
Fotos: Imago/Eibner
Interview des Monats: Sascha Hildmann, Teil 1/2
"Emotional ist der FCK eine ganz andere Dimension"
Sascha Hildmann ist schon sein Leben lang Fan des 1. FC Kaiserslautern - und seit knapp vier Monaten auch Cheftrainer "seines" Vereins. Wir haben mit ihm über seine erste Zwischenbilanz und die Zukunftsplanungen mit den Roten Teufeln gesprochen.
Der Betze brennt: Sascha Hildmann, seit 46 Jahren sind Sie FCK-Anhänger. Inwieweit lässt sich das verbinden, wenn man FCK-Trainer ist, wie Sie seit Dezember 2018?
Sascha Hildmann (46): Ich bin FCK-Fan und das wird auch immer so bleiben. Jetzt bin ich eben auch Trainer meines Herzensvereins. Die beiden Aspekte kann ich aber sehr gut voneinander trennen. Die Arbeit macht mir sehr viel Spaß, ich bin gerne für diesen Verein verantwortlich und komme jeden Tag wieder gerne auf den Betze.
Manchmal kribbelt es dann aber tatsächlich wieder. Ich ertappe mich dann dabei, dass ich Gänsehaut bekomme, wie jetzt in Lotte, wenn ich sehe, dass über tausend Menschen auf ein Auswärtsspiel fahren. Früher war ich da auch dabei. Gleichzeitig musst du als Trainer aber auch einen kühlen Kopf bewahren. Schließlich gilt es, die Mannschaft zu trainieren und optimal aufs Spiel vorzubereiten. Alles in allem kann ich als gebürtiger Lautrer aber nur sagen: Mehr als diesen Verein zu trainieren, geht für mich nicht. Das ist nochmal ein riesiger Unterschied zu meinen vorherigen Stationen. Emotional ist das eine ganz andere Dimension.
Der Betze brennt: Am Tag des 2:0-Auswärtssieges gegen Lotte waren Sie exakt 100 Tage im Amt. Danach folgte noch das 1:3 gegen Osnabrück. Wie fällt Ihre erste persönliche Zwischenbilanz aus?
Hildmann: Was die Punkteausbeute angeht, hätte ich mir noch etwas mehr gewünscht. Zwei bis drei Siege mehr wären durchaus im Bereich des Möglichen gewesen. Für mich ist es aber auch wichtig, dass man nicht ausschließlich nach Punkten bewertet. Ich will etwas entwickeln und versuchen, Dinge umzusetzen, die vorher noch nicht so waren. Da gehört auch etwas Mut dazu, mal andere Systeme einzuspielen. Mir ist auch die Entwicklung der Mannschaft und jedes einzelnen Spielers wichtig. Das ist auch meine Pflicht. Ich sehe es als einen Art Auftrag, junge Spieler zu entwickeln und ihnen so zu einer erfolgreichen Karriere zu verhelfen. Bisher bin ich damit total zufrieden. Die Jungs haben mich angenommen und verinnerlicht, was ich ihnen vorlebe.
"Mehr als diesen Verein zu trainieren, geht für mich als Lautrer nicht"
Der Betze brennt: Die Weiterentwicklung junger Spieler, schön und gut. Aber kann man diese individuelle und vor allem langfristige Entwicklung als Profi-Trainer überhaupt noch derart in den Fokus nehmen? Anders als im Jugendbereich steht hier ja doch der sportliche Erfolg, oftmals sogar der kurzfristige, über allem.
Hildmann: Wenn du gerne Trainer bist, ein Stück weit auch Idealist, ehrgeizig, und solche Spieler zur Verfügung hast, willst du diese automatisch voranbringen. Es wäre schlimm, wenn nicht. Ich freue mich wahnsinnig für die Jungs, wenn sie ein gutes Spiel absolvieren. Natürlich gibt es Trainer, die das ganz anders angehen. Die spielen mit zehn 30-Jährigen und hoffen, dass es funktioniert. So bin ich aber nicht und es würde auch nicht zu diesem Verein passen. Es war schon immer ein Teil der DNA dieses Klubs, den Weg mit jungen Spielern zu gehen. Das heißt ja nicht, dass du damit keinen Erfolg haben kannst. Ganz im Gegenteil! Und wenn du diese beiden Aspekte miteinander verbinden kannst, ist es optimal.
