versuchten, Musik zu machen."
Selbst kurz vor dem Spiel agiert Kohlmeyer mitunter unberechenbar. In Lautern hatten sich die Spieler angewöhnt unrasiert aufzulaufen. Das bewährte sich auch bei der WM. Zehn Minuten vor der Halbfinalpartie gegen Österreich aber seift sich Kohlmeyer plötzlich in der Kabine sein Gesicht ein. Fritz Walters Tagebuch hält die Szene fest: ",Was machst du denn da? , fragen wir entgeistert. Oooch, ich rasiere mich , sagt er lapidar." Der Kohli sei eben der Kohli, erklärt Walter später schlicht. Von seinem Haus im Stadtteil Morlautern heißt es, Kohlmeyer habe dort gleich zwei Klaviere aufgestellt. Eines Parterre und eines im Obergeschoss. "Ja glaubst du denn, ich schleppe das Ding immer hoch und runter, je nachdem, wo die Party ist", hat er erklärt.
Ein Weltmeister in der Provinz, der sich auch etwas erlauben kann. Davon erzählt eine kleine Zeitungsnotiz. Wie der Buchhalter Kohlmeyer auf dem Weg zur Bank mit einigen tausend Mark plötzlich in Lautern auf dem "Gässje" stoppt, weil dort Kinder kicken. Die Geldtasche wird zum Torpfosten und der Weltmeister spielt Straßenfußball: Drei Ecken - ein Tor. Sein Chef soll getobt haben.
Aber unverwundbar ist der Verteidiger nicht. "Kohlmeyer wurde berühmt, als der Mann, der noch hinter dem Torwart stand", schreibt das Fachblatt kicker damals. Aber das ist nun mal der Job von Abwehrspielern, da zu sein. Gewürdigt wird das selten. In der Erinnerung bleiben Unachtsamkeiten hängen. Wie jene zum zwischenzeitlichen 0:2-Rückstand im Finale von Bern. Fritz Walter hält die unglückliche Szene in seinem WM-Tagebuch fest: "Mai will Hidegkuti den Ball wegnehmen. Tut es auch, aber nicht gründlich genug. Kohlmeyer springt zur Verstärkung hinzu, erwischt das Leder und läuft, weil er es zu Turek zurückgeben will, mit ihm in Richtung eigenes Tor . Ein beiderseitiges Missverständnis! . Werner Kohlmeyer rutscht das nasse Leder vom Außenrist des rechten Fußes ab . unser Schlussmann wirf sich zwar blitzschnell zur Seite, kann den Ball aber nur mit einer Hand packen . Aus dem Hintergrund taucht Außenstürmer Czibor auf . Er hat nicht die geringste Mühe, es ins sperrangelweit geöffnete Tor einzuschießen."
Ähnlich unglücklich wie diese Szene verläuft auch einer der letzten Auftritte von Kohlmeyer im Nationalteam. Am 1. Dezember 1954 spielt der Überraschungs-Weltmeister in Wembley gegen England. Ein Match, das noch heute als eines der größten des legendären englischen Stürmers Stanley Matthews gilt. Kohlmeyer muss gegen ihn spielen. Er versucht alles, vergeblich, wie die Times bildreich berichtet: "Es ist als wolle jemand ein Feuer in einer Streichholzschachtel einsperren." Deutschland verliert das Spiel 3:1, Matthews spielt überragend.
Matthews lobt später, er habe nie gegen einen faireren Verteidiger gespielt als an jenem Tag. Ein wertloses Kompliment. Der Nationalmannschaftsdebütant Jupp Derwall erinnert sich: "Kohlmeyer saß nach dem Spiel in der Kabine. Er sagte kein Wort und grub den Kopf in seine Hände. So saß er immer noch da, als der Rest der Mannschaft längst angezogen war. Das ganze Team musste im Bus auf ihn warten." Das Spiel in Wembley ist eines der letzten Länderspiele von Werner Kohlmeyer. Horst Eckel, der damals verletzt fehlte, sagt: "Keiner hat je begriffen, was an jenem Tag passierte." Werner Kohlmeyer vielleicht am allerwenigsten. Ein WM-Held wird zum Statisten. Wunder wiederholen sich nicht.Vielleicht passt ein solches Spiel aber auch in die Karriere des Werner Kohlmeyer.
