Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - Borussia Dortmund II 1:3

Ratlose Gesichter

Ratlose Gesichter


Gegen Borussia Dortmund II erreicht kein Spieler des 1. FC Kaiserslautern auch nur ansatzweise Normalform. Am Ende steht eine der schlechtesten Saisonleistungen und eine verdiente Niederlage gegen die in allen Belangen überlegenen BVB-Bubis.

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Viele Zuschauer verließen nach dem Schlusspfiff nahezu fluchtartig das Fritz-Walter-Stadion, andere blieben und verarbeiteten ihre Fassungslosigkeit und ihre Enttäuschung mit einem aufmunternden "Olé, Rot-Weiß", dem anschließend noch ein lautstarkes "Auswärtssieg!" folgte. Die Lautrer Mannschaft stand minutenlang konsterniert und mit leeren Blicken vor der Westkurve. Als hätte sie gewusst, was sie am heutigen Tag womöglich verspielt hatte.

Gut drei Stunden zuvor war die Stimmung noch überragend. Auch wenn Konkurrent Braunschweig am Vortag glücklich gewonnen hatte, mit einem Heimsieg gegen Dortmund II hätten die Roten Teufel ja wieder an den Niedersachsen vorbeiziehen können. Die Ultras hatten erstmals zu einem Warmsingen hinter Block 8 in der Westkurve geladen und einige hundert Fans stimmten auch lautstark in die Gesänge ein. Die Stimmen waren jetzt geölt, beide Teams wurden beim Einlaufen mit einer großen Choreographie in der Westkurve ("Niemand bekommt uns klein - Keiner hält uns auf") empfangen. Doch die Roten Teufel spielten an diesem Samstag im wahrsten Sinne des Wortes irgendwie nicht mit. Offiziell 48.416 Fans unterstützten ihr Team im Fritz-Walter-Stadion. Alle vier Seiten waren in rot-weiß getaucht, auch wenn auf der Osttribüne doch einige verkaufte Plätze leer blieben. Am Ende hatten aber eh nur die etwa 200 mitgereisten Dortmunder Anhänger Spaß an diesem Spiel.

Lautern nur in der Anfangsphase gut, danach wie gelähmt

Die Roten Teufel, die in der Dreier-Abwehrkette mit René Klingenburg für den gar nicht erst im Kader stehenden Max Hippe begannen, erarbeiteten sich nach drei Minuten die erste Chance. Dortmunds Torhüter Luca Unbehaun konnte einen Kopfball Philipp Herchers aber festhalten. Doch wer dachte, dass es in der Folge so weitergehen würde, sah sich getäuscht. Nach neun Minuten foulte Klingenburg im Strafraum den an diesem Tag besten Dortmunder Justin Njinmah, das gesamte Stadion raunte schon, ob des zu erwartenden Elfmeterpfiffs. Doch Schiedsrichter Harm Osmers verweigerte dem BVB zur Verwunderung vieler den fälligen Strafstoß. Ab diesem Zeitpunkt schien den Roten Teufeln der Stecker gezogen worden zu sein. Die Antwerpen-Elf agierte fahrig und nervös, kaum ein Spielzug wollte gelingen, viele Fehlpässe und Stockfehler prägten das FCK-Spiel. Die Gäste übernahmen fortan die Initiative und schafften es dadurch, das Stadion fast ruhig zu stellen. Im Verlauf der ersten Hälfte wurde es nur noch einmal etwas lauter. Eine Top-Chance von Daniel Hanslik per Kopf aus fünf Metern konnte Unbehaun aber stark parieren (26.). Mehr brachten die Lautrer nicht zustande und gerieten nach 32 Minuten in Rückstand. Christian Viet ließ auf dem rechten Flügel drei FCK-Spieler wie Schulbuben aussehen, passte nach innen und Bradley Fink traf zur Gästeführung.

Wechsel bleiben ohne Wirkung - FCK nach der Pause harmlos

Die Roten Teufel wurden mit einigen Pfiffen zum Pausentee begleitet, doch noch waren ja 45 Minuten zu spielen. Und eigentlich hätte es ja nicht schlechter werden können. Besser wurde es aber auch nicht. Antwerpen tauschte zur Pause zwei Mal. Neal Gibs kam für Hendrick Zuck, Kenny Redondo ersetzte Alexander Winkler, nach 54 Minuten musste Boris Tomiak dann Dominik Schad weichen. Doch alle diese Wechsel verpufften nahezu wirkungslos, auch wenn zumindest Gibs öfter mal das direkte Duell mit seinen Gegenspielern suchte. Die in dieser Saison bislang so starke Offensive blieb in der zweiten Halbzeit harmlos und brachte die Dortmunder Abwehr praktisch in keiner Phase in Verlegenheit.

Bereits kurz nach Wiederbeginn hätte die Borussia auf 2:0 stellen können, doch Matheo Raab konnte einen Schuss von Richmond Tachie noch entschärfen. Zehn Minuten war aber auch Raab machtlos, als er nach einer direkt aufs Tor gezogenen Ecke von Immanuel Pherai gerade noch den Einschlag verhindern konnte, der völlig freistehende Njinmah staubte aber ab. Der zu Beginn der zweiten 45 Minuten nochmals aufgekommene lautstarke Support der Westkurve verwandelte sich in nur noch vereinzelt angestimmte Fangesänge, denn ob der Leistung hatte hier fast niemand noch das Gefühl, dass der FCK doch noch ein Comeback schaffen könnte. Dafür waren die Roten Teufel an diesem Tag zu schlecht, der Gegner zu gut und als Pherai die Lautrer Abwehr in der 81. Minute mit dem 3:0 erneut alt aussehen ließ, war das Spiel endgültig entschieden. Der 1:3-Anschlusstreffer des eingewechselten Felix Götze in der Nachspielzeit hatte nur noch statistischen Wert.

Am kommenden Spieltag zumindest die Relegation sichern

Antwerpen und sein Team werden in den kommenden Tagen zusammen erörtern müssen, was den Ausschlag für diesen starken Leistungsabfall gab. Nach zwei Niederlagen in Folge muss es vorrangig darum gehen, am kommenden Wochenende die Relegationsspiele gegen den Drittletzten der 2. Bundesliga festzumachen, um nicht am letzten, für den FCK bekanntlich freien Spieltag noch vor dem Fernseher zittern zu müssen. Die Teilnahme an der Relegation kann schon vorzeitig am Samstag feststehen, wenn 1860 nicht in Magdeburg gewinnt. Auch Platz 2 kann schon vor dem eigenen Spiel am Sonntag endgültig futsch sein, sollte Braunschweig in Meppen gewinnen. Die Chancen, den direkten Aufstieg doch noch zu schaffen sind nach diesem Spieltag jedenfalls nur noch minimal. Dafür müsste der FCK bei seinem vorzeitigen Saisonabschluss in Köln drei Punkte einfahren und Braunschweig dürfte keine seiner beiden ausstehenden Begegnungen gegen Meppen und Köln mehr gewinnen. Immerhin: Nach Osnabrücks 1:4-Niederlage bei Freiburg II ist der FCK sicher für den nächstjährigen DFB-Pokal-Wettbewerb qualifiziert. Daran hätten vor sechs, sieben Monaten auch nicht unbedingt noch viele geglaubt, und doch ist es nach diesem Samstag höchstens eine Randnotiz.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Tut extrem weh", aber: Rote Teufel wollen weiter kämpfen (Der Betze brennt)

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