Der Betze brennt: Wussten Sie schon vor ihrem Amtsantritt im Dezember, welche Möglichkeiten sich hier gerade bei der Entwicklung junger Spieler bieten?
Hildmann: Ich war natürlich nicht so nah dran, wie ein Trainer, aber ich habe mich intensiv mit dem Verein beschäftigt, viele Spiele live gesehen und mal beim Training zugeschaut. Auch die U21 habe ich mehrmals beobachtet. Antonio Jonjic ist mir dabei schon extrem aufgefallen, er ist ein Spieler, der im Eins-gegen-Eins den Unterschied machen kann. Und auf einmal war ich dann Trainer in Lautern (lacht). Durch die vorherigen Beobachtungen war mir gleich klar, wen ich alles dabei haben möchte. In der täglichen Trainingsarbeit wurde auch schnell klar, welche unheimliche Qualität beispielsweise Carlo Sickinger mitbringt. Er tut der Mannschaft sehr gut in der zentralen Position in der Abwehr, wusste aber auch im zentralen Mittelfeld zu überzeugen.
Der Betze brennt: Meist entsteht in Kaiserslautern dabei ein regelrechter Hype um die neuen jungen Spieler, die es zu Einsätzen geschafft haben. Es werden Hoffnungen geschürt, denen die Jungs in der Folge nicht gerecht werden können. Was stimmt Sie positiv, dass die jetzigen jungen Spieler wie Lennart Grill, Carlo Sickinger, Dominik Schad, Antonio Jonjic oder auch Christian Kühlwetter konstant auf hohem Niveau spielen werden?
Hildmann: Alle genannten haben bereits bewiesen, dass sie für die 3. Liga überdurchschnittlich gut sind. Und sie sie sind alle noch lange nicht am Ende ihrer Entwicklung. Wenn wir jetzt noch drei bis vier erfahrene Spieler dazu holen, die ihre Leistungen schon über einen längeren Zeitraum nachgewiesen haben, bin ich überzeugt, dass du mit diesem Mix absolut erfolgreich sein kannst.
"Osnabrück kann für kommende Saison ein Vorbild für uns sein"
Der Betze brennt: Aber war der Plan in dieser Saison nicht ein ähnlicher? Ein Mischung aus Erfahrung und jugendlicher Unbekümmertheit. Doch gerade die vermeintlich Arrivierten blieben weit hinter den Erwartungen zurück.
Hildmann: Das lässt sich nicht vergleichen, da die Mannschaft mit fast 20 Neuzugängen komplett umgekrempelt worden ist. Bei so vielen Neuzugängen sind immer ein paar dabei, die nicht so zünden, wie du dir das vorgestellt hast. Das sind viele Kleinigkeiten, die am Ende den Ausschlag geben. Osnabrück ist ein gutes Beispiel: Die hatten letzte Saison 37 Punkte, wären beinahe abgestiegen, haben aber damals schon ein Fundament gelegt und mit gezielten Verstärkungen im Sommer den jetzigen Weg bereitet. Osnabrück kann auch für uns ein Vorbild für die kommende Saison sein.
Der Betze brennt: Sie sprechen damit die Kaderplanung an, über die bereits einiges bekannt ist: Das Grundgerüst der jetzigen Mannschaft soll durch drei bis vier erfahrene Kräfte verstärkt werden. Doch es gibt auch im jetzigen Kader einige Spieler, über deren Zukunft gesprochen werden muss. Wie ist beispielsweise mit Lukas Spalvis zu planen?
Hildmann: Zunächst hat Lukas einen Vertrag und wir werden ihn voll und ganz unterstützen, bis er sich wieder erholt hat. Dafür geben wir ihm alle Zeit. Natürlich wissen wir auch, dass er in den kommenden Monaten nicht zur Verfügung stehen wird. Also müssen wir noch einen Stürmer holen. Das ist auch die Verantwortung von mir, Martin Bader und Boris Notzon. Wir planen Lukas Spalvis aber auf jeden Fall ein, weil wir von ihm überzeugt sind. Auch wenn noch nicht klar ist, wann er wieder zurückkommt.
Der Betze brennt: Kapitän Florian Dick stand zuletzt selten im Kader und besitzt nur einen Einjahresvertrag. Setzt er seine Karriere im Sommer fort?
