Adaleh hat geschrieben:@ flammendes Inferno...
viele Fans sind keine Enttäuschten, sondern können neben taktischen Entscheidungen einfach nicht verstehen, dass man nach dem dem Erreichen der gesteckten Ziele mitten in der Saison nicht mehr hungrig ist. Wie will Schuster mit diesem Kommunikationsstil denn die Truppe noch motivieren? Wir sollten alles versuchen, den Relegationsplatz zu erreichen. Wenn nicht , haben wir es wenigstens versucht.
Ich greife Deinen Beitrag, @Adaleh, hier nur stellvertretend heraus für viele Beiträge, die monieren, dass man bei der Formulierung des Saisonziels nicht offensiver vorgeht.
Abgesehen davon, dass mir persönlich Understatement ohnehin wesentlich symphatischer ist als
übertriebenes Selbstbewusstsein, was schnell die Grenze zur Überheblichkeit überschreitet oder zumindest als solche aufgefasst werden kann, habe ich dazu ein paar Anmerkungen:
1) Das Ziel vor der Saison hieß wahlweise Klassenerhalt oder 40 Punkte erreichen (womit ja das selbe gemeint war). Im Laufe der Saison, und zwar schon irgendwann in der Vorrunde, wurde dieses Saisonziel ja bereits angepasst. Man sprach nun davon
möglichst schnell 40 Punkte erreichen zu wollen. Für manche mag dieser Zusatz "möglichst schnell" ein kleiner Unterschied sein, aber es ist ein feiner und für mich entscheidender. Denn das impliziert für mich, dass ich eben nicht zufrieden bin, wenn ich tatsächlich erst am 34. Spieltag meine 40 Punkte erreiche, sondern ich will noch möglichst viel Saison übrig haben, wenn ich die 40 Punkte erreiche, eben um mir
danach ein neues Ziel zu setzen.
2) Man sollte mal davon ausgehen, dass sich die interne Kommunikation auch von der externen unterscheiden kann. Will sagen, nur weil Schuster gegenüber den Medien am Ziel, so schnell wie möglich die 40 Punkte zu erreichen, festhält, heißt das ja nicht, dass er der Mannschaft das intern genauso verkäuft. Also wäre ich vorsichtig mit so einer Aussage, dass ja klar sei, dass die Mannschaft nicht mehr hungrig sei, weil Schuster kein neues, ambitionierteres Ziel kommuniziere. Vielleicht hat er genau das intern längst getan? Weißt Du es?
3) Auch den Hobbypsychologen unter uns, die meinen, wenn die Spieler kein hochgestecktes Ziel vorgegeben bekommen, schwinde deren Motivation, möchte ich - ebenfalls als Hobbypsychologe

- zweierlei entgegenhalten:
a) Talente gibt es in Deutschland unendlich viele. Wer sich darunter durchsetzt und es tatsächlich zum Profifußballer schafft, der muss einen ordentlichen Ehrgeiz haben. Profisportler wollen jedes Spiel gewinnen und den maximalen Erfolg erzielen, davon kann man ausgehen. Das wird sich nicht ändern, nur weil ich das vom Verein vor der Saison erreichte Saisonziel schon 12 Spieltage vor Schluss so gut wie erreicht habe - unabhängig davon, ob der Verein das Ziel in der externen Kommunikation anpasst oder nicht.
b) Trotzdem könnte sich sicherlich im Unterbewusstsein was einschleichen. Aber auch da halte ich es dann keineswegs für ausgemacht, dass es demotivierend wirkt, wenn ich kurz vor Erreichen meines Ziels kein neues, ambitionierteres vorgegeben bekomme. Aus meiner Sicht spricht mindestens genauso viel dafür, dass es unterbewusst genau anders herum wirkt: wenn ich durch die Vorgabe eines deutlich hochgesteckteren Ziels ggü. dem ursprünglichen mitten im Saiosnverlauf plötzlich nicht mehr sehr gut auf Zierreichungskurs liege, sondern mich eher im Bereich der Zielverfehlung bewege oder es so einschätze, dass ich das neue, hochgesteckte Ziel mit recht hoher Wahrscheinlichkeit nicht erreiche, dann wirkt das demotivierend. Nicht umsonst spricht man nicht nur im Projektmanagement davon, dass Ziel immer smart formuliert sein müssen, wobei das R darin für realistisch steht. DAbei wirrd eben genau das unterstellt, dass zu ambitionierte, nicht mehr als realistisch empfundene Ziele, eben gerade demotivierend wirken.