Vielleicht sind wir von der zweiten Hälfte der vergangenen Saison noch etwas verwöhnt. Sehr wahrscheinlich sogar. Irgendwie hat mich das Spiel gestern aber doch an die letzten Auswärtsspiele erinnert. Denn einen so vollkommen anderen Stiefel hat man am Samstag auch nicht gespielt. Einen entscheidenden Unterschied gab es aber: die Torchancen wurden heuer nicht genutzt.
Gefallen haben mir in HZ 1 die steilen Zuspiele in die Spitze, die aber leider jeweils in einer Abseitsstellung endeten. Nach der Pause kamen die Jungs dann endlich so langsam in Schwung. Mit zwei glasklaren Torchancen.
Dann kam dieses dumme Tor. Trapp sah da nicht gut bei aus. OK, der Ball war abgefälscht, und wohl auch die Sicht nicht die freieste. Aber den Ball muss er entweder halten oder konsequenter zur Seite fausten. Beim zweiten Treffer ist der Ball lange in der Luft, da war eindeutig mehr drin für den Torwart. In der Strafraumbeherrschung zeigte Kevin an diesem Nachmittag eindeutige Mängel, nicht nur in der Situation.
Aber ein Torwart steht da nicht alleine im Strafraum, und braucht stets die Unterstützung seiner Vorderleute. Klarer Stellungsfehler von Jessen bei Treffer Nummer 2. Beim ersten Treffer schläft unser zuständiger Abwehrmann, im Gegensatz zu Rosenberg. Generell müssen (auch) Verteidiger auf solche Abpraller eingestellt sein. Sollte auf alle Fälle Teil des Trainings sein, die Geistesgegenwärtigkeit in solch einschlägigen Situationen durchzuproben.
Über die gesamten 90 Minuten hinweg hat der FCK unzweideutig zu wenig gemacht. Hätte man die Gegentreffer nicht zugelassen, wären wir aber zufrieden nach Hause gegangen, und hätten dann doch von einem gerechten Remis gesprochen. Denn soweit entfernt waren die Werderaner an diesem Tag von uns auch nicht entfernt. Aber sie können mit Ekici und Wesley eine Qualität von der Bank einwechseln, die uns verwehrt ist. Werder wird dieses Jahr wieder auf seinen gewohnten Weg kommen.
Insgesamt war bei uns jede Menge Sand im Getriebe zu erkennen. Die einzelnen Spieler agierten viel zu passiv. Läuferisch muss da mehr kommen, allein schon um für genügend Anspielstellen zu sorgen. Schnelleres Aufrücken des defensiven Mittelfeldes muss man einfach erwarten auf dem Niveau, davon war sehr selten was zu sehen. Ivo fand des öfteren einfach keine Anspielstationen. Der braucht Unterstützung.
Bei der Raumaufteilung, den Zuordnungen hatte man öfters mal das Gefühl, dass die ausgegebene Aufgabenstellung nicht eingehalten wurde. Das Team auf dem Platz muss da viel mehr aufenander zugehen.
Tifferts Flanken und Standards waren fast alle unpräzise. Eventuell hatte er aber aus der überragenden Abpflückarbeit von Mertesacker die frühe Konsequenz gezogen, und versucht, diesen mit seinen Bogenflanken aus dem Spiel zu nehmen. Dazu hätte er aber auch andere Wege wählen können. Kurze Zuspiele sind ebenfalls ein probates und zielführendes Mittel.
Unser Sturm war lediglich als ein laues Lüftchen vernehmbar, was aber sicherlich auch daran lag, dass dieser kaum mit Bällen gefüttert wurden. Der Druck aus dem Mittelfeld muss unbedingt erhöht werden. Dann werden wir sehen, was unsere Goalgetter taugen.
Auf jeden Fall wissen wir jetzt, dass diese Saison uns - Spielern & Fans - wieder alles abverlangen wird. Das wird kein bequemer Ritt. Es gilt mal wieder: jeder kann jeden schlagen. Die Devise heißt wieder: an den unmöglichsten Ecken und Enden die Punkte herausklauben. Nie die Nerven verlieren, nie aufstecken, immer an sich glauben.
Beim nächsten Spiel wird alles anders...

Die Freiheit der Pfalz wird am Betzenberg verteidigt.
Der FCK ist das Gewehr, das man sich Tag und Nacht an die Stirn hält, ohne je abzudrücken.