"Der war einfach zu gutmütig. Der hätte viel länger spielen können, wenn er nicht zu gutmütig gewesen wäre", sagt Karl Schmidt, als er sich in Mainz das Kohlmeyer-Album anschaut. Schmidt kommt 1955 als junger Spieler nach Kaiserslautern. Und er macht eine außergewöhnliche Karriere. Nicht nur als Nationalspieler, sondern auch beruflich. Schmidt studiert Jura und wird Ministerialrat. Heute sitzt er im Präsidium des DFB. "Werner Kohlmeyer war einer der athletischsten Spieler, die ich kennen gelernt habe", sagt Schmidt.
"Und ich habe vom Werner nie ein grobes Foul gesehen. Obwohl er ehrgeizig war."Der junge Schmidt konkurriert in Lautern mit der Legende Kohlmeyer. "Es hat mir immer ein wenig wehgetan, dass ich den Werner Kohlmeyer langsam aus der ersten Elf verdrängte." Nach einem Streit mit dem Trainer wechselt Kohlmeyer 1957 zum FC Homburg.
Zu den Verlierern aber wollte Kohlmeyer nie gehören. Nicht im Sport. Und nicht im Beruf. Das Album berichtet darüber. Kohlmeyer erzählt im Interview, wie er nach einem Auswärtsspiel häufig direkt vom Bahnhof zur Arbeit marschierte. Sein Chef habe ihn dann erst mal nach Hause geschickt. Kohlmeyer arbeitet zu dieser Zeit als Lohnbuchhalter in der Spinnerei Kammgarn. Er ist verheiratet mit einer Lehrerin, hat drei Kinder. Im Album gibt es Bilder, die ihn stolz vor dem eigenen Haus im Stadtteil Morlautern zeigen. Ein kleiner Aufstieg im Wirtschaftswunderland.
Doch das Glück bröckelt. Schon früh heißt es, Kohlmeyer schätze die Geselligkeit. Er sei nach dem Duschen bei den ersten, die in der Vereinskneipe sitzen und Karten spielen. Bundestrainer Sepp Herberger attestiert Kohlmeyer eine "salzige Leber", einen Hang zum Alkohol. Der Buchhalter überzieht immer öfter seine Mittagspause. Der Werkschutz stellt ihn in der Kneipe zur Rede. Aber einen Weltmeister entlässt man nicht. Der Held von Bern hat Stolz. Und er ist verletzlich. "Meine Papiere will ich und Schluss", sagt Kohlmeyer. So jedenfalls steht es in einem Zeitungsartikel in dem Album.
Ähnlich radikal und eigenwillig verlässt Kohlmeyer Kaiserslautern und seine Familie. Mitten in der Nacht geht er aus dem Haus. Ohne Abschied. Einfach so. Zurück bleiben seine Frau und die drei Kinder. "In der Ehe hat es nicht mehr geklappt. Und dann ging es immer ein bisschen weiter nach unten. Wir haben versucht, ihn da unten rauszuholen. Aber wir haben keine Möglichkeit mehr gehabt", erzählt Horst Eckel. Mehr will er darüber nicht sagen. Aus alter Freundschaft, Anstand und Scham. Kohlmeyers Ehe wird 1965 geschieden.
Kohlmeyer taucht unter. Er ist weg. Verschwunden. Aus Kohli, dem Weltklasse-Verteidiger, wird Wermut-Kohli. Das Wiedersehen mit den 54-er Weltmeistern zu Sepp Herbergers 70. Geburtstag 1967 verpasst er. "Aber nur, weil niemand wusste, wo er steckte", beteuert Fritz Walter damals in einem Interview.
