Spielbericht: KFC Uerdingen - 1. FC Kaiserslautern 0:2

Sie können es doch!

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Foto: Imago Images

Der 1. FC Kaiserslautern gewinnt verdient mit 2:0 bei seinem Lieblingsgegner KFC Uerdingen. Der dritte Saisonsieg zeigt der Mannschaft nun hoffentlich, wie man in dieser Liga jede Woche spielen muss.

- Fotogalerie | 17. Spieltag: KFC Uerdingen - 1. FC Kaiserslautern

Es gibt ein paar Konstanten in der nun im dritten Jahr andauernden Drittklassigkeit des 1. FC Kaiserslautern - auch wenn die meisten davon eher negativ sind. Zu den wenigen positiven Dingen, auf die man sich als Anhänger der Roten Teufel dabei verlassen kann, zählen die erfolgreichen Spiele gegen den KFC Uerdingen. Mit dem jüngsten 2:0-Erfolg haben die Mannen vom Betzenberg nun sämtliche fünf Vergleiche mit den Blau-Roten für sich entschieden. Anders ausgedrückt: Immer dann, wenn den Lautrern das Wasser besonders bedrohlich bis zum Hals steht, hält der Spielplan zum Glück eine Partie gegen den früheren Erstliga-Konkurrenten vom Niederrhein parat.

Diese leider ziemlich für sich alleine stehende Erfolgsserie hat auch in der letzten Partie vor der Mini-