Tim,
das mit der FIFA hab ich doch einiges beschrieben.
Lies doch mal DAS HIER IM SPIEGEL
http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,702709,00.htmlBlatter wollte die WM schon 2000 nach Afrika verschieben. Weil er in den großen europäischen Verbänden spätestens seit seinen offenen Anfeindungen mit dem ehemals schwedischen UEFA Präsidenten nicht gut gelitten war, hat er den Schulterschluß mit asiatischen, südamerikanischen und afrikanischen Verbänden gesucht, die rechnerisch bei Geschlossenheit ihm die Macht sichern können.
Da wurde nach der Vergabe der WM an Deutschland unkommentiert gelassen (und Blatter stand daneben), das der Südafrikanische Delegationschef den Verbänden, die Deutschland zur WM gewählt hatten, und Deutschland selbst "globale Apartheid" vorgeworfen wurde.
Dann hat er die WM quasi im Alleingang dem afrikanischen Kontinent zugeschustert, er hat es am Tag der Bekanntgabe 2000 den Afrikanern VERSPROCHEN ! Nee, nicht wählen lassen, LEX BLATTER ! Das Zauberwort war "vorrübergehende Rotation der Kontinente". Und da dann selbstreden AFRIKA dran war, und außer Südafrika wohl keiner imstande war, das zu stemmen (dazu aber noch bissel mehr), hatte quasi Blatter selbst bestimmt, wo die WM hinkam.
Dafür bekam er gedankt, und wurde mit Ende 60 noch mal gewählt. Jetzt will er NOCH EINE Amtsperiode dranhängen.
Und wenn du jetzt den Artikel des Spiegels gelesen hast, wirst du auch verstehen, was an der FIFA so scheisse ist.
Die FIFA ist eine einzigartige Geldmaschine. Sie vergibt die WM nach Ländern, die sich in Unkosten stürzen müssen, und den Rahm schöpfen sie ab. Festgeldkonto der FIFA 1,1 Milliarden Euro. Noch Fragen ?
Und was mich aufregt war der offenkundig von Maximalforderungen gespickte Forderungskatalog der FIFA an die WM in Deutschland, von dessen Forderungen (was ich einsehen kann) in Südafrika nicht mehr viel übrig blieb. Bei uns reichte ja nicht mal die normale Infrastruktur in Sachen Krankenhäuser aus, es mussten 2 Notlazarette der BW in KL stationiert werden, und weitere in "Rufweite". Südafrikas Feuerwehr hat gerade einmal FUNK angeschafft, in manchen Städten.
Und hier setzt ein Hauptkritikpunkt an.
Die Arena in Johannisburg, mit deutscher Gründlichkeit geplant, sollte 220 Millionen Euro kosten. Und das in einer Stadt, in einem Land, das bittere Armut in Elendsviertel hat. Aber immerhin können die ja das neue Stadion, die "weiße Perle" sehen, wenn sie aus ihrer Hütte rauskrabbeln, um nach was Essbarem zu suchen. In einem Artikel des SPIEGEL VOR der WM wurden die wirtschaftlichen Zustände Südafrikas gut beleuchtet. Demnach geht der wirtschaftliche Aufschwung an der schwarzen Bevölkerung Südafrikas immer noch vorbei. Es entwickelt sich zwar eine schwarze Mittelschicht, aber die Kluft zwischen Arm und Reich ist größer denn je. Gut, Apartheid ist vorbei, aber das ist auch vielerorts schon alles.
Jetzt kostet die Hütte mal schlapp das Doppelte, und sogar mehr. 470 Millionen Euro ! Für Acht WM-SPIELE !
Und die Einheimischen nennen das Stadion jetzt schon den "weißen Elefanten". So nennen sie Gebäude oder dinge, die viel kosten aber wenig Nutzen haben.
Ich finde es pervers, das Südafrika's politische Elite ihr Land, ihren Kontinent präsentieren will, und das auf Kosten der armen Bevölkerung, denn ihnen wurden Hilfsprogramme gestrichen, aber davon liest man wenig. Man muss schon nach den Artikeln suchen. Aber das war schon bei der Rugby-Wm so, nur konnten dort Stadion genutzt werden, die vorhanden waren. Rugby war das Spiel der Buren.....Fußball das der schwarzen.
Es gab Stimmen in Südafrika, die anstelle der "weißen Perle" lieber das Stadion in Athlone benutzt hätten. Dort stellt die schwarze Bevölkerung die Mehrheit, in Kapstadt die Weißen. Die "Rassen" haben sich dort nach 16 Jahren ohne Apartheid immer noch nicht vermischt.
