shaka v.d.heide hat geschrieben:Hasche de Blues,@grasnarbe?

Nö...ich bin nicht so wie andere Kinder, wenn ich den Blues hab hör ich keinen Blues.
Mick Taylor ist neben Michael Schenker mein lebender Gitarrengott. Rory Gallagher, Johnny Winter und auch Leslie West weilen ja leider Gottes nicht mehr unter den Lebenden. Und Mick Taylor ist dermaßen gut, er hat es mehr als verdient ab und an hier im Thread mal aufzutauchen. Bei mir ragt er immer noch heraus aus der unzähligen Menge von Gitarrenheros. Höre oder lese ich den Namen Mick Taylor, springen seit 50 Jahren sofort alle Antennen auf Empfang. Die Stones-Alben mit Mick Taylor an der Gitarre sind mir die liebsten der Steine.
Stones mit Mick Taylor : Sway
Carla Olson & Mick Taylor : Sway
Stones mit Mick Taylor : Can't you hear me knocking
Mick Taylor Band : Little Red Rooster
Mick Taylor : Stranger in This Town (1990)
Wenn ich die Faxen dick habe, wenn ich fies drauf bin (kommt ja schon mal vor), wenn ich ein ernsthaftes Problem lösen will: dann hör ich keinen Blues.
Blues hör ich wenn ich gut drauf bin, meine Gemüt muss unbelastet sein für diese Musik. Sie ist so intensiv, so voller Leben, voller Geschichten und Geschichte. Um den Blues zu hören und innen in mir positiv zu geniessen will ich keine große Last mit mir rumschleppen.
Ich hab mich auch noch nie vorsätzlich besoffen wenn ich ein Problem hatte. Bei sowas brauch ich einen klaren Kopf und muss meine Emotionen möglichst im Griff haben weil ich eine Lösung brauche. Die schlimmsten Suffs hatte ich im Leben wenn es mir gutging. Super gelaunt zur Fete und dann bei Musik und Gequatsche bis in den Morgen „unmerklich“ mich elend zugeschüttet. Das Wachwerden am nächten Tag bei Schmerzen verursachender Helligkeit da draussen war nicht immer lustig.
Die Blues- und Jazzmusik ist das wichtigste Kulturgut, das vom Boden der Vereinigten Staaten aus der Welt geschenkt wurde. Dieser Kunst- und Lebensform begegne ich mit Respekt, sie hat es nicht verdient, nur als mein emotionaler Fußabtretter missbraucht zu werden. Man erlebt es ja schon mal auf Feten/Musikabenden/Konzerten, wenn z.B. Mädels, den ganzen Abend ziemlich stumm rumstehend oder hockend, bei Bluesstücken anfangen zu schunkeln. Da muss ich innerlich den Kopf schütteln weil mir sowas fremd ist. Die Macht der Blueskadenzen, der Singstimmen, der Instrumente, der "Bluesatmosphäre" will ich aufmerksam wahrnehmen, sie als Kunst bestaunen. Bei sowas schwingt bei mir auch ein bißchen Geschichte mit: Sklavenarbeit auf den Plantagen, in Holzfällercamps und Sägewerken, beim Bau von Eisenbahnlinien, den Baumwollfeldern, die himmelschreienden sozialen Zustände, der ewige Kampf um Anerkennung, die ganzen Spielarten alltäglicher Unterdrückung und Einschüchterung. Von Louisiana bis Chicago und bis in unsere Tage.
Blueskünstler wie Bessie Smith, Leadbelly, Ma Rainey, W.C. Handy, Sonny Terry, Brownie McGhee, T-Bone Walker, Blind Lemon Jefferson, Robert Johnson, Bukka White, B.B. King, Albert King, Big Bill Broonzy, Muddy Waters, Alberta Hunter, John Lee Hooker, Mamie Smith, Ida Kox, Sonnyboy Williamson etc. kannten das alles.
Der Blues ist nicht erfunden/entwickelt worden damit ein paar gelangweilte Weiße in Mitteleuropa und sonstwo miteinander kuscheln können.
Ja, Blues ist Kunst. Ja, Kunst ist auch dazu da, den Menschen wieder aufzubauen wenn es ihm nicht gut geht. Aber der Blues sollte nicht wie bei der ein oder anderen wohlstandsverwöhnten, gelangweilten armen Seele nur als 3-Minuten-Auffangbecken benutzt werden. Das hat er nicht verdient. Blues darf man auch hören wenn man gut drauf ist.
@shaka jetzt haste mich wieder erwischt. Ich wollte ja gar nix schreiben, nur in einem Satz mein positives Befinden mitteilen.
Taste : Feel So Good
American Folk Blues Festival '62