Hildmann: Es gibt Gespräche mit ihm, auch über die Zeit nach der Karriere. Das Ganze ist aber eher ein Thema von Martin Bader und Flo.
"Das 3-5-2-System könnte nächste Saison öfter zum Einsatz kommen"
Der Betze brennt: Auch die Verträge von Mads Albaek, Jan Löhmannsröben und Florian Pick laufen im Sommer aus.
Hildmann: Wir sind in Gesprächen mit Florian Pick und würden ihn gerne halten. Bei den anderen beiden ist es auch die Frage, was sie selbst möchten. Mads hat ja schon gesagt, dass er gerne bleiben möchte, das ist eine gute Grundlage, aber eben noch keine Einigung. Fakt ist: Beide, Mads Albaek und auch Jan Löhmannsröben, sind wichtige Spieler für uns. Wir sind im Hintergrund schon schwer am arbeiten. Wir wollen jetzt aber auch noch ein paar Spiele abwarten. Natürlich haben wir auch potentielle Neuzugänge schon ins Auge gefasst und kontaktiert. Entscheidend ist jetzt, dass wir uns von Woche zu Woche wieder zusammensetzen die Entwicklung betrachten und auf dieser Basis unsere Entscheidungen treffen. Wir liegen, was die Planungen angeht, also sehr gut in der Zeit.
Der Betze brennt: Die neuen Spieler müssen in das taktische System hineinpassen. Nach welchem Anforderungsprofil wird also genau gesucht?
Hildmann: Aktuell fahren wir mit der Grundformation im 3-4-3 sehr gut. Da ist es für den ein oder anderen Spieler natürlich schwierig, weil es beispielsweise die klassische Position des Spielmachers auf der "Zehn" nicht gibt. Unsere klare Ausrichtung ist es, flexible Spieler zu holen, die sowohl in einem 3-4-3 als auch in einem 4-4-2 sofort in der Lage sind, ihre Position zu finden. Es geht aber noch weiter. Gerade ein 3-5-2 ist ein hochinteressantes System, das im kommenden Jahr vielleicht häufiger zum Einsatz kommen wird. Zu viel sollte man in eine Grundformation aber nicht reininterpretieren. Pauschal lassen sich keine Aussagen darüber treffen, welche Formation offensiver oder defensiver ausgerichtet ist. Fast alles hängt von den eingesetzten Spielern ab. Das Wichtige ist aber, der Charakter der Truppe ist einwandfrei. Die Mannschaft will, sie ackert und das merken auch die Fans. Und dieser Aspekt spielt natürlich auch bei Neuzugängen die tragende Rolle.
Der Betze brennt: Theo Bergmann ist einer der angesprochenen, dessen Lieblingsposition hinter den Spitzen derzeit nun mal nicht vorhanden ist.
Hildmann: Aber er ist ganz nah dran an der Mannschaft und nimmt die Situation voll und ganz an. Theo wollen wir auf gar keinen Fall abgeben. Er kann eben auch auf der “Sechs” spielen und es wird mit Sicherheit im kommenden Jahr auch eine taktische Variante geben, die einen Zehner benötigt. Er ist gerade in einem Lernprozess, das gehört im Profifußball dazu. Da muss man sich von hinten auch mal wieder herankämpfen. Er ist dabei auf einem sehr guten Weg, noch etwas Robustheit zu erlangen, die diese Liga fordert.
Morgen im zweiten Teil des großen DBB-Interviews: Sascha Hildmann über die Beziehung zwischen Spielern und Fans, die Querelen in der Vereinsführung und den richtigen Mix zwischen Abwehr und Angriff.
(Das Interview führten Moritz Kreilinger und Thomas Hilmes.)
Quelle: Der Betze brennt
Ergänzung, 27.03.2019:

Interview des Monats: Sascha Hildmann, Teil 2/2
"Wir lieben alle den FCK und wollen Spiele gewinnen"
"Uffem Betze is' immer was los!" Im zweiten Teil unseres großen Exklusiv-Interviews spricht Cheftrainer Sascha Hildmann über den Schulterschluss zwischen Spielern und Fans sowie über die Philosophie-Unterschiede zwischen erster, zweiter und dritter Liga.
Der Betze brennt: Sascha Hildmann, die Beziehung zwischen der Mannschaft und den Fans wirkt in dieser Saison immer noch merkwürdig distanziert. Woran liegt das?
