Vorbericht: Waldhof Mannheim - 1. FC Kaiserslautern

Dem Erzrivalen enteilen

Dem Erzrivalen enteilen


Der 1. FC Kaiserslautern will im Derby seinen Status als König des Südwestens verteidigen und könnte den ungeliebten Nachbarn Waldhof Mannheim vorerst mal aus dem Kampf um die Aufstiegsplätze schießen.

Wenn Waldhof und der FCK aufeinandertreffen, fliegen normalerweise einige Giftpfeile von beiden Seiten. Vor dem Derby am Sonntag im Carl-Benz-Stadion ist das aber etwas anders. Zweifelhaftes gab es bisher in dieser Woche nur von Seiten der Mannheimer. Während die beiden Trainer Marco Antwerpen und Patrick Glöckner im Vorfeld der Partie fast unisono zur Ruhe mahnten, schwadronierte SVW-Investor und -Präsident Bernd Beetz über die FCK-Insolvenz als "Management-Tool", und dass sein Klub einen solchen Weg nie einschlagen würde. Dass Mannheim 2003 selbst schon mal in Insolvenz gehen musste, daran erinnert sich Beetz wohl nicht mehr oder er war damals noch kein Waldhöfer. Nebenbei: Die Diskussion rund um das Insolvenzfahren der Roten Teufel ist wirklich sowas von ermüdend und alle, die in den Monaten Juni 2020 bis Oktober 2020 nicht hautnah dabei waren, sollten zu dem Thema einfach den Ball etwas flacher halten. Am Dienstag hatte zudem SVW-Mittelfeldspieler Marco Höger wohl Durst und trank bei Instagram einen etwas merkwürdigen Kaffee. Naja, wer es braucht. Zu Wochenbeginn war außerdem ein FCK-Graffiti vor dem Fritz-Walter-Stadion beschmiert worden, am Nachmittag desselben Tages war aber schon wieder alles beim Alten.

Dem FCK werden die Sticheleien aus der Kurpfalz nicht übermäßig zu schaffen machen. Die Antwort soll auf dem Platz und auf den Rängen gegeben werden. Denn mit einem Auswärtssieg würde man dem Waldhof am meisten weh tun. Antwerpen wird seine Mannschaft sowieso nicht mehr extra motivieren müssen, denn die Bilder aus dem Hinspiel, als der FCK erst zwei fragwürdige Platzverweise kassierte und dann in der zweiten Halbzeit mit nur neun Mann ein 0:0 verteidigte, dürften für die Mentalität und Einstellung, die es im Südwestderby benötigt, Anschauungsmaterial genug sein. Anstoß im Carl-Benz-Stadion ist um 14:00 Uhr.

Was muss man zum FCK-Gastspiel in Mannheim wissen? Hier kommen die wichtigsten Vorab-Informationen zum 27. Spieltag:

Der FCK: Ausgangslage und Personal

46 Punkte, Tabellenzweiter und ein guter Auftritt beim 2:2 gegen den souveränen Spitzenreiter Magdeburg am vergangenen Wochenende. Selten war die Stimmung bei den Roten Teufeln vor einem Derby so gut wie in dieser Woche. Es wirkt, als könnten den 1. FC Kaiserslautern in diesem Jahr weder kurzfristige Ausfälle noch verschossene Elfmeter aus der Ruhe bringen. Der Zug rollt einfach weiter. Seit elf Partien ist die Antwerpen-Elf mittlerweile ungeschlagen. Aber in einem Derby gibt es keine Favoriten und es zählen auch keine Tabellenplätze. Deshalb gilt es am Sonntag, von Beginn an fokussiert ins Spiel zu gehen und sich nicht den Schneid abkaufen zu lassen. Mit einem Sieg läge der FCK, der noch ein Nachholspiel in der Hinterhand hat, bereits sieben Punkte vor dem Waldhof. Bei einem Unentschieden bliebe es zunächst bei vier Zählern.

René Klingenburg wird nicht mithelfen können, denn er sah gegen Magdeburg in der Nachspielzeit schon ausgewechselt seine 5. Gelbe Karte. Für ihn könnte Felix Götze beginnen, aber auch Hikmet Ciftci könnte eine Position nach vorne ins Mittelfeld rücken. In diesem Fall würde Alexander Winkler in die Innenverteidigung zurückkehren, der ebenso wie Daniel Hanslik wieder ins Training eingestiegen und ein Kandidat für die Startelf ist. Abgesehen von diesen Positionen dürfte Antwerpen auf den Großteil der Elf setzen, die gegen Magdeburg vor allem nach der Pause überzeugen konnte.

Der Gegner: Ausgangslage und Personal

Nach 26 Spieltagen liegt Waldhof Mannheim mit 42 Punkten auf dem 6. Tabellenplatz und damit bereits vier Zähler hinter dem FCK - vor der Winterpause war es noch ein Punkt Vorsprung. Eine Derby-Niederlage wäre für die Waldhöfer also nicht nur ein mentaler Tiefschlag, sondern würde auch in der Tabelle richtig weh tun. Aus dem Kampf um Platz 2 wäre die Glöckner-Elf erstmal raus.