Und dort, in den schwarzen Vierteln, spielt auch einer der Erstligavereine Südafrikas. Vor meistens 2000 Zuschauern. Aber immerhin wäre der Fußball dort, wo er auch gespielt wird. Die FIFA hat dies strikt abgelehnt. Begründung, und da zieht es mir die Schuhe aus: Die BLECHHÜTTEN des Townships auf CAPE FLATS, die neben dem Stadion stehen, seien für das perfekte Markenbild der FIFA WM nicht zuträglich. Auf gut Deutsch: Armut soll keiner sehen.
Dennis Brutus, ein Mitstreiter Nelson Mandelas aus alten Tagen, monierte, das für den Bau lieber ein Krankenhaus oder Schulen gebaut werden sollte....und jetzt würden für diese Projekte das Geld fehlen.
Es würde auch immer auf die gesunkene Arbeitslosenquote verwiesen, die durch die WM gesunken wäre. Aber die Frage nach der Nachhaltigkeit wird ohne Kommentar abgewunken. Denn 95% der Arbeitsplätze fielen nach der WM einfach weg. Wo ist die NAchhaltigkeit ?
Und pervers finde ich es, das die FIFA ein Land, in dem es solche Armut gibt, dazu benutzt, um ihr Festgeldkonto zu erhöhen. Gut, die Südafrikaner wollten die Veranstaltung, auch die schwarze Mehrheit der Bevölkerung, und wollten der Welt zeigen, das Südafrika toll ist. Das ist sicher so. Aber die Rechnung kommt, wenn die vier Wochen vorbei sind.
Beispiel ? Andere Veranstaltung, gleiches Problem. OLYMPIA in Athen.
2 Wochen SPOT ON, VERSTAND AUS ! 2 Wochen im Rampenlicht, aber heute pleite. Und die Bewohner Griechenlands zahlen noch 35 Jahre an den Spielen ab. Gut, WIR zahlen es ab, aber das konnte man damals ja noch nicht wissen.
Ich bin mitnichten ein Gegner der Afrikaner, und ich hab mit Begeisterung und Interesse die Autobiographie von Nelson Mandela gelesen. Übrigens, das sollte jeder. Es wird unter anderem damit aufgeräumt, das Nelson ein schwarzer Gandhi war. Gewaltlosigkeit war nicht der Grund, weswegen er eingesperrt wurde. Dies hat er erst in der Haft für sich entdeckt, und wurde so zum Mythos. Es wird auch viel erklärt über die Bevölkerung Südafrikas und deren Stämme und Stammesdenken.
Ja, man kann durchaus sagen, das ich mich mit Südafrika beschäftigt habe.
Und wenn mich eines irre macht, dann ist es die Tatsache, das die Schwarzen Bewohner Südafrikas über Jahrzehnte von den Buren so übel, so unmenschlich und grausam behandelt wurden, aber nach dem Wegfall der Apartheid erst einmal über sich selbst hergefallen sind, und jetzt Teile der schwarzen "Unterschicht" (blödes Wort, aber mir fällt kein anderes ein) ihren Frust auf noch schwächere gelenkt haben. Und da hört bei mir alles auf, das war vor drei Jahren. Rassenpogrome ! Von Teilen eines Volks verübt, das Jahrzehnte lang selbst unterdrückt wurde.
Und dies alles sind für mich Gründe, weswegen ich keine WM nach Afrika vergeben hätte. Denn die WM ist kein Hilfsprogramm, sondern eine Bestellung, für die viel bezahlt werden muss. Geld, das wesentlich sinnvoller eingesetzt werden könnte, zur Bekämpfung der Armut. Und Bekämpfung der Armut wäre auch Bekämpfung der Fremdenfeindlichkeit der armen Bevölkerung. Armut und Perspektivlosigkeit bringt Rassenhass und Extremismus vor. Dort wie hier. Es ist nicht von ungefähr, das die braunsten Ecken Deutschlands dort sind, wo die Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit am größten ist.
Für annähernd 600 Millionen Euro (denn in die Infrastruktur musste ja auch noch investiert werden) hätte man ETLICHE TOWNSHIPS dem Erdboden gleich machen können, und den Bewohnern endlich ein menschenwürdiges Leben ermöglichen.
Stattdessen wird das Geld in ein Stadion gepulvert, das NIEMAND mehr je nutzen wird. Gleichzeitig wird in Rustenburg solch ein Kasten als WM-Stadion akzeptiert.
NACHHALTIGKEIT war ein Hauptkriterium der FIFA für die deutsche WM. Wo ist HIER die Nachhaltigkeit ?
Aber der FIFA ist das egal. SIE ist die GEWINNERIN der Veranstaltung.
Und Südafrika wird lange dafür bezahlen, das es 4 Wochen im Rampenlicht gestanden hat.
Und JA, Tim, die gleichen Bedenken habe ich für die WM in Brasilien. Aber das passt in meine Argumentation. Spiele für Macht. Die WM für Blatters Wiederwahl.
Ich denke, das ist Argumentation genug. Und hat, zugegebenermassen, nicht alles mit Fußball zu tun.
SPOT AN, VERSTAND AUS !