Zu den Beweggründen der RHEINPFALZ:jürgen.rische1998 hat geschrieben:Bei der RHEINPFALZ bin ich in der Tat etwas erstaunt. Es zeigt sich immer mehr, dass nicht mal Konzok an sich das Problem war, auch wenn er viel Mist verzapft hat. Aber man kann hier wohl getrost davon ausgehen, dass da eher die obere Etage ...
Früher in den 50er, 60er, 70er, 80er und 90er-Jahren war die RHEINPFALZ einmal eine Pfälzer Institution - genau wie der FCK noch heute.
Gegründet von Josef Schaub hatte sein Sohn Dieter Schaub in Helmut Kohls Zeiten als Ministerpräsident und Bundeskanzler die RHEINPFALZ stark nach vorne gebracht - mit direkten Regierungsinfos aus erster Hand, Farbdruck und Sonntagsausgabe.
Die RHEINPFALZ zeigte Profil, befand sich in einer Vorreiterrolle und hatte Bedeutung - und zwar nicht nur regionale. Daneben expandierte die Holding des Herausgebers Dieter Schaub, die Medien Union GmbH, unter Fürsprache Helmut Kohls nach allen Himmelsrichtungen.
Etwa zeitgleich mit dem Regierungsende Kohls begannen Bedeutung und Auflage der RHEINPFALZ zu schwinden, teilweise noch etwas kompensiert durch die Zukäufe.
Für mich resultierte dieser Bedeutungsverlust daraus, dass man nach den Regierungs- wechseln auch den eigenen staats-, wirtschafts- und kulturpolitischen Kurs wechselte - weg von CDU/CSU/FDP. Dazu kommt, dass die RHEINPFALZ - allgemeinen Presse- und Medientrends folgend - oft nicht mehr berichtete "was ist", sondern "was man gern hätte" und damit ihrem Auftrag als sogenannte unabhängige "Vierte Gewalt" nur noch bedingt nachkommt. - BernddasBrot2 bezeichnet das seit längerem als "Prawda".
Dass in der Zwischenzeit die Parteispitzen derart ihre Grundpositionen verändert haben, dass man die politischen Parteien im Vergleich zu 2005 kaum noch wiedererkennt, verbessert die Sache nicht im mindesten.
Eine ähnliche Entwicklung sehe ich bezüglich der FCK-Berichterstattung. Dort wirkten und wirken neben den sportlichen Aspekten politische und wirtschaftliche Einflüsse.
Fritz Walter und seine Kameraden wurden seit 1954 als Mitbegründer der Bundesrepublik Deutschland gefeiert. - Auch von der RHEINPFALZ.
Die Endrundenspiele der Walterelf wurden in Ludwigshafener Südweststadion vor 60.000 Zuschauern ausgetragen. Das RHEINPFALZ-Verlagsgebäude lag relativ nah hinter den vielspurigen Bahngleisen auf denen die Zuschauer ganz in Stadionnähe an- und abreisten. Der druckfriche Spielbericht (incl. Schwarz-Weiß-Photos von Spielszenen aus der ersten Halbzeit) wurde von den herbeieilenden Zeitungsverkäufern direkt nach Spielende an die, aus den Stadiontoren zu den wartenden Zügen strömenden, Zuschauer verkauft. - Eine Berichter- stattung schneller und kompetenter als die meisten Online-Dienste heutzutage.
Die RHEINPFALZ zeigte Profil und hatte Bedeutung.
In den 70er, 80er und 90er-Jahren wurden vom FCK auf dem Betze große Schlachten geschlagen und Titel gewonnen. Mehrere Weltmeister, mehr als 20 WM-/EM-Endrunden-Teilnehmer, 150 Nationalspieler und viele weitere weithin bekannte Klassefußballer und große Kämpfer spielten beim FCK oder haben ihre Karriere dort begonnen. Trainiert wurde der Verein in diesen Zeiten von Welt-, Vizewelt- und Europameistern. - Die RHEINPFALZ war immer stolzer Begleiter des FCK und hat sich in all diesen Jahren Anerkennung erarbeitet.
Die vorwiegend positive FCK-Berichterstattung hielt ungefähr bis zur WM 2006 und dem zeitgleichen zweiten Abstieg an.
Danach wandelte sich das Bild drastisch. Fortan standen Kritik und die Unterstützung bestimmter Interessen im Vordergrund. Meinungsmache wie man so schön sagt.
Was den heutigen Verleger Dr. Thomas Schaub und Chefredakteur Michael Garthe zu dieser Entwicklung veranlasst hat, muss jeder von euch selbst beurteilen. Ich habe meine eigenen Vermutungen.
Rehagels unflätige und höchst peinliche Behandlung der RHEINPFALZ- und SWR-Reporter ("Knie nieder du Hund ...", "Dich will ich hier nicht mehr sehen", usw.) sowie dessen kategorische Bevorzugung der "B..."-Zeitung ausserhalb der Pressekonferenzen können es nicht alleine gewesen sein.
Auch die für ihre Anti-FCK-Meinungsmache bei der RHEINPFALZ gut bekannten "unsäglichen Drei", nämlich Sportchef Horst Konzok, Sportredakteur Oliver Sperk sowie der leitende Lokalredakteur Hans-Joachim Redzimski können ebenfalls nicht die alleinige Ursache der Anti-FCK-Haltung der RHEINPFALZ sein. - Hier gibt es nach meiner Meinung von oben strategische Vorgaben und Abhängigkeiten.
