salamander hat geschrieben:Das Spiel in Hoppenheim war ungelogen eines der widerlichsten Stadionerlebnisse, an das ich mich erinnern kann, das toppte sogar Wolfsburg 2006. Der Stadionsprecher! Die Stadionrunde des Maskottchens, minutenlang auf den Leinwänden! Die Fahnenparade, mit Original Traditionsfahnen von 1899, selbstgemacht und gaaar nicht von Hoppi bezahlt. Sie vergehen sich an You'll never walk alone - und keine Sau singt mit. Die Stadionmusik mit einer wirklich ohrenbetäubenden Lautstärke bis unmittelbar vor Spielbeginn und das, obwohl die Mehrheit der Hoppi-Zuschauer der Generation 50+ angehört. Aber um die geht es ja auch gar nicht, es geht darum, die Auswärtsfans zu übertönen, kleinzukriegen, ihnen das freche Maul zu stopfen, Schallkrieg.. Die Kunden kommen mit Spielbeginn, stehen nicht mal bei eigenen Toren auf (ehrlich!) und gehen bei eigener 3:2 Führung in Unterzahl 8 Minuten vor Schluss zu Hunderten, nein
Tausenden nach Hause. Vor mir war ein Lautrer, der musste sich
von Hoppenheimern mehrfach anpöbeln lassen, weil er Sprechchöre
(nicht die gegen Hopp) mitgesungen hatte, nichts sonst, gar nichts.
"Muss des sei mit der Brüllerei?" Mehrfach bekam ich mit, dass
Lauternfans darauf hingewiesen wurden, sie seien nur "Gascht" im
Stadion - anscheinend eine Standardfloskel, die man den
Fans ans Herz gelegt hat, wenn man in die Nähe böser Auswärtsfans
kommt.
Richtig. Das was ich gestern gesehen habe das ist schon wie in Ameika. Alles künstlich. Schlimm. Wenn ich das gestern gesehen habe und aus der Region kommen würde dann würd ich lieber in die 5. zum Waldhof gehen.
In Hoppenheim sieht man, was passiert, wenn Marketingfuzzis das Spiel in ihre Hände bekommen. Das ganze Drumherum besteht nur aus Versatzstücken, die irgendwo geklaut sind. Ich bin ein gelassener Mensch, aber - meine Fresse!!! Und nein, es ist definitiv falsch, dass die meisten Kunden sich weitgehend aus übergelaufenen Fans anderer Vereine rekrutieren. Nein, die Mehrheit sind wirklich jungfräuliche Zuschauer, die noch nie oder ganz selten in einem Stadion waren. Die kennen die ungeschriebenen Stadionregeln nicht. Da wird so einer Lautrer 3-Zentner Mann, deutlich angetrunken und in voller FCK-Montur, von 4 Hoppe-Opis in Zivil zurechtgewiesen, weil er sich 3 oder 4 Mal ("steht auf, wenn Ihr Lautrer seid") hinstellt (und gleich wieder setzt) und nach dem bitteren 2:0, der Lauter ist auf 180, tippen die ihm auf die Schulter und feixen "So, jetzt isch ruh mit der Steherei". Ich sah bereits Zähne fliegen, aber es ging noch mal gut. Spinnen die???
Gegen das Publikum dort ist unsere Nord Hardcore. Und das Ganze kommt nicht etwa unschuldig-spielerisch rüber wie meinetwegen die Begeisterung bei der WM 2006, sondern besserwisserisch, arrogant, anmaßend. Die glauben, sie sind die Gegenwart und die Zukunft des Fußballs. Erstaunlich: Die haben offenbar gar keine Freude am Spiel, nicht mal bei eigener Führung, die singen und klatschen nicht mit, 0 Emotion, dafür macht Jeder von Jedem ständig Photos, damit man beweisen kann, dass man da war, beim Event. Endlich mal was los aufm Land, Eventzirkus jetzt auch auf Deinem Dorf. Das Blitzlichtgewitter nach Spielschluss aus deren Kurve hab ich so zuletzt beim WM-Finale gesehen. Für die Leute dort ist Fußball ein Event wie ein Museumsbesuch oder der Gang über die Landesgartenschau.
Ich hab durch die Mischbesetzung im Stadion die Gelegenheit genutzt, mit einigen zu reden. Die sehen dass überhaupt nicht so, dass es eine Fußballszene gibt, in die sie Schritt für Schritt hinein wachsen müssen, nee, für die sind wir ein Anachronismus. Diese ganze Aufregung der Lautern-Fans, das Schreien und Pfeifen, die unflätigen Sprechchöre, man sieht ja, dass da nichts herauskommt. Das sagte Jemand nach dem Spiel wörtlich zu mir. Die Springerpresse (und nicht nur die) hat Ihnen ja auch immer wieder gesagt, adss sie die Guten sind. Jetzt glauben sie es.
Ich bin immer noch geschockt. Fußball hat mich durch mein ganzes Leben begleitet, aber heute habe ich ihn zum ersten Mal in einer Form erlebt, wo ich sagen würde: Da ist für mich eine Grenze, das geht zu weit. Jedes mittelprächtige Rodeo in Wyoming produziert mehr Emotion als die Happy Hoppis in ihrem Retortenstadion. Das Ganze ist so künstlich wie Hoppis Zähne.
Dann noch 1 Stunde aufm Parkplatz zugebracht, eine Currywurst mit geronnener Sauce angewidert stehen lassen, die sie offenbar bereits auf Vorrat (!!) machen - und tschüß.
Danke Hoppenheim - Dank Euch weiß ich nun wieder, was ich trotz aller Diskussionen um dies und das am Betze habe.
Aber danke Salamander, du sprichst mir aus der Seele, ich bin schon schwer geschädigt da ich (leider) in dieser Region lebe und diese "Fans" das ganze Jahr ertragen muss, aber was ich heute gesehen habe hat mir den Rest gegeben. So etwas abscheulich-lächerliches habe ich in meinem (auch wenn noch nicht so langem) Leben noch nicht gesehen!