
Vorbericht: Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern
Das Derby als Wendepunkt?
Für Marco Antwerpen startet die Rettungsmission gleich mit einem echten Kracherspiel. Am Samstagnachmittag ist der neue Trainer mit dem 1. FC Kaiserslautern zu Gast bei Waldhof Mannheim. Im Carl-Benz-Stadion soll endlich der erste Sieg 2021 gelingen.
Das letzte Aufeinandertreffen mit dem kommenden FCK-Gegner dürfte in Marco Antwerpen noch tolle Gefühle auslösen. Am 01. Juli des vergangenen Jahres gewann Eintracht Braunschweig, damals von Antwerpen gecoacht, am vorletzten Spieltag gegen den SV Waldhof zuhause mit 3:2. Nach Abpfiff beobachteten die Spieler und Offiziellen der Eintracht dann über die Anzeigetafel, wie der FC Bayern II quasi in letzter Minute die nötige Schützenhilfe zum Aufstieg in die 2. Bundesliga leistete. Im grenzenlosen Jubel stand Antwerpen damals in Bier getränkt vor den TV-Kameras, sein Stürmer Marvin Pourié war von seinen Gefühl übermannt und kniete weinend auf dem Rasen.
Knapp ein halbes Jahr später sind beide genannten Protagonisten wieder vereint. Von Jubel gibt es in Kaiserslautern aber zumindest vor dem Spiel gegen Mannheim keine Spur. Ganz im Gegenteil: Der am Montag offiziell gemachte Nachfolger von Jeff Saibene hat erstmal nur eine Aufgabe: Den Klassenerhalt schaffen. Antwerpen startet in diese Mission mit dem Gastspiel beim verhassten Nachbarn gleich mit einem echten Kracher. Und welches Spiel wäre aus Sicht der Roten Teufel besser geeignet, um mit einem Big Point einen Zeichen für die FCK-Anhänger zu setzen und womöglich den Wendepunkt zu schaffen? Also: Auf geht’s, ihr Jungs aus Lautern! Holt den Derbysieg!
Anpfiff des Geisterspiels im Carl-Benz-Stadion ist am Samstag um 14:00 Uhr.
Was muss man zum Derby aller Derbys wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 23. Spieltag:
Der FCK: Ausgangslage und Personal
Nach der Demission von Jeff Saibene und der desaströsen Leistung beim 0:1 gegen Wehen setzt der 1. FC Kaiserslautern mit Nachfolger Marco Antwerpen mal wieder auf einen Trainereffekt. Dieser muss aber zeitnah einsetzen, denn nur noch das Torverhältnis trennt den 2021 noch sieglosen Tabellen-16. von einem Abstiegsplatz. Kurios: Wie schon in Braunschweig im November 2019 steht bei Antwerpens Premiere auch dieses Mal Patrick Glöckner beim Gegner an der Seitenlinie. Damals beim Chemnitzer FC, am Samstag beim SV Waldhof.
Quasi in letzter Minute konnte sich der FCK am Montag noch zwei Abwehrspieler ausleihen. Felix Götze kam vom FC Augsburg, Marvin Senger vom FC St. Pauli. Beide Akteure dürften auch gleich eine Option für das Spiel in Mannheim sein. Dass sie aber alle beide von Beginn an spielen, ist eher unwahrscheinlich. Kevin Kraus ist nach seinen gegen Wehen auftretenden Knieproblemen wieder dabei. Der neue Kapitän Jean Zimmer hat seinen grippalen Infekt überstanden, Hikmet Ciftci seine Gelb-Sperre abgesessen. So hat Marco Antwerpen bei seiner Premiere nach drei Trainingstagen personell gleich mal die Qual der Wahl. Zwar ist der neue FCK-Coach taktisch flexibel. Am Samstag dürfte aber wie fast immer nach Trainerwechseln erstmal im Vordergrund stehen, den zuletzt wackligen Defensivverbund zu stabilisieren.
