Schauen wir uns doch die drei Gegentore gestern (auch wenn's weh tut) einfach mal im Detail an.
Z.B. nochmal hier:
https://www.youtube.com/watch?v=l4Bx3CNMuUM
1:1: Beim einfach sehr gut gespielten Steckpass auf Niemiec deckt Puchacz dessen möglichen Laufweg nach außen ab, wird daher auf dem falschen Fuß erwischt und muss sich drehen, dadurch verliert er das Laufduell und kann die Flanke nicht verhindern.
Zimmer ist zum Zeitpunkt des Steckpasses noch direkt bei Tzolis. Der erkennt die Situation aber um gefühlt eine Minute schneller und hat - bis Nimiec den Pass schließlich erreicht - Jean sage und schreibe 9m abgenommen. Tzolis steht am 11er, Zimmer noch am Kreis vorm 16er. Elvedi erkennnt die Situation mit Tzolis und orientiert sich auf ihn, steht dann aber noch zu weit vorne und kann daher den gut getimten Pass in den 5er nicht mehr erreichen.
Klar, Pucha ist da schuld und sieht schlecht aus. Muss man Zimmer aber genauso anlasten, da darf er seinen Gegenspieler nicht so weglaufen lassen.
1:2: Pucha steht dieses Mal bei seinem Gegenspieler und blockiert den Laufweg, kann aber die Flanke nicht verhindern - was auch an der Stelle nicht immer möglich ist. Das Problem passiert innen und bei der Zuteilung. Tomiak und Niehuis decken den Bereich vor dem kurzen Pfosten ab - aber da ist niemand. Elvedi hätte von der Position her zu Tzolis gehört, musste aber Vermeij auf der 9er-Position abdecken, der bei einer Flanke auch potenziell der größte Spieler ist und für einen Kopfball am ehesten in Frage kommt. Die Flanke kommt aber in Richtung Tzolis - der dieses Mal von Zimmer perfekt blockiert wird, beide neutralisieren sich, Zimmer kann den Ball nicht wegköpfen, verhindert aber auch, dass Tzolis hier schon an den Ball kommt. Dafür aber ist im Hintergrund Appelkamp frei, der nur den Fuß dranhalten muss.
Hier hätte eher Niehuis den Weg zum 5er abdecken müssen, Tomiak wäre bei der 9 gewesen, Elvedi bei Tzolis - und Zimmer hätte sich um Appelkamp kümmern können. Kein Fehler von Zimmer, sondern die Raumaufteilung war schlicht falsch.
1:3 Hier passiert das Problem schon im zentralen Mittelfeld, durch eine Körpertäuschung läuft Niehues ins Leere und sein Gegenspieler hat 15m freie Wiese vor sich, kann bis direkt vor den 16er laufen. Hier löst sich dann Elvedi aus der 4er-Kette, um sich entgegenzustellen und muss damit aber - zwangsläufig - Vermeij alleine lassen. Stattdessen kommt der Ball aber zwischen Elvedi und Tomiak genau in den Lauf von Tzolis gespielt, Pucha steht da noch zu weit außen, um noch helfen zu können.
Laufweg von Tzolis bei der Situation - leider genial, zieht erst nach Rechtsaußen um 3 Gegenspieler gleichzeitig zu binden, hinterläuft diese aber direkt wieder, indem er sofort wieder nach innen zieht. Bekommt genau zum richtigen Zeitpunkt den Pass, umkurvt Himmelmann und schließt ab.
Bei allen 3 Gegentoren war also nicht ein einzelner Spieler von uns an allem schuld, aber die Summe der individuellen Fehler war zu hoch. Pucha quasi an allen 4 Toren beteiligt - sowohl mit seiner Flanke zum 1:0, aber auch maßgeblich beim 1:1, beim 1:2 noch so halbwegs und beim 1:3 nicht mehr ganz so sehr.
Zimmer war auch mit am 1:1 Schuld, bei den anderen beiden Toren konnte er nicht viel anders machen.
Aber auch wenn da jetzt bei uns 5 Namen stehen, die eine direkte Beteiligung haben - zustande kamen die Situationen auch dadurch, dass unsere vorderste Pressinglinie die Pässe nach vorne nicht mehr unterbinden konnte.
Weil hier manche meinten, der Trainer hätte das mitverschuldet - sehe ich nicht so. Redondo war gestern nicht auf der Pucha-Seite, sondern hat Zimmer geholfen, die rechte Seite dicht zu machen - und das auch lange Zeit perfekt. Beim 1:3 aber war er vorne, um evt. nochmal das 2:2 zu erzielen - das waren einfach schon Auflösungserscheinungen.
Dass Raschl ausgewechselt wurde - für mich korrekt, er hatte offenbar nicht mehr die Kraft, im Mittelfeld gegen die frischen Kräfte dort zu pressen. Ritter hatte gestern die Rolle inne, Puchacz zu unterstützen.
Letztlich müssen sich gestern viele Spieler an die eigene Nase fassen, wer an den Gegentoren schuld war. Unser Problem ist einfach, dass wir ab ca. der 60. Minute zu wenig für Druckentlastung sorgen und den Gegner zu weit in unsere Hälfte lassen. Genau dadurch werden dann unsere Schwachstellen bloßgestellt und gnadenlos ausgenutzt - Pässe in die Tiefe, schlechte Zuordnung in der Box.
Vieles im Leben kann man mit Geld kaufen.
Emotion und Leidenschaft nicht.