Ein Held von Bern ohne Adresse. Das passt nicht in den Mythos.Werner Kohlmeyer, der Weltmeister, landet in der A-Klasse in Gustavsburg nahe Mainz. Am Spielfeldrand. Als Linienrichter. Ein Unternehmer schmückt sich mit ihm und verschafft ihm eine Stelle auf dem Bau. Das Fotoalbum zeigt Kohlmeyer als Hilfsarbeiter. "Der Mann aufgedunsen, schweißüberströmt, unrasiert, unter Zementsäcken keuchend, dieser Mann ist doch nicht der vitale Werner Kohlmeyer?", fragt die Bild-Zeitung. Kohlmeyers lapidare Antwort: "Ja, ich bin s."
In Mainz besorgt ihm der Sportreporter Werner Höllein eine Stelle bei der Allgemeinen Zeitung. Werner Kohlmeyer arbeitet nun als Pförtner. Einem Reporter, der ihn besucht, erzählt er mit alter Pfiffigkeit: "Das mit dem Bau habe ich nur gemacht, weil mir der Arzt frische Luft verordnet hat." Der Mann, der früher nur durch das Hauptportal ging, sitzt nun am Hintereingang des Rhein Main Verlags. Das ehemalige Verlagsgebäude in der Mainzer Innenstadt ist längst abgerissen. Kohlmeyers Pförtnerhäuschen soll als letztes gefallen sein.
Richard Rosenbaum hat sein ganzes Leben in Mainz verbracht. Sein Vater führte einst die Vereinsgaststätte des Stadtteil-Klubs Mombach 03. In dem Viertel liegt eine Kaffeerösterei, deshalb schwebt oft ein süßlicher Duft über der Gegend. Werner Kohlmeyer hat dort zuletzt gelebt, in einer Sozialwohnung, seine Mutter führte ihm den Haushalt.
"Eines Abends", erzählt Rosenbaum, "steht Kohlmeyer plötzlich im Vereinsheim. Der Ruf, dass er gesundheitliche Probleme hatte, der ist ihm ja vorausgeeilt.
Überall, wo er hinkam hieß es, ah, Werner trink e mol." Vater Rosenbaum serviert deshalb zunächst Apfelsaft. Und der Pförtner Werner Kohlmeyer findet an diesem Ort und beim Fußball wieder ein wenig Halt. Er wird zu einer Art Manager des Klubs. Manchmal gibt er den Spielern im Training Tipps. "Der hatte immer noch ein prima Stellungsspiel", erinnert sich Rosenbaum. "Zu jedem Training war der pünktlich da. Bei jedem Auswärtsspiel war der zeitig am Bus."
Werner Kohlmeyer fängt sich. Zur Arbeit in die Mainzer Innenstadt geht er zu Fuß. Immer den Kopf ein wenig nach unten. Fast so als sei er beschämt. Über seine Weltmeister-Vergangenheit spricht er in dieser Zeit selten. Nie ungefragt. Nie freiwillig. "Er war bescheiden. Und mit Sicherheit stolz", sagt Richard Rosenbaum, aber das hat er nie rausgekehrt. "Das war ein ganz angenehmer Mensch. Das war ein ganz gutmütiger Mensch. Der ist ja niemals aufgefallen."
Die Wohnung der Rosenbaums liegt im Klubheim. Direkt hinter der Gaststätte. Im Wohnzimmer schaut Kohlmeyer sonnabends die Sportschau. Und ab und an erzählt er dann doch von Bern. Selbst zu den Treffen der Weltmeister macht er sich wieder auf - mit geliehenem weißen Hemd und Binder. Und mit viel Respekt vor dem ewigen Übervater Herberger. "Oh", hat er gesagt, "ich muss zum Chef." Und hat den Alkohol strikt limitiert.
Herberger nimmt ihn wieder auf. Ein Zeitungsausschnitt im Album dokumentiert es. Die gealterten WM-Spieler sind zu Gast bei Willy Brandt. Die Adenauer schen Helden treffen den sozialdemokratischen Reformgeist. Gleich hinter dem Kanzler grüßt Werner Kohlmeyer.