Der Gegner: Ausgangslage und Personal
Kurz vor Beginn des Fußballjahres 2021 musste Investor Bernd Beetz noch mit einem Darlehen von rund einer Million Euro aushelfen, seitdem ist Waldhof Mannheim so etwas wie die Mannschaft der Stunde in der 3. Liga und geht deshalb mit einer Menge Selbstvertrauen ins Derby gegen den FCK. In seinen sieben Partien im Jahr 2021 blieb der SVW noch ohne Niederlage, holte 15 Punkte und entfernte sich so immer weiter von der Abstiegszone. Zuletzt gelangen gar drei Siege in Serie. Mit 33 Punkten klopfen die Waldhöfer jetzt sogar oben an. Nur noch vier Zähler beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz. Also genau der richtige Zeitpunkt für einen Dämpfer, könnte man wohl sagen.
15 der insgesamt 35 Saisontore erzielten die Stürmer Dominik Martinovic (8) und Joseph Boyamba (7). Allerdings fehlt Boyamba am Samstag verletzungsbedingt. Im Winter konnte der Waldhof durch das Geld des Beetz-Darlehens seinen Kader zudem noch mit zwei neuen Spielern verstärken. Dennis Jastrzembski wurde von Hertha BSC ausgeliehen, Marcel Gottschling fest von Viktoria Köln verpflichtet. Bereits im November wurde der zuletzt vertragslose Manfred Osei Kwadwo unter Vertrag genommen. Ex-FCK-Talent "Manni" spielt in Mannheim aber bislang noch keine große Rolle.
Frühere Duelle
Alle drei bisherigen Begegnungen in der 3. Liga endeten 1:1-Unentschieden. Besonders das erste Lautrer Gastspiel im Carl-Benz-Stadion seit 19 Jahren dürfte den damals mitgereisten FCK-Fans noch in Erinnerung sein. Nicht nur wegen des Derby-Feelings, sondern auch, weil die Partie an jenem 29. Februar 2020 vor der Corona-Pandemie eines der letzten Spiele in einem vollen Stadion war. Viele dürften noch heute genau wissen, wie dieser Tag für sie persönlich abgelaufen ist. Der letzte Waldhof-Sieg gegen die Profis des FCK datiert übrigens vom 23. November 1996. Das kann auch am Samstag gerne so bleiben und das Vierteljahrhundert voll gemacht werden!
Fan-Infos
Ein Derby ohne Fans ist einfach kein echtes Derby. Und weil das so weh tut, halten wir diese Passage hier ganz kurz: Der SWR überträgt das Geisterspiel aus Mannheim am Samstag ab 14:00 Uhr live im Free-TV. Ausführliche Highlights der Begegnung sind ab 17:30 Uhr in der Sendung "Sport am Samstag" zu sehen.
O-Töne
FCK-Trainer Marco Antwerpen: "Das sind die Spiele, die den Fußball ausmachen. Warum soll das nicht der Startpunkt sein, um in eine andere Richtung zu gehen? Mit den neuen Impulsen, die wir der Mannschaft geben konnten, können wir in Mannheim drei Punkte erzielen. Wir müssen in dieser Situation als Mannschaft, aber auch als Verein, einen extremen Zusammenhalt an den Tag legen und füreinander einstehen."
Waldhof-Trainer Patrick Glöckner: "Jeder, der hier spielt, weiß, dass diese Partie ein Stück weit das Spiel des Jahres ist. Wir wollen unseren Fans deshalb den Gefallen tun, alles reinzuwerfen, um das bestmögliche Resultat zu erzielen. Wir kennen die Bedeutung der Partie, kein Spieler wird auch nur einen Millimeter weichen."
Daten und Fakten
Voraussichtliche Aufstellung:
Waldhof Mannheim: Königsmann - Gottschling, Gohlke, Seegert, Hofrath - Schuster, Saghiri - Costly, Gouaida, Garcia - Martinovic
Es fehlen: Boyamba, Ünlücifci (beide Aufbautraining), Diring (Knorpelschaden), Ferati (Kapselriss im Knöchel), Roczen (Innenbandriss im Knie), Verlaat (Muskelfaserriss), evtl. Donkor (angeschlagen)
1. FC Kaiserslautern: Spahic - Hercher, Kraus, Winkler, Hlousek - Rieder, Ciftci (Götze) - Zimmer, Ouahim (Ritter), Redondo - Pourié
Es fehlen: Gottwalt (Trainingsrückstand nach Sprunggelenk-OP), Schad (Wadenbeinbruch), Sessa (Muskelfaserriss), Spalvis (Knorpelschaden)
Quelle: Der Betze brennt / Autor: Florian Reis
Ergänzung, 13:44 Uhr:

Foto: Imago Images
Zimmer vor dem Derby: "Müssen Geilheit mitnehmen"
Wenn einer weiß, wie wichtig das Südwest-Derby bei Waldhof Mannheim ist, dann ist es Jean Zimmer. Im Interview mit "Magenta Sport" verrät der neue Mannschaftskapitän des 1. FC Kaiserslautern, worauf es jetzt ankommt und welche Bedeutung ein Kalender für ihn hat.