Sascha Hildmann (46): Man muss sehen, was die Fans im letzten Jahr alles haben mitmachen müssen, sie haben so viel Dreck gefressen. 2018 war durch den Abstieg das schlimmste Jahr der Vereinsgeschichte. Dann kam die Erwartungshaltung in der 3. Liga dazu, nach dem Motto: Jeder wird mit 5:0 aus dem Stadion geschossen. Das passierte aber nicht und schon war die nächste Enttäuschung da. Hinzu kommt, dass die Mannschaft quasi komplett neu zusammengestellt werden musste. Natürlich ist es dann schwierig, sich mit 20 neuen Gesichtern zu identifizieren.
Der Betze brennt: Gerade nach weniger guten Spielen wirkte es manchmal so, als sei die Mannschaft in Bezug auf die Fans verunsichert und wisse nicht so recht, wie sie sich verhalten soll. Der Gang in die Kurve erscheint oftmals recht zögerlich.
Hildmann: Ich habe mir als Spieler darüber keine Gedanken gemacht, sehe aber wie sehr das meine Mannschaft beschäftigt. Deshalb fand ich es nach dem Spiel in Lotte so klasse, als die Mannschaft fast geschlossen zu den Fans ging. Es war ein Miteinander, so wie wir uns das wünschen. Wir wollen doch alle das gleiche: Wir lieben den FCK und wollen Spiele gewinnen.
Auch mal "Buuuh, Kreisliga", aber dann gleich wieder "Ole, ole, FCK"
Der Betze brennt: Was braucht es also, um den Schulterschluss langfristig wiederherzustellen?
Hildmann: Die Tradition und Geschichte dieses Klubs ist einzigartig. Aber momentan braucht es etwas Fingerspitzengefühl, eine gewisse Sensibilität für die Mannschaft, die auf dem Platz steht. Die Mannschaft zeigt, dass sie willig ist. Und solche Mannschaften werden in Kaiserslautern immer unterstützt, das war noch nie anders. Wir müssen wieder Vertrauen zueinander aufbauen. Nach dem Abstieg und der schwachen Hinrunde war die Basis dafür weg. Aber in 2019 haben wir bisher alles dafür getan, um das Verhältnis wieder zu verbessern.
Ich kann die Fans auch sehr gut nachvollziehen. Ich schaue mir ab und zu Stimmungsvideos im Internet an. Etwa vom Spiel letzte Woche in Lotte, wo wir uns lange schwer getan haben, aber die Mannschaft gerannt ist und alles probiert hat. Da brüllt aus dem Block jemand "Buuuh, Kreisliga!" - da hat sie ja recht, das ist Emotion, aber eine Sekunde später geht es dann auch gleich weiter: "Ole, ole, FCK!" Das finde ich toll und habe auch viel zu oft selbst in dieser Kurve gestanden, um jemals etwas anderes zu behaupten. Wir dürfen uns kritisieren, auch mal enttäuscht sein, aber müssen unter'm Strich doch immer zusammenhalten!
Diese Emotionen spielen auch bei der Selbstwahrnehmung in der Region natürlich eine immense Rolle. Wir sehen uns auch selbst manchmal zu kritisch. Außerhalb von Kaiserslautern und der Pfalz werden wir ganz anders wahrgenommen. Da heißt es: "Der Betze, die junge Mannschaft, da geht was, das macht Spaß! Klasse, dass die diesen Mut haben in so einer Situation mit jungen eigenen Spielern etwas aufzubauen. Hoffentlich steigt dieser tolle Verein bald wieder auf." Ich wünsche mir, dass wir alle versuchen, den Verein auch etwas aus dieser Sichtweise zu betrachten.
Der Betze brennt: Die finanziell kritische Situation, die Unruhen rund um die Investorensuche sowie öffentliche ausgetragene Dispute des Aufsichtsrats: Alles unangenehme Nebenschauplätze. Wie geht die Mannschaft mit der Situation um?
Hildmann: Das kannst du nicht ganz von der Mannschaft fernhalten, das ist klar. Die wissen schon was da läuft. Als Profisportler hängt deine Existenz schließlich auch vom Verein ab. Wir vertrauen den handelnden Personen aber voll und ganz. Wenn wir mal ein schlechtes Spiel machen, hat das absolut nichts damit zu tun. Ich versuche es mit etwas Humor zu nehmen und denke dann an das alte FCK-Lied: "Uffem Betze is immer was los..." (singt und lacht) - so lässt sich damit etwas entspannter umgehen.