Besonderes Augenmerk sollten die Roten Teufel auf Dominik Martinovic und Marc Schnatterer legen. Martinovic (11 Treffer) und Schnatterer (9) erzielten zusammen über die Hälfte der insgesamt 39 Saisontore des SVW. Am vergangenen Samstag schafften es beide aber nicht, den Ball über die Linie zu drücken. Das 0:0 beim insolventen Türkgücü München war eine Enttäuschung, weil der Waldhof reihenweise Großchancen vergab. Coach Glöckner kann gegen Lautern wieder auf Innenverteidiger Jesper Verlaat zurückgreifen, der nach einer Zerrung aber wohl erstmal nur auf der Bank sitzen wird. Rechtsverteidiger Niklas Sommer fehlt wegen eines Muskelfaserrisses.

Frühere Duelle

Seit sieben Pflichtspielen ist der FCK gegen den Waldhof unbesiegt, oder anders gesagt: Seit mehr als 25 Jahren warten die Kurpfälzer auf einen Derbysieg. In der 3. Liga endeten vier von fünf Begegnungen unentschieden. Unvergessen ist aber sicher das Debüt von Marco Antwerpen, das der FCK am 06. Februar 2021 in Mannheim durch Tore von Marius Kleinsorge und Hendrick Zuck mit 2:0 gewinnen konnte.

Fan-Infos

Am Mittwochabend wurde ein Antrag des SV Waldhof genehmigt und kurzfristig 19.000 Zuschauer für das Spiel zugelassen, nachdem zuvor nur 10.000 erlaubt waren. Der FCK erhielt zu den schnell verkauften 500 Gästetickets nochmals rund 1.400 zusätzliche. Auch diese waren schon am selben Abend ausverkauft, sodass insgesamt mindestens 1.900 FCK-Anhänger ihre Mannschaft unterstützen werden. Wie der Waldhof mitteilt, waren bis Freitagmittag rund 16.000 Karten verkauft, rund 3.000 haben also noch keinen Abnehmer gefunden. Angeboten werden diese allerdings nur für Bestandskunden des SVW, FCK-Fans kommen also höchstens über Umwege an die Tickets.

Das Carl-Benz-Stadion öffnet um 12:00 Uhr. Es gilt die 2G-Regel und eine FFP2-Maskenpflicht auch am Sitz- oder Stehplatz. Wie immer bei Derbys gilt es für die mitreisenden FCK-Fans im Stadionumfeld oder am Mannheimer Hauptbahnhof Augen und Ohren offen zu halten und sich nicht unbedingt in Kleinstgruppen zu bewegen. Alle weiteren Informationen rund um das Auswärtsspiel sowie die Abfahrtszeiten der Entlastungszüge hat der FCK auf seiner Internetseite zusammengefasst.

Im Rahmen des Spiels gibt es eine Becherpfand-Aktion zugunsten es Kinder- und Jugendhospizdiensts "Clara". Gebt euren leeren Getränkebecher also nicht an den Verkaufsständen im Gästeblock zurück, sondern werft ihn in die extra für die Spende aufgestellten Gitterboxen und tut so etwas Gutes!

Das Derby wird nicht live im SWR übertragen. Warum das so ist, erklärte der Sender in dieser Woche ausführlich: Die Dritten Programme dürfen nur ausgewählte Samstagsspiele im Free-TV zeigen und die Sicherheitsbehörden wollten keine Ansetzung am Samstag, weil dann ein paar Kilometer weiter schon das priorisierte Zweitliga-Duell zwischen Sandhausen und dem HSV stattfindet.

O-Töne

FCK-Mittelfeldspieler Hikmet Ciftci: "Das Spiel bedeutet viel für die Umgebung, für den Verein. Es gibt nur eines, und das heißt: siegen."

Waldhof-Trainer Patrick Glöckner: "Ich glaube das Spiel kommt zur rechten Zeit. Vor der Kulisse hat jeder Spieler einen noch größeren Anspruch, entsprechend zu performen. Gerade in so einem Derby, wo man über seine eigenen Grenzen gehen muss."

Daten und Fakten

Voraussichtliche Aufstellung:

Waldhof Mannheim: Königsmann - Costly, Gohlke, Seegert, Rossipal - Lebeau, Höger, Saghiri, Schnatterer - Martinovic, Sohm

Es fehlen: Gouaida (Aufbautraining), Sommer (Muskelfaserriss)

1. FC Kaiserslautern: Raab - Tomiak, Kraus, Ciftci (Winkler) - Ritter - Hercher, Götze, Wunderlich, Zuck - Hanslik (Redondo) - Boyd

Es fehlen: Bakhat (Kniebinnenschaden), Gözütok (Bänderverletzung), Hippe (Fußverletzung), Klingenburg (Gelb-Sperre), Röser (Kreuzbandriss), Senger (muskuläre Probleme), Zimmer (Darmerkrankung)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Florian Reis

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