Am Samstag steht das Derby aller Derbys an: Der FCK ist zu Gast auf dem Waldhof (ab 14:00 Uhr, live bei SWR Sport und Magenta Sport). Dabei wird nicht nur der neue FCK-Trainer Marco Antwerpen sein Debüt feiern, auch Jean Zimmer wird den FCK erstmals als Kapitän auf den Platz führen. Das hat sich offenbar bis zu seinen ehemaligen Mannschaftskameraden herumgesprochen. So sagt etwa Dominique Heintz bei "Magenta Sport": "Ich freue mich sehr, dass du neuer FCK-Kapitän bist. Ich glaube, es gibt keinen besseren momentan wie dich. Ihr schafft das noch, du wirst das super machen." Und der ehemalige FCK-Keeper Tobias Sippel ergänzt: "Wenn ich jemandem das Kapitänsamt in der aktuellen Situation zutraue, dann dir. Ich hoffe, dass wir weiter über dem Strich stehen, damit es aufwärts geht und wir wieder dahin kommen, wo wir alle hin wollen. Gib Gas Junge, ich wünsche der ganzen Mannschaft alles Gute."
Jean Zimmer über …
… die Wichtigkeit des Südwest-Derbys: "Ich glaube, dass wir für Samstag eine gewisse Geilheit mitnehmen müssen, um so ein Derby zu bestreiten, auch wenn keine Fans da sind. Ich weiß und bin fest davon überzeugt, dass so viele Zuschauer zu Hause sitzen und dem FCK die Daumen drücken und vorm Fernseher diverse Fingernägel knabbern, weil sie so drin sind im Spiel und sehr gerne dabei wären. Das sollten wir mitnehmen und in unseren Hinterköpfen haben."
… die Ehre, den FCK als Kapitän aufs Feld führen zu dürfen: "Es ist sehr schwer in Worte zu fassen, was man empfindet, wenn man so sehr Fan von einem Verein ist. Ich glaube jeder, der in dieser Region aufwächst und nicht verdorben ist und Bayern-Fan ist, der lebt Kaiserslautern! Jedes Jahr habe ich mich darauf gefreut, dass ich wieder einen Jahreskalender vom FCK zu Weihnachten bekomme. Der hing das ganze Jahr bei mir im Zimmer. Dieses "Wir-Gefühl" bekommst du eingeimpft. Das wird dir von der Familie einfach weitergegeben. Es ist nicht so, dass du hier sagst: 'Was machen wir Samstagmittag, joa lass uns mal ins Stadion gehen.' Du sagst: 'Bist du dumm, hast du mal in den Kalender geguckt?' Da ist klar, was auf dem Programm steht."
… die sportliche Situation beim FCK: "Es ist nicht so, dass jeder her käme, die Schuhe schnürt, mal ne' Runde kickt und dann wieder nach Hause fährt. Es ist uns nicht scheißegal. Das soll es auch nicht sein, und falls ich das mal mitbekommen würde, dass es doch so wäre, dann gäbe es ein Problem. Wir werden nicht absteigen, da mache ich mir keine Gedanken."
… seine Zukunftsplanung: "Wir haben ausgemacht, dass wir uns im Sommer zusammensetzten und besprechen, was für alle Beteiligten Sinn macht. Natürlich gibt es Überlegungen, mein Leben lang hier zu spielen, natürlich. Sonst gäbe es auch diese Kaufoption nicht."
» Zum Video: Jean Zimmer im Interview mit Magenta Sport
Quelle: Der Betze brennt / Magenta Sport