"Manchmal frage ich mich im Spiel: Warum haben wir das besprochen?"
Der Betze brennt: Sie haben bei Amtsantritt auf den bestehenden Trainerstab zurückgegriffen. Sind Sie mit dieser Konstellation zufrieden?
Hildmann: Ich habe zunächst die Aufgabenverteilung etwas umstrukturiert. Martin Raschick ist nicht mehr täglich auf dem Trainingsplatz dabei. Er kann sich stattdessen wieder mehr auf den Bereich des Scoutings und der Videoanalyse fokussieren. Meinen Co-Trainer Alexander Bugera habe ich vorher bereits flüchtig gekannt. Jetzt wo wir uns richtig kennengelernt haben, bin ich unheimlich froh, ihn dabeizuhaben. Er bringt ein enormes Fachwissen mit, macht sich enorm viele Gedanken, ist sachlich und wahnsinnig loyal. Ich stehe super gerne mit ihm auf dem Platz und wünsche mir, dass wir eine lange Zusammenarbeit haben. Wenn er zum Fußball-Lehrer-Lehrgang zugelassen wird (die Entscheidung darüber fällt im April; Anm. d. Red.), verändert sich die Situation zwar etwas. Auf jeden Fall soll er aber auch dann Teil meines Stabs bleiben. Da müssen wir jetzt aber die Zulassung abwarten.
Der Betze brennt: Zunächst müssen Sie die Mannschaft natürlich optimal auf das jeweilige Spiel vorbereiten. Aber ist es während der Partie überhaupt möglich, wirklichen Einfluss auf das Geschehen nehmen?
Hildmann: Ich schreie mir da oft die Seele aus dem Hals. Aber eigentlich kann ich da rufen, was ich möchte, da mich in einem lauten Stadion sowieso niemand versteht (lachte). Die Analyse und Besprechung vor dem Spiel und in der Halbzeitpause ist da deutlich wichtiger. Ich gebe in jedem Spiel Leitlinien vor. Wir schreiben das alles auf und gehen es detailliert durch.
Was davon dann manchmal auf dem Spielfeld umgesetzt wird ist ein anderes Thema. Da frage ich mich manchmal schon, warum haben wir das besprochen? Meine Vorgabe war es mit Sicherheit nicht, dass wir in Köln das Ergebnis verwalten oder gegen Braunschweig aufhören zu flanken. Aber so ist eben der Fußball. Ich kenne es aus meiner eigenen Zeit ja zu gut. Wie oft habe ich 1:0 geführt und danach das Offensivspiel quasi eingestellt, nichts mehr gemacht, nur noch zurückgezogen, obwohl der Trainer etwas ganz anderes gefordert hatte.
"Im Gegensatz zur Bundesliga ist in der 3. Liga ist die Defensive die Basis"
Der Betze brennt: Zum Schluss der Blick auf die kommende Saison. Der FCK ist quasi zum Aufsteigen verpflichtet. Doch ähnelt dieses Ziel in der extrem ausgeglichenen 3. Liga einer Lotterie. Wie ist es möglich, den Faktor Zufall soweit es geht zu minimieren?
Hildmann: Indem du dich auf deine Stärken berufst. Das ist bei uns die Defensive. Und das ist auch die Basis, auf der du in der 3. Liga Erfolg haben kannst. In der 1. Bundesliga kommt es extrem auf den Ertrag der Offensive an, in der 2. Bundesliga ist es hingegen ein Mix aus Abwehr und Angriff. Aber hier, in der 3. Liga, geht der Erfolg ausschließlich über eine stabile Defensive. So viele Teams der Liga ziehen bei einer Führung ein regelrechtes Abwehrbollwerk auf. Dann wird es dermaßen schwer, nach einem Rückstand nochmal wieder zu kommen. Auf diesem Fundament müssen wir jetzt aufbauen und zudem eine schlagkräftige Offensive zusammenstellen. Es geht um Zielstrebigkeit und Dynamik. Das ist oftmals leider nicht schön, was aber auch egal ist, weil es erfolgreich ist - und das zählt nun mal.
Der Betze brennt: Vielen Dank für das interessante Gespräch!
(Das Interview führten Moritz Kreilinger und Thomas Hilmes.)
Quelle: Der Betze brennt