Zurück in der Realität. Natürlich keimten mit dem neuen Führungs- und Trainerteam Hoffnungen auf eine bessere Zeit. Die Akteure - Trainerteam, Vorstände, Sportdirektor - können medial ja wirklich überzeugend auftreten, Stöver z.B. hat die Aura eines total professionellen Machers. Aber sind die ersten Minuten bis zur unverdienten Führung der Gäste genug, um den FCK auf eine bessere Zukunft zusteuern zu sehen? Wenn ich Korkuts Philosophie richtig verstehe, geht sein System in Richtung Runjaic, mit einer hoch stehenden Viererkette, das Spiel eher ballbesitzorientiert. Er bevorzugt Spieler, die den Ball laufen lassen können, Techniker wie Moritz, eher nicht den Typ Fußballer, der Gras frisst. Deshalb kommt ein defensiv durchaus respektabler Fußballer wie Mockenhaupt eben nicht zum Einsatz, sondern der fußballerisch stärkere, defensiv aber unsicherere Mwene (nebenbei gefragt: warum wird ein Spieler wie Schulze eigentlich aussortiert?). Gestern hat mir an der BUZZ ein User gesagt, Fünfstücks Fußball sei auf Destruktion ausgerichtet gewesen. Die Außenverteidiger, die zum Schluss bei ihm zum Einsatz kamen, machten genau diesen Job allerdings ordentlich, Gaus konnte zudem mit seiner Schnelligkeit durchaus auch das ein oder andere Mal offensiv punkten. Fünfstück machte sich auch dafür stark, dass Karls Vertrag verlängert wird. Hätte nicht gedacht, einen Karl mal zu vermissen. Gestern war das der Fall. Selbst die gestern ganz schwachen IV Ziegler und Vucur machten irgendwie unter Fünfstück ihren Job. Wie ich nun aus den Beiträgen erfahren habe, funktioniert das System Korkut, das nur einen Stürmer vorsieht, nur, wenn man die Außenbahnen richtig stark besetzen kann. Dass Gaus und Pich - ich verstehe nicht, warum man diesen Spieler wieder aus Polen zurückgeholt hat! - gestern Totalausfälle waren, wurde hinreichend beschrieben. Damit hing unsere neue Stürmerhoffnung Osawe - Frage nebenbei: wie lange spielt der noch beim FCK? - in der Luft bzw. wurde mit z.T. viel zu ungenauem Pass-Spiel überfordert. Das im Vorfeld von einigen Usern euphorisch als das beste der Liga charakterisierte Mittelfeld hatte, so meine Wahrnehmung, keinen richtigen Zugriff auf das Spiel. Moritz z.B. deutete in einigen Momenten an, dass er technisch beschlagen ist; er ist aber kein Spieler, der über den Kampf zum Spiel findet. Sein Auftritt eher unauffällig, wenig effektiv. Halfar hingegen eher auffällig, aber ineffektiv, Ring nach seiner Form suchend - wie lange schon? Ein Spieler wie Jenssen, der Struktur in das Aufbauspiel gebracht hatte, ist nicht mehr bei uns. Auch die Kampfsau Zimmer nicht, die mit ihrer Art, den Zweikampf anzunehmen, Signale an die Mannschaft setzen konnte. Auch Bödvarsson mit seiner exzellenten Laufarbeit nicht. Auch Pritsche konnte oder durfte lange Zeit nicht ran (okay - er soll noch nicht fit sein), aber in den wenigen Minuten, in denen er mitwirkte, war er präsent! Ich fürchte aber, dass er nicht der Darling des Trainers ist und seine Einwechslung - die ja viel zu spät kam - mehr aus der Verzweiflung heraus geboren wurde.
Fazit: Ich finde den runderneuerten FCK eigentlich sympathisch, den Trainer, den Sportdirektor, den Vorstand. Alle sind bereit, den FCK zu leben, das nehme ich ihnen ab, das scheint authentisch zu sein. Die neue Spielphilosophie scheint mir aber eine Nummer zu groß für diese Mannschaft zu sein. Der destruktive, defensiv orientierte Fußball, den Fünfstück spielen ließ, war zum Teil grausam anzusehen, aber - so fürchte ich - effektiver. So gelang es Fünfstück zum Beispiel gegen Leipzig in beiden Begegnungen zu punkten, weil man einfach kompakter stand. Hätte Ring damals die tausendprozentige Torchance kurz vor Schluss genutzt, hätte man auch das Heimspiel gewonnen. Ich persönlich hätte Fünfstück auch nicht entlassen. Ich fürchte, dass Korkut einen Fußball spielen lassen möchte, zu dem ihm das Personal fehlt. Wahrscheinlich würde er bei den Bayern einen guten Job machen, setze aber ein Fragezeichen hinter den Trainer, würde mich aber freuen, wenn er mich Lügen strafen würde. Nicht auszudenken aber, der FCK verlöre auch sein Spiel in Würzburg. Das Wort Aufbruchsstimmung bräuchte man dann vorerst nicht mehr in den Mund zu nehmen. Klar sollte aber auch sein, dass den neuen Akteuren eine Quadratur des Kreises als Aufgabe zugemutet wird. Schon deshalb sollte in der Art und Weise, wie Kritik geübt wird, Sachlichkeit walten.
