GroßartigBää$cht hat geschrieben:Also nochmal stop...
Wer hat hier den Lebenszyklus eines Produkts in Ansätzen verstanden?
Wenn wir jetzt mitziehen (und zugegebenermaßen Jahre hinterher sind), werden wir m.E. ein Problem bekommen. Wir sind Nachzügler und die Ersten kassieren an ihrem Produkt bereits mächtig ab. Bis wir an diesem Punkt sind, ist es möglich, dass schon eine Sättigung eingetreten ist, d.h. die Imitationstrategie bringt dann keine Gewinne mehr.
Die immer stärker werdende Kommerzialisierung - wie sie vom Fan verstanden wird (Anstoßzeiten, Verbote, Stadionnamen etc.) - kann nicht ewig weitergehen, das wäre gerade in ihrem eigenen Sinne nicht ganz logisch. Fortschritt und damit wirtschaftliche Führungspositionen kommen durch Innovation, nicht durch Imitation. Der erste der eine Idee hat, bzw. eine Spitzengruppe profitiert im Normalfall... So wird sich das Gewinnstreben durch verschiedene Formen hindurch entwickeln. Die Richtung wird sich zwangsläufig ändern, das gleicht einem Naturgesetz. Die Zeit ist natürlich nicht prognostizierbar, aber so ist sie unsere Wirtschaft, eben nicht berechenbar, sonst wären wir ja alle Millionäre... (Was dann auch nichts mehr wert wäre)
Ist es da nicht gerade in unserer Situation, gerade bei fehlenden Mitteln, nicht falsch eine Imitationsstrategie zu fahren, ist es nicht an der Zeit ein Gegenkonzept aufzubauen? Herzblut war ein richtiger und wichtiger Schritt, das DYF-Trikot ein weiteres. Diese Firma nimmt Traditionalität als Marketing-Konzept, benutzt sie für kommerzielle Zwecke. Das gibt den Fans die Möglichkeit sich moralisch gut zu fühlen, ist aber natürlich nur aus reinem Gewinnstreben entstanden. Eine Win-Win-Situation!
D.h. im Klartext: zet hat einfach nur Recht. Gerade in der heutigen Zeit der wirtschaftlichen Krise brauchen viele Menschen etwas vertrautes und verliert auch ein Großteil der Bevölkerung das Vertrauen in die handelnden Akteure in Politik und Wirtschaft. Somit kann ein Fußballverein wie der FCK für sich selbst einen Profit generieren, indem er Leuten gerade in unserer eher strukturschwachen Region gibt, was Sie sich herbeisehnen. Zugleich kann der eine wichtige soziale Pufferstellung einnehmen indem er das Thema der Tradition und des Lokalpatriotismus besetzt und für die Menschen und sich selbst nutzt. So kann man auch das soziale Gefüge der Gesellschaft wahren und nicht radikalen Kräften preisgeben. Da zeigt sich die Vielschichtigkeit dieses Problems...
Und wir tun es natürlich nicht. Oben kam schon einmal der Vergleich mit dem FC ST. Pauli, der ein astreines Marketingkonzept besitzt. Er verkauft das, was er hat und was er am besten kann. Und so ist das eben, wenn man Qualität anbieten will. Man muss zeigen, was man hat. Massenprodukte, die von Marktführern hergestellt werden, muss bzw. darf man nicht imitieren, das ist wirtschaftlicher Selbstmord. Damit gewinnt man keinen Blumentopf. Das Produkt muss ein einzigartiges sein, um damit etwas zu erreichen. Das gebietet selbst der "kapitalistische" Ehrgeiz!
Wieso sollte ein elfjähriger Junge FCK-Fan werden. Wenn der FCK sich genauso darstellt wie Hoffenheim und die ganzen anderen, dann liegt es doch Nahe, dass der Junge dorthin geht, weil wohl höherklassiger Fußball gespielt wird. Dort ist mehr Geld, dort ist mehr Prominenz, dort ist mehr Leistung. Wir messen uns mit Menschen in einer Kategorie, in der wir nicht (mehr) mitspielen können. Die Gründe hierfür sind Vergangenheit, es muss aber nach vorn geschaut werden. Und genau deshalb müssen wir Themen besetzen, die uns einzigartig machen, die man sich nicht für Geld erkaufen kann. Ideelle Wertemüssen die Grundlage unseres Konzeptes sein, wenn man einen stärkenorientierten Weg wählen will und an dem führt in unserer Situation kein Weg vorbei!
Der psychologische Effekt der Herzblut-Kampagne war überwältigend! Und genau das ist auch ein wichtiger Aspekt des Wirtschaftens, der gern übersehen wird, wenn man auf Bilanzen schaut. Die Psychologie im Umfeld.
Wir sind stark!
Wir sind eigen!
Wir haben, was andere nicht haben!
Wir sind das kleine gallische Dorf und ärgern die Großen, die Reichen!
Und genau das dürfen wir uns nicht kaputt machen, gehen aber ständig neue Schritte auf den Abgrund zu. Wenn wir im Kopf-an-Kopf-Rennen mit den Großen nach deren Regeln spielen, können wir nur verlieren!
Aber genau das tun wir!


Es ist eine sehr große Aufgabe, ein kleines gallisches Dorf so zu positionieren, dass es stetig den kapitalstärkeren "Römern" die Stirn bieten kann oder diese zumindest ordentlich ärgert. Innovatives Denken und Handeln sind notwendige Voraussetzungen dafür. Hier ist fortwährende Kreativität gefragt. Problematisch bleibt dabei immer, dass der FCK sich, wenn überhaupt, nur sehr wenige Fehler leisten darf. So ein kleines gallisches Dorf kann schnell überrannt werden, falls nicht genügend Zaubertrank im Kessel kocht oder die falschen Kräuter als Zutaten gewählt werden.
Wirklich eine sehr beeindruckende Analyse!