Rosenbaum berichtet von der Fürsorge der Mannschaftskameraden: "Was die für ein Gewese gemacht haben um den Kohli. Der Herr Herberger und seine Frau, der Fritz und der Ottmar - wie die sich alle um den kümmern. Hopp, wie geht s dir dann? Hopp, komm doch mal vorbei. Ruf doch mal an. Das hat er aber fast nie gemacht."Am Tag vor seinem Tod kehrt Kohlmeyer noch mal nach Kaiserslautern zurück. Er trifft Ottmar Walter. "Der Werner war auf einem guten Weg", erinnert sich Rosenbaum. Doch der Weg zurück ins Leben endet am frühen Morgen des 26. März 1974.
Gegen vier Uhr erleidet Kohlmeyer einen Herzanfall, während er sich für die Arbeit fertig macht. Seine Mutter findet ihn tot in der Küche. Knapp zwanzig Jahre nach dem Wunder von Bern, kurz vor seinem 50. Geburtstag.
Das Album ist voller Nachrufe und Todesanzeigen. "Der Mann, der am Ruhm zerbrach", heißt es oder: "Der Held, der abseits stand". Der Journalist Jürgen Bertram hat Kohlmeyer kurz vor seinem Tod noch einmal fürs Fernsehen interviewt. Ihm hat der Weltmeister eine letzte Enttäuschung mitgeteilt. Beim DFB hatte er um Karten für die Fußball-WM 1974 gebeten. Er bekommt einen Formbrief - und eine Rechnung. "Das ist der Dank des Vaterlands", sagte Kohlmeyer mit traurigem, verletzten Blick.
Der Dank des Vaterlands bleibt eine Trauerfeier auf dem Mainzer Hauptfriedhof. Sepp Herberger ruft ein "Ruhe sanft".
Der Präsident des 1. FC Kaiserslauterns Eugen Müller spricht: "Unser Werner Kohlmeyer wird ein Ehrenblatt im Geschichtsbuch unseres Vereins erhalten."Die Seite ist leer geblieben. An Fritz Walter, den WM-Kapitän, erinnert in Kaiserslautern ein großes Stadion. Selbst eine Wetterlage haben sie nach ihm benannt. Helmut Rahn, der in Bern das Siegtor erzielt, erhält ein eigenes Denkmal.
Und Werner Kohlmeyer, der Retter des Sieges auf der Torlinie von Bern? Er ist noch im Tod verschollen. In Mainz vermuten viele sein Grab. Tatsächlich hält man dort nur die offizielle Trauerfeier ab. Beigesetzt wird Kohlmeyer in aller Stille in Kaiserslautern. Eine leise Rückkehr in seine Heimatstadt. Wenig erinnert dort an ihn. Sein Grab ist seit acht Jahren eingeebnet.Kohlmeyers einziger Sohn hat es nie besucht. Der Vater blieb ihm fremd. "Ich hatte nach 1965 keinen Kontakt mehr zu ihm", sagt er. "Zweimal musste unser Haus verkauft werden. Wir haben nie einen Pfennig gesehen." Werner Kohlmeyer Junior hat nur wenige Erinnerungen an den berühmten Vater. Sieben ist er, als der in Bern zum Helden wird. Bei den Großeltern verfolgt er das Spiel und wettet auf Sieg. Seine ganz persönliche WM-Prämie: "Ein Glas Frankfurter Würstchen."
Der Sohn betreibt in Kaiserslautern eine Lotto-Annahmestelle. Beinahe eine Fußballer-Karriere. Auch er hat einst erfolgreich in der A-Jugend des FCK gespielt. Stürmer - eine Offensiv-Rolle, die dem Vater verwehrt blieb. Sein Trainer war Werner Liebrich, der mit dem Vater in Bern Weltmeister wird. Aber ihm fehlt der letzte Ehrgeiz.