Ich bewundere lediglich die Charakterlosigkeit der Drei, die man haben muss, um unter solchen Bedingungen und mit dieser Intention zu arbeiten; berichten kann man das oft kaum nennen. Dass mit Andreas Erb von der FAZ, René Quante vom Bund der Steuerzahler sowie Uli Schauberger von der "B..."-Zeitung besonders schmutzige Bälle perfide und mit Ausdauer hin und her gespielt werden passt zusätzlich ins Bild.
Reporter, Berichterstatter, Sportkommentatoren und Journalisten wie Bernd Schmitt, Eric Scherer, Marcel Reif bzw. der Lautrer Peter Lenk erscheinen im Vergleich zu den Vorgenannten geradezu wie aus einer anderen Welt. Sportberufene und Menschen die ihre Berufsbezeichnung wahrhaft verdienen.
Unter welchen Rahmenbedingungen angehende Journalisten heute in Deutschland vorselektiert werden, welche "Kröten" zu schlucken sind, wie die Hackordnung funktioniert
und welche Folgen ein sozial geschlossenes journalistisches Feld hat, zeigt Christian Baron (der auch in Fanzines einige Artikel über den FCK geschrieben hat) im Artikel
„Journalisten wollen nicht am Leistungsmythos rütteln“ anschaulich auf.
Mein Highlight ist eines seiner Kernzitate von Edward Herman und Noam Chomsky:
"Die Journalisten bei den Massenmedien hätten ihre Jobs nicht, wenn sie nicht vorher schon unter Beweis gestellt hätten, dass niemand ihnen sagen muss, was und worüber sie schreiben sollen." (siehe auch http://de.wikipedia.org/wiki/Propagandamodell !)
Da sich anscheinend auch mit dem Konzok-Nachfolger, dem neuen Sportchef
Sebastian Stollhof, die tendentiell negative FCK-Berichterstattung nicht ändert, wünsche ich der RHEINPFALZ künftig eine bessere Hand bei der Wahl ihrer Vertriebsstrategie und Redakteure.
Der RHEINPFALZ-Slogan "Wissen, was läuft", der das Eingangsportal der RHEINPFALZ in Ludwigshafen ziert, gilt für die RHEINPFALZ-Leser jedenfalls schon längst nicht mehr - höchstens noch für die wöchentlichen TV-Programm-Beilagen.
2015 habe ich als Konsequenz sämtliche Abos gekündigt.
Wenn ihr fragt, was ich nun neben beruflicher und sonstiger Pflichtlektüre lese:
1. DBB - Der Betze brennt
Über den FCK wird nirgends besser, schneller und detaillierter als durch DBB informiert.
(Die FCK-Homepage verursacht bei mir Augenkrebs, beinhaltet kein Forum und ist seit Riesenkampffs "Relaunch" aus meiner Sicht genauso unbrauchbar wie das damals von ihm intronisierte Management.)
2. Internationale Medien
Selbst international wird häufig fundierter und neutraler als in der RHEINPFALZ berichtet,
wie z.B. folgende Veröffentlichung mit Detailwissen zur FCK-Historie für mexikanische Leser anschaulich zeigt. Titel „El Diablo Rojo se extingue en Alemania“
(übersetzt: „Der Rote Teufel stirbt in Deutschland aus“).
3. Politik, Wirtschaft und Weltgeschehen
Für deutschsprachige Leser ist der regelmäßige Blick in die Online-Ausgaben Schweizer Wirtschaftszeitungen empfehlenswert. Im Hinblick auf die eigene Klientel kann man sich dort nämlich keine Meinungs- und Gefälligkeitsberichterstattung wie in Deutschland erlauben.
Man erhält dort vom deutschen Geschehen ein stark abweichendes Bild - zumindest im Vergleich zu deutschen Medien.
Das gleiche gilt auch für die Schweizer #12-App mit ihren täglich zwölf handverlesenen Qualitätsartikeln. Diese App ist teilweise auch nach dem 2-wöchigen-Probezeitraum
kostenlos nutzbar.
Auch deutsche kontroverse Seiten oder Blogs wie Tichys Einblick, NachDenkSeiten, Achgut oder ÜberMedien öffnen einem die Augen und erweitern aus unterschiedlichen Blickwinkeln den Horizont - sie sind teilweise kostenlos und die Leserkommentare oft das Salz in der Suppe, genauso wie bei DBB.
Auch einige deutsche Satire- und Video-Blogs sind lesens- bzw. sehens- oder hörenswert.
Ich fühle mich auf jeden Fall weitaus besser und unabhängiger informiert als vor 2015.
p.s.
Angemerkt: Die "B..."-Zeitung erreicht mit ihrer bundesweiten Auflage von 1,4 Mio lediglich noch das 6-fache der RHEINPFALZ-Auflage. Zusammen mit den anderen Revolverblättern befindet sie sich im schnellen Niedergang - weitaus zügiger als die RHEINPFALZ.
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„Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.“ (Zitat des ehemaligen FCK-Ehrenmitglieds und Bundeskanzlers Dr. Helmut Kohl)
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