Rossobianco hat geschrieben: Thomas hat geschrieben:Meinst Du ernsthaft, die SPD und die CDU würden das anders machen, wenn sie in dieser Situation wären? So ist das halt in der Politik.
Ja, absolut, Thomas! Beide würden das jederzeit anders machen, weil sie bei allem politischen Proporz und persönlichen Eitelkeiten und unabhängig von der Schuldfrage die einzigen beiden Parteien sind die keine Klientelpolitik per se betreiben. In solchen Fragen spielt, wie richtig angemerkt wurde, die politische Haltung überhaupt keine Rolle, sondern nur das Einschalten des Gehirns, simple Mathematik, und das Abschätzen des Volkswohls!
Die beiden Ablehner sind ideoloisch gefangene Weltverbesserer, die keinen Realitätssinn besitzen. Weder werden wir mit einem solarbetriebenen Kräutergarten und Naturheilpfad auf dem Betzenberg genauso viel Kaufkraft, Steuern und Miete erwirtschaften um den maroden Kindergärten die Fenster und Klos zu sanieren, noch werden wir den FCK umbenennen in Trakror Westpfalz und jedem Parteimitglied eine Dauerkarte umsonst anbieten, um so den Wirtschaftsfaktor auf jeden Proletarier gleichmässig zu verteilen.
Die Haltung der Ablehner zeugt von politischer Unwichtigkeit, anstatt vernüftig zu handeln, muss man einfach dagegen sein, rein aus Prinzip, wenn man koalitionsfähig wäre, würde das wohl anders aussehen.
Wenigstens davon unterscheiden sich die großen Volksparteien trotz inhaltlicher Differenzen auffallend wohltuend.
RFD
Schwer zu sagen, ob SPD und CDU aus der Oppositionsrolle heraus, in der man nun mal keine Entscheidungsmehrheiten hat, komplett gegen eine Mietminderung gestimmt hätte. Ich würde eigentlich hier auch vorsichtig zu Rossobianco tendieren, der glaubt, dies wäre wohl nicht der Fall. Beweisen kann das natürlich keiner.
An der Rolle der Grünen kann ich wenig einleuchtendes finden. Was spielt es für die Zukunft für eine Rolle, dass man in der Vergangenheit schlauer war als die anderen? Durch falsche Entscheidungen anderer sind neue Sachlagen entstanden, dies gilt es in die Überlegungen miteinzubeziehen. Man kann sich nicht einfach die Hände in Unschuld waschen, wenn man nicht mit anpackt. Was ist denn damit gewonnen, dass man den 1.FC Kaiserslautern auf Grund laufen lässt?
Egal, wer die Karre in den Dreck gefahren hat: Jetzt geht es erst mal darum, sie ein für alle Mal wieder da raus zu ziehen, damit nicht noch mehr Schaden entsteht. Eine nachhaltige Lösung wird hier seitens der Politik von keinem angedacht. Salamander hat es angesprochen: Wie ein Schneepflug schiebt die Politik die Probleme vor sich her und von sich weg in die Zukunft. Doch der Berg wird dadurch nicht kleiner.
Die Grünen schauen einfach tatenlos (vielleicht gar amüsiert?) dabei zu, wie der Faden, an dem der 1. FC Kaiserslautern hängt, immer dünner wird. Und wenn am Ende alles die Lauter runtergeht stellt man sich hin und sagt: Da seht ihr - wir haben's doch immer gewusst. Ätschebätsch!! Warum hätten wir helfen sollen, wir sind ja nicht Schuld.
Den Grünen geht es scheinbar gar nicht darum, dass eine Lösung gefunden wird. Die Gründe für diese Verweigerungshaltung sind (und hier sehe ich andere Motive als Rossobianco) nicht in der vermeintlichen Kräutergartenmentalität der Partei zu finden, sondern, und das finde ich fast schlimmer; Die Grünen verweigern sich, weil sie glauben, dass ihnen diese Haltung politisch nutzt.
Es interessiert eben nicht die Stadt Kaiserslautern oder das Land Rheinland-Pfalz, schon gar nicht interessiert der FCK. Man möchte keinen konstruktiven Beitrag leisten. Die Grünen möchten gerne zum Sammelbecken und zur Anlaufstelle für all jene werden, bei denen sich das diffuse Gefühl breit macht, der hochsubventionierte landeseigene Betrieb 1. FC Kaiserslautern und diejenigen, die ihn mit Steuergeldern bezuschussen seien dafür verantwortlich, dass die Dächer der öffentlichen Gebäude immer undichter und die Schlaglöcher in den Straßen der Stadt immer größer werden. Alle, die sagen: "Jetzt reicht's, FCK!" gehören zur gewünschten zukünftigen Klientel der Grünen. Man ist also eben nicht "aus Prinzip dagegen" (Rossobianco), schon gar nicht ist man dagegen, weil man koalitionsunfähig wäre. Man ist dagegen, weil man nicht ans große Ganze denkt, weil man nicht langfristig denkt. Stattdessen versucht man, ein entstehendes Momentum schnell und billig für sich zu nutzen.
Wir finden hier also bei den Grünen wenig realitätsferne Naturheilpfad-Ideologie. Ideologisch geprägt sind dagegen die Tiraden von Rossobianco, der, was die Einschätzung der Grünen angeht, knietief in achziger-Jahre-Polemik steckenbleibt. In einer Zeit, in der ein Norbert Röttgen offen und laut über die Verkürzung der Laufzeiten für Atomkraftwerke nachdenkt, in einer Zeit, in der es Bundesländer geben soll, in denen Grüne lieber mit schwarz-gelb als mit rot-rot koalieren, in einer Zeit, in der im bevölkerungsreichen NRW schwarz offensiv mit grün flirtet, wirken die abgestandenen Ökolischees, mit denen die Grünen charakterisiert werden, auf unbeholfen-putzige Weise anachronistisch.
Es ist aber auch ein Kreuz mit der Politik heutzutage. Wo sollen wir hin mit unserem Lagerdenken, wenn die alten Feindbilder verschwimmen?
Manche meinen lechts und rinks kann man nicht velwechsern. Werch ein Illtum. (Ernst Jandl)