Vom Erfolg des Vaters ist wenig geblieben. Die goldene WM-Medaille, das Silberne Lorbeerblatt des Bundespräsidenten und der Siegel-Ring des 1. FC Kaiserslautern. "Bei den Umzügen ging manches verloren", sagt Kohlmeyer. Er stöbert in dem alten braunen Album. Liest alte Artikel, betrachtet die Fotos. "Das ist die Oma", sagt er und stutzt eine Seite später bei einem Foto: Ein Junge mit Beatles-Pilzkopf spielt Gitarre. "Das bin ich." Und dann ein Bild seines Vaters: "Mein Sohn sieht genauso aus."
Der Enkel bewirbt sich als schauspielender Fußballer für die Rolle des Großvaters in Sönke Wortmanns Film über das Wunder von Bern. Er bekommt sie nicht. Vielleicht wäre es eine späte Versöhnung geworden.
"Werner Kohlmeyer, der Kohli, schon oft Retter in höchster Not, ein Universalgenie, ein Typ, den man gern haben muss. " Fritz Walter.ULLSTEIN Helden für die Heimat: Deutschland besiegt Jugoslawien bei der Fußballweltmeisterschaft 1954 2:0, gewinnt später in Bern gegen Ungarn sensationell den Titel. Verteidiger Werner Kohlmeyer im Vordergrund, links Horst Eckel.
SAMMLUNG PRIVAT Ein Album erzählt: "Wir nahmen uns an den Händen und schworen: Wir werden siegen. " Die Weltmeistermannschaft von Bern, dritter von rechts: Werner Kohlmeyer.
Der musikalische Geist von Spiez. Werner Kohlmeyer am Schlagzeug im Kreis seiner Mannschaftskameraden während der Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz.
An der Säule: Kohlmeyer in Stimmung. Die Mannschaftskameraden schätzten seine Geselligkeit und seine überraschenden Einfälle.
Beim lokalen Fußball findet der gefallene Weltmeister Werner Kohlmeyer in seinen Mainzer Jahren wieder halt.
Rückkehr mit Trikotempfang: Kohlmeyer, zweiter von rechts, im Kreis von Sepp Herberger und der gealterten Helden von Bern.
Fußballheimat Kaiserslautern: In der Vereinskneipe stand einst der Vater des Kapitäns der Heldenelf Fritz Walter am Tresen.
Dazu dann auch noch der folgende Link:
http://web.ard.de/special/helden1954/pa ... 3.php?ch=3Überhöhen sollten wir den Kohli nicht: Der Chaot! Aber
Altmeister hat seinen Beitrag dann noch sehr beeindruckend abgeschlossen:
... Wir, die FCK-Fans, sollten Werner Kohlmeyer dennoch niemals zu einem „vergessenen Weltmeister“ werden lassen und ihn in guter Erinnerung halten. Als einen der größten und erfolgreichsten Spieler in der FCK-Geschichte. Und - trotz allem - auch als Mensch. Denn niemand ist vollkommen.
Stellvertretend für Kohli könnte man an noch andere Weltmeister von 1954 denken, die mit dem Ruhm auch Schwierigkeiten bekamen, wie Helmut Rahn, Max Morlock, Toni Turek, ....
Aber mal wieder auf den knallharten Boden der Tatsachen zurückzukommen:
Ich bin jetzt mal ganz provokant und spreche so ein bisserl für die Mannschaft - quasi die Schwächsten im Boot:
1. Das VERSAGER-Plakat hätte man auch umdrehen können ...

2. Außerdem glaube ich, wenn es der Pasu diese Saison schaffen sollte, dann könnten es auch andere Jugendspieler schaffen ...
Ansonsten denke ich, ist es wichtig eine Diskussionsebene zu finden, bei der man nicht das Gefühl haben muss, einen Dolch im Rücken zu verspüren - speziell für die Verantwortungsträger. Gilt z.B. für Gespräche mit dem Herrn Grünewaldt und dessen angezogene Handbremse ... Wobei dies wohl nur auf einen Bruchteil zutreffen könnte, wenn überhaupt...
Ja ich glaube, dann könnte es wieder was werden mit der guten alten Zeit auf dem höchsten Berg in Fußballdeutschland! Dann könnte die Luft für den Gegner wieder extrem dünn werden. Und nicht für die eigene Mannschaft...