Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - SC Verl 1:1

Schlusspunkt einer Höllenfahrt

Schlusspunkt einer Höllenfahrt

Foto: Neis / Eibner

Schluss, Aus, Ende. Der 1. FC Kaiserslautern hat seine schlimmste Seuchensaison mit Platz 14 beendet. Die Fans zeigen derweil einmal mehr, was in diesem Verein eigentlich möglich wäre.

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Beim Gang auf den Betzenberg konnte man meinen, man sei in einer falschen Zeit gelandet. Schon am Elf-Freunde-Kreisel standen Fans mit rot-weißen Schals, je näher man der Spielereinfahrt an der Nordtribüne kam, desto mehr wurden es. Auf den Mannschaftsbus warteten die Anhänger dort allerdings vergeblich - der kam heute nämlich nicht. Dafür wurden die Profis in ihren Privatautos empfangen, Feuerwerk und Bengalos wurden gezündet. Die schon angekommenen Spieler feuerten die Mannschaftskollegen zusätzlich an und filmten mit ihren Handys - die Stimmung war wieder gewaltig. Bis nach der Partie versammelten sich mehr als tausend Fans nicht immer ganz coronakonform rund um das Fritz-Walter-Stadion - die Sehnsucht nach der Rückkehr auf die Tribünen ist einfach gewaltig. Nach dem geglückten Klassenerhalt mehr denn je.

Munteres Spiel ohne sportliche Bedeutung: Zimmer marschiert voran

Marco Antwerpen nutzte das sportlich bedeutungslose Spiel und veränderte seine Startelf auf fünf Positionen - unter anderem durfte sich Keeper Matheo Raab beweisen, auch Hendrick Zuck, Marvin Senger, Nicolas Sessa und Marlon Ritter bekamen ihre Chance. Nicht im Kader war dagegen Top-Torjäger Marvin Pourié - liest man zwischen den Zeilen, deutet vieles auf einen Abschied der 30-Jährigen hin. Die Roten Teufel formierten sich zunächst wieder in einer Dreierkette und legten durchaus munter los, doch man merkte beiden Mannschaften auch an, dass es um nichts mehr ging. Ohne den ganz großen Druck bekamen die Beobachter sogar akrobatische Einlagen geboten: Nach 24 Minuten verarbeitete Jean Zimmer einen Doppelpass mit Ritter kunstvoll, drehte sich im Strafraum um die eigene Achse, doch Verls Keeper Till Brinkmann war einen Schritt schneller. Überhaupt Zimmer: Zusammen mit Philipp Hercher und Felix Götze belebte er auch heute wieder die Offensive, ohne dieses Trio wäre der Klassenerhalt wohl niemals möglich gewesen.

Doch auch Verl kam hier und da zu Gelegenheiten, scheiterte aber am meist souveränen und Sicherheit ausstrahlenden Raab. Als nach knapp einer Stunde Nicolas Sessa mit Gelb-Rot vom Platz flog drohte sich das Spiel jedoch in die Verler Richtung zu entwickeln - nicht auszudenken, man hätte noch bangend auf die Tabelle blicken müssen. Doch heute wurden die Nerven geschont.

Lautern zeigt noch einmal Moral: Hier regiert nur einer ...

Verl nutzte seine Überzahl und ging tatsächlich in der 64. Minute in Führung, zuvor vergab aber der für den angeschlagenen Felix Götze eingewechselten Elias Huth noch eine riesige Gelegenheit zum 1:0 für den FCK. Dem Jungen ist zu wünschen, dass er solche Dinger nächstes Jahr einfach macht und diese - auch für ihn persönlich - Seuchensaison schnell ad acta legen kann.

Doch wie bereits in den vorangegangen Spielen trotzte der FCK diesem Rückstand, in der 71. Minute vollstreckte der ebenfalls herein gekommene Kenny Redondo nach schöner Vorarbeit von Anas Bakhat. Für mehr sollte es heute nicht mehr reichen. Nicht der vierte Heimsieg in Folge, vielmehr das 19. Remis in dieser Spielzeit - alleiniger Drittliga-Rekord! Viel passender hätten die Roten Teufel diese Saison auch nicht abschließen können. Die Mannschaft erklomm nach Schlusspfiff die Tribüne und grüßte durch Plexiglas die unten wartenden Anhänger, die danach lechzen, wieder in ihr Wohnzimmer zu können. Die Stimmung heute rund um den Betzenberg machte wieder einmal deutlich, mit welcher Wucht der FCK in dieser Liga unterwegs sein könnte. Als FCK-Familie, und der Leistung der vergangenen Wochen - auf allen Ebenen - hat sie es tatsächlich geschafft und Siege erzwungen! Wenn die richtigen Lehren aus dieser Saison gezogen werden, dann kann und muss die Devise in Zukunft wieder in jedem Heimspiel heißen: Hier regiert nur einer, Lautern und sonst keiner!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gerrit Schnabel

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | "Nicht lange feiern": Rote Teufel wollen angreifen (Der Betze brennt)

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