Hi Leute, ich möchte mich jetzt auch mal ausführlicher zu Wort melden. Vielleicht eines vorweg für diejenigen, die mich nicht kennen.
Ein wenig Background
Mein Weg ins Stadion
FCK-Fan bin ich seit Mitte der 90er. Livespiele hatte ich aber bis zu diesem Jahr nicht wirklich viele gesehen. Auf dem Betze selbst noch gar nicht. Trotz der relativen Nähe hat dies verschiedene Gründe. Zum einen lag es daran, dass ich als kleiner Junge lieber Fußball gespielt hab, als Fußball zu schauen. Das hat sich erst mit den Teenagerjahren langsam geändert. Zum anderen war ich aber nie der große Stadiongänger. Zu viel Trubel, zu viel Stress. Auch hatte ich niemanden, der mich begleitet. Nach und nach hab ich das Geschehen dann intensiver verfolgt, mich irgendwann hier angemeldet und auch mitdiskutiert. Mich als Mitglied angemeldet und schließlich Anfang diesen Jahres gedacht: "Wenn ich die jetzt nicht im Stadion unterstütze, wann dann?". Also bin ich alleine hoch. Und wer hätte es gedacht? Das Stadionfeeling gefällt mir tatsächlich gut.
Warum schreibe ich diese Einleitung? Häufig lese ich, dass jemand so und so lange Fan ist, so und so lange eine Dauerkarte hat. Womöglich wird das als Einleitung geschrieben, um die Verbundenheit zu zeigen. Ich hab jetzt für mich selbst aber nicht das Gefühl, dass ich seit Februar (seither hab ich jedes Heimspiel der Liga gesehen und eine DK auf der Süd) ein "besserer Fan" bin. Ich bin näher dran, ja, aber die Qualität des Fanseins hat sich für mich persönlich nicht geändert. Was ich damals als Kind übrigens so extrem attraktiv fand, waren nicht wirklich die Erfolge an sich, sondern, dass diese vielmehr als Underdog erreicht wurden.
Mein Eindruck der letzten Wochen
Vielen wird es sicherlich nicht entgangen sein, dass ich einerseits eher pro Frontzeck argumentiert habe in den letzten Wochen und andererseits zumindest auf Sachlichkeit bedacht war. Die Gründe hierfür sind, dass ich zum einen die Spiele anders gesehen habe (über die meisten hab ich ja ausführlich berichtet, falls man daran interessiert ist) und meine Persönlichkeit einfach versucht den diplomatischen Weg zu gehen. Letzteres wird vielleicht durch den Beruf bestärkt und ich wurde auch nicht erst einmal deshalb schon als Gutmensch bezeichnet, was ich aber nicht als Beleidigung interpretierte (und es wohl auch (meist) nicht so intendiert war).
Meines Erachtens fing die Misere, die Frontzeck letztlich den Job gekostet hat, gegen Cottbus noch nicht an. Da fand er kein Mittel gegen stark verteidigende Cottbuser, man ließ aber auch nicht allzu viel zu. Das richtige Problem ist gegen Rostock gestartet. Die ganzen Stockfehler schienen sich seither auch zu potenzieren. Bisher dachte ich noch, dass alle Mannschaften ewig viele Fehler machen und das sogar Bremen gegen Mainz in noch größerem Ausmaß gelang, aber gegen Wehen war das tatsächlich ein Offenbarungseid.
Unterhaching kann ich selbst nicht bewerten, aber die mitgereisten Fans fanden die Leistung nicht gut, das Ergebnis spricht für sich, einzig der Kicker bescheinigte uns eine nicht so schlechte Leistung (womöglich auf das 5:0 gemünzt).
Dass Frontzeck entlassen werden musste, war sogar meine Meinung, spätestens als potentielle Verwürfnisse mit (Teilen) der Mannschaft an die Öffentlichkeit gekommen sind. Das war vorher für mich der große Faustpfand den er hatte. Aus einer komplett umgekrempelten Truppe formte er eine Einheit. Wann es zu diesem Bruch gekommen ist und weshalb, das würde ich schon gerne wisse. Womöglich war das ein längerer Prozess, aber gegen Uerdingen schien es noch zu laufen.
