Betze auswärts! Was früher einmal Grund zur Freude war, endete auch heute wieder in Ernüchterung. Eine FCK-Torchance in 90 Minuten ist am Ende zu wenig, um aus Magdeburg etwas Zählbares entführen zu können.
- Fotogalerie | 7. Spieltag: 1. FC Magdeburg - 1. FC Kaiserslautern
Samstagabend, 18:00 Uhr, Live-Spiel in der ARD. 15.000 zugelassene Fans füllen das Heinz-Krügel-Stadion beim Duell des einstigen Europacup-Gewinners 1. FC Magdeburg mit dem vierfachen Deutschen Meister 1. FC Kaiserslautern. Mit Stehplätzen, Stadionbier, Fahnen und Stimmung. Fußballherz, was willst du mehr. Der Rahmen hätte also durchaus stimmig sein können. Die Magdeburger Fanszene rund um den berüchtigten und stimmgewaltigen Block U sorgte schon vor Anpfiff für phasenweise Gänsehaut und zeigte auch während des Spiels lautstark: Das ist auch in der Pandemie und mit nur halber Kapazität die beste Kurve, die die 3. Liga momentan zu bieten hat - wenn auch manchmal etwas zu sehr auf Show-Momente abzielend, wie schon beim Auftritt in Kaiserslautern im September 2019. Und auch rund 600 Schlachtenbummler aus der Pfalz hatten die über 500 Kilometer auf sich genommen und wollten alles dafür geben, die schwarze Auswärtsserie endlich zu brechen. Auch die FCK-Ultras waren zurück und trugen mit einer Pyroshow zu Spielbeginn ihren Teil zur lange nicht mehr gesehenen Atmosphäre bei. Die Magdeburger Fans quittierten die anschließende Rüge des Stadionsprechers mit einem gellenden Pfeifkonzert: In den Farben getrennt, in der Sache vereint. Aus Lautrer Sicht sollten zumindest die ersten Auswärtstore der Saison bejubelt werden, so war die Hoffnung, und vielleicht sogar der per Spruchband herbeigewünschte Sieg: "Keine Ausreden! Drei Punkte heute!”
Die negativen Erwartungen treffen ein, der FCK bleibt sich treu
Vor der Partie setzte fast niemand einen Pfifferling auf den FCK, schließlich ist der auswärts bislang ein braver Punktelieferant gewesen und der FCM als Tabellenzweiter so etwas wie die Mannschaft der Stunde. Marco Antwerpen wollte mit Neuzugang Max Hippe die Innenverteidigung neu besetzten, ihr mehr Stabilität verleihen. Doch kurz vor dem Anpfiff - quasi auf dem Gang in die Kabine - verletzte sich dieser am Fuß und konnte doch nicht spielen. Lautern at its best, könnte man meinen und wird sich so langsam auch Antwerpen selbst denken. Als dann der Anpfiff ertönte, dauerte es nur wenige Minuten, da hielt es den FCK-Trainer nicht mehr auf seinem Sitz. Er war von Beginn an unzufrieden mit dem Auftreten seiner Mannen. Die kamen überhaupt nicht in die Partie, wirkten ängstlich und Magdeburg lief sich warm, machte zunehmend Druck. Genau darauf hatte Antwerpen im Vorfeld auch hingewiesen. Die Bestrafung ließ nicht lange auf sich warten: Ausgerechnet Luca Schuler - früher selbst in der FCK-Jugend aktiv - wurde im Strafraum schön in Szene gesetzt. Er ließ Kevin Kraus alt aussehen, umdribbelte ihn wie eine Fahnenstange, verstolperte den Ball aber eigentlich schon. Quasi im Fallen zog er ab und hämmerte das Leder ins obere linke Eck - 1:0 für Magdeburg. Alles also wie immer, könnte man meinen.
Die Roten Teufel verschliefen die erste Halbzeit völlig, kamen nicht ein einziges Mal gefährlich in die Nähe des gegnerischen Tores. Im Gegenteil: Schuler hat gleich mehrfach die Chance, zu erhöhen, doch erst rettete die Latte (11.), dann scheiterte er freistehend nach einem langen Abschlag des Magdeburger Keepers (15.). Die FCK-Defensive? Ein Hühnerhaufen, aus dem Boris Tomiak noch am Positivsten hervorstach. In der 43. Minute hätte es dann eigentlich endgültig dicker kommen müssen, doch die Magdeburger spielten ihre Konter immer wieder recht schlampig aus. Die hatten jedoch auch Glück, ab der 30. Minute noch mit elf Mann auf dem Feld zu sein, denn Alexander Bittroff trat gegen René Klingenburg im Fallen übel nach - dafür haben Schiedsrichter auch schon Rot gezeigt. Dennoch: Diese erste Hälfte war einfach schlecht, oder um es anders auszudrücken: Es geschah leider das, was der pessimistische FCK-Fan vor der Partie erwarten musste und er in dieser Saison schon allzu oft auswärts präsentiert bekam.
Eine Torchance ist zu wenig - Aufwachen, es ist Derby-Zeit!
Die zweite Hälfte sollte etwas besser werden. Die Lautrer wurden im Magdeburger Hexenkessel dominanter, mutiger, nahmen endlich auch die Zweikämpfe an. Vor allem René Klingenburg tat der Robustheit im FCK-Spiel gut. Klare Chancen suchte man jedoch weiter vergeblich. Erst in der 88.(!) Minute hatte Mike Wunderlich die große Gelegenheit, nach einer schönen Flanke von Hendrick Zuck zum schmeichelhaften Ausgleich zu netzen, doch sein Schuss landete über dem Tor. Das ist dann unter dem Strich einfach zu wenig, wenn man beim Tabellenzweiten der 3. Liga bestehen will.
Die vierte Auswärtsniederlage in Folge ohne Tor tut weh, vor allem aber weil wieder einmal zu Beginn die Grundtugenden nicht gelebt worden sind. Als nächstes steht das Derby gegen den Waldhof an. Wenn sich die Antwerpen-Elf auch hier ihre "Verschnaufpausen" gönnt, dann könnte das Ganze in einem Desaster enden. Daher: Wacht auf! Tretet Euch in den Allerwertesten und zeigt endlich, dass ihr verstanden habt, was es heißt, für den FCK und in der 3. Liga zu spielen. Am Samstag zählt nämlich nur ein Sieg. Nichts anderes.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel
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- Stimmen zum Spiel | Klingenburg: "Auf so eine Scheiße habe ich keinen Bock" (Der Betze brennt)