Das Hier und Jetzt
Die Vorstellung des Trainers
Nun haben wir seit Mittwoch (offiziell seit Donnerstag) einen neuen Trainer. Ich hab natürlich wie immer hier fleißig mitgelesen und hab ohne allzu viele Gründe dafür zu haben, selbst einen Favoriten gehabt: Gruev. Als er es nicht wurde, sondern jemand, der schon vor seiner Verkündung zum Teil zerrissen wurde, war ich für einen kurzen Moment enttäuscht. Einer, der schon angezählt ist? Dann dachte ich mir, dass das doch Quatsch ist. Als ich dann die Kommentare las, war ich zum Teil außer mir.
Das hatte zum (großen) Teil mit einer sachlichen Kritik nicht viel zu tun. Bei einigen musste ich tatsächlich an "Stollen" schmeißende Affen denken. Hauptsache etwas herum geworfen. Das Highlight war für mich, dass man ihn direkt wieder rausbrüllen soll.
Das hat sich zum großen Teil zum Glück gelegt und Hildmann wurde wohl zunächst akzeptiert und ihm wurde Kritik gewährt.
Äußerungen bei der Suche und warum es dann doch wieder länger gedauert hat
Vielen war die Äußerung Baders sauer aufgestoßen, dass er auch schauen wollte, dass auch für "den Michael" die beste Lösung gefunden wird. Das wurde auch als Zeichen für die enge Freundschaft gewertet. Womöglich gibt es die, mehr als ein paar Indizien hab ich bisher aber nie gesehen. Was man aber aus diesen Aussagen schließen kann ist, dass Bader mit Frontzeck gut arbeiten konnte und er auch für seinen Mitarbeiter eine versöhnliche Lösung sucht. Klar ist der Verein wichtig und darauf sollte Baders Hauptaugenmerk liegen, aber auf seine Mitarbeiter zu achten, halte ich für eine menschliche und wichtige Eigenschaft.
Eben deshalb hat es auch so "lange" gedauert, bis der neue Trainer da war. Du kannst doch nicht ernsthaft einen neuen Trainer suchen, wenn du selbst noch eine Chance siehst, dass er es vielleicht packt.
Man sucht sich ja auch nicht schon eine neue Freundin, während man Probleme mit der alten hat und sich diese nur noch als Ersatz hält. Ich glaub es war zu unserer Runjaic-Zeit, als ein Trainer mal sinngemäß gemeint hat, dass er keine Gespräche mit Vereinen führe, die noch den Cheftrainer haben. Diese Einstellung begrüße ich sehr.
Würde man die hier geforderten Maßstäbe eins zu eins auf Betriebe und Firmen außerhalb des Fußballs übertragen (der Vergleich kommt ja grundsätzlich oft), dann wäre einerseits das Geschrei groß und andererseits würden wahrscheinlich einige durch einen "Anderen" ersetzt werden.
Wirklich seriöse Gespräche kann es also erst geben, nachdem der Trainer entlassen wurde. Richtig ist aber, dass man dauerhaft Trainer im Auge haben sollte. Sein Scouting also auf Trainer erweitert, sofern dies noch nicht geschehen ist. Auch der oft geforderte allgemeine Plan (zum Beispiel von
Ken)) ist natürlich bei der Ausrichtung und der Positionierung unseres Vereins wichtig. Zumindest das Trainerscouting scheint ja im gewissen Maße vorher schon stattgefunden zu haben.
Bei dem Grund der lange Wartezeit wird vielleicht auch außer Acht gelassen, dass womöglich viele Gespräche geführt wurden. Wahrscheinlich waren zwar bei einigen in den Medien präsentierten Trainern Nebelkerzen dabei, aber sicherlich wird man mit einigen davon auch intensive Gespräche geführt haben.
Das Märchen vom schweren Umfeld
Da gerade aktuell ja ein Artikel verfasst wurde und der Anlass die Kritiken von Frontzeck und Bader (oder war es Banf, oder beide?

) waren möchte ich auch hierauf mal eingehen. Ich denke, dass es diese schwere Umfeld tatsächlich gibt. Das hat sich bei der Verpflichtung Hildmanns gezeigt. So ganz an den Haaren herbeigezogen ist das nun mal nicht. Auch die Aussagen von Frontzeck sind so falsch nicht. Damals nach dem Spiel gegen Münster hatten
manche Diskussionen tatsächlich hysterische Züge angenommen. Dass einige Fans aufgrund unserer Vergangenheit andere Ansprüche/Erwartungen haben ist auch nicht unwahr. So wurden zuletzt Aussagen wie die folgende getätigt (aus meinem Gedächtnis):
Wir sind der FCK, wieso machen wir gegen einen Vorortverein wie Unterhaching nicht das Spiel und pressen!
Das war so ziemlich genau das Gegenteil von Demut. Jetzt muss man aber auch im Hinterkopf halten, dass die Aussagen sicherlich nicht auf alle gemünzt sind.
Denn eines steht auch fest. Unrecht hat auch
paulgeht nicht. Wir haben eine extrem treue Fangemeinde, die in den letzten Jahren viel einstecken musste. Mehr als man gerne verträgt. Auch der Vertrauensvorschuss zur Ausgliederung war natürlich fulminant. Hier wurde aber auch vielen bewusst, dass das die letzte Patrone auf lange Sicht ist.
Richtig ist auch, dass mehr als 1000 Fans zu einem Training (!) erscheinen und zum Auftakt mehr als 40.000 gegen 1860.
Aber richtig ist genauso, dass eben diese "mehr an Fans" schnell wieder weggebrochen war. Gegen den KSC, der meines Erachtens ein mindestens genau so großes Fanaufkommen hätte mobilisieren können wie 1860 waren schon wesentlich weniger Fans vor Ort. Richtig ist auch, dass es nach und nach immer mehr Fans gab, die ihren Stadionbesuch vom Trainer auf der Bank abhängig gemacht haben und es gab sogar diejenigen, die dies von Anbeginn der Verpflichtung gemacht haben. Gerade letzteres wiederholt sich jetzt bei Hildmann.
Paulgeht stellt auch richtigerweise fest, dass die Fans lange Zeit die Füße still gehalten haben. Hierbei muss man aber anmerken, dass ich bereits gegen Münster, noch während wir führten, einzelne Rufe vernommen hab. Diese waren allerdings vom "Kaliber Fan", das Sievers direkt während des Spiels schon absägen wollte.
Seither hat man aber immer wieder vereinzelte Rufe vernommen. Der Grund, dass es bei vereinzelten Rufen geblieben ist, hat meines Erachtens zwei Gründe. Der erste und sehr wichtige Grund ist, dass sehr viele Fans dem Verein/der Mannschaft/dem Trainer die Zeit für den Umbruch zugestehen wollte. Viele werden tatsächlich die Spiele nicht so schlecht gesehen haben und werden sicherlich auch eine zwischenzeitliche Verbesserung gesehen haben.
Der andere wichtige Grund, und das ist jetzt eine Vermutung von mir, wird sein, dass viele potentielle "raus"-Rufer einfach wegen Frontzeck nicht ins Stadion sind. Gegen Ende (zur Zeit des Wiesbadenspiels) hab ich auch von welchen gelesen, die jetzt wieder hochgehen. Vor allem um ihren Unmut kundzutun.
Wer hat denn jetzt Recht? Gibt es das schwierige Umfeld? Oder sind wir die treuesten der Treuen?
Meiner Meinung haben beide Parteien recht. Das schwierige Umfeld gibt es. Die treuen Fans aber ebenso und gerade letztere sind in einer großen Überzahl. Wie es aber im Leben so ist:
Wer lauter schreit hat mehrer Recht!
Mit dem letzten Satz möchte ich mich ausdrücklich nicht auf die sachlichen Kritiker beziehen.
Die Pressekonferenz
Zunächst einmal eines direkt zu Beginn: Hildmann hat sich sehr sympatisch präsentiert und zunächst einen kompetenten Eindruck gemacht. Insgesamt ein sehr gelungener Auftritt.
Viele haben sich jetzt an Baders (und Banfs) Auftritt gestört. Was erwartet ihr? Das war grade eine schwierige Zeit, wahrscheinlich auch extrem arbeitsintensiv und wie es scheint gab es auch einige kontroverse Gespräche zwischen Bader und co.
Was jetzt die häufig gelobten Fragen von
Thomas angeht, möchte ich auch noch meine Meinung kundtun und auch ehrliche Fragen anschließen. Ich nehme jetzt mal exemplarisch die Frage, die mir am meisten aufgestoßen ist.
Wieso hat man so lange an Frontzeck festgehalten, wenn doch die ganzen Fehler, die zu seiner Entlassung geführt haben, bereits im August für alle zu sehen waren? (aus dem Gedächtnis)
Die Frage impliziert mir schon zu viel.
Jeder hat es gesehen, nur
Ihr nicht. Welche Antwort hast du dir darauf denn erwartet, Thomas? Auch bin ich der Meinung, dass man eben noch nicht sicher absehen konnte, ob Frontzeck nicht die Kurve kriegt und die Fehler zumindest weitgehend abgestellt werden. Zwischenzeitlich gab es ja auch eine positive Entwicklung. Wir waren zwischenzeitlich eines der formstärksten Teams. Dementsprechend wäre der August der völlig falsche Zeitpunkt gewesen. Insbesondere aufgrund unserer angespannten finanziellen Situation.
Wenn, und ich betone, wenn, dann hätte man beispielsweise
vor der Saison den Cut setzen können, aber doch nicht im August.
Warum man meines Erachtens den Vertrag über das Saisonende hinaus gesetzt hat, hat womöglich den einfachen und praktikablen Grund, dass man schon frühzeitig zielgerichtete Verhandlungen führen wollte. Hierzu gehört ein Konzept, das auch den Trainer beinhaltet. Die Verhandlungen liefen dann ja auch schon zum Teil seit Ende Februar/März, wenn es ich es richtig im Kopf hab. Aber ich schweife ab.
Natürlich sind auch interessante Fragen dabei. Wie zum Beispiel zu dem Stand der Investorensuche (die war auch von
Thomas, oder?). Was ich aber an seinen Fragen am meisten kritisieren muss, ist schlicht und ergreifend der Zeitpunkt. Thomas muss doch um die angespannte Situation wissen, muss doch wissen, dass auch Bader zur Zeit ein schweres Standing hat. Da gießen diese Fragen doch nur Öl ins Feuer, zumal ich mich halt immer noch frage, welche Antwort man erwartet hat. Er konnte dort doch fast nur verlieren. Entweder tritt er nach, macht sich selbst oder jemand anderes schlecht.
Wer jetzt meint, dass das genau der richtige Zeitpunkt der Fragen war, dem möchte ich folgende Anekdote ans Herz legen.
Manni war schon lange viel zu fett und wenig bewegt hat er sich auch. Jedem war klar, dass es irgendwann soweit ist und sein Herz den Geist aufgibt. Letztlich war es letzen Samstag so weit. Ein paar Tage später, donnerstags, war die Trauerfeier. Jemand, der Manni sehr gut kannte und diesen auch mochte, näherte sich zögerlich den Angehörigen und stellte dann die folgende Frage:
Es war doch abzusehen, dass Manni gesundheitlich nicht mehr auf der Höhe war, warum hat man nicht vorher reagiert?
Jeder, der diese Frage an der besagten Stelle für unpassend hält, sollte sich überlegen, welchen Zweck die PK verfolgte. Insbesondere nach diesen unendlich unberechtigten Kommentare am Vorabend. Die PK sollte uns einen. Wir brauchen mehr denn je diese Einheit. Der richtige Zeitpunkt für diese Fragen wäre dann die
JHV gewesen. So hat das für mich den faden Beigeschmack, dass man Bader einfach in die Ecke drängen wollte, was ich mir bei
Thomas, den ich als sehr sachlich empfinde, eigentlich nicht vorstellen kann.
Schlusswort
Gebt unserem neuen Trainer eine Chance. Gebt der Mannschaft die Chance, die sie jetzt wieder verdient hat. Jetzt können alle beteiligten zeigen, ob sie es können. Haltet euch aber auch mit der Bader- und Banfkritik im Stadion zurück. Kritisiert diese auf der JHV, aber bewertet sie nicht während der Spiele. Bewertet diese anhand der von ihnen ausgerufenen Ziele.
Ich werde am Samstag
oben sein und Hildmann und unsere Teufel unterstützen.
So viel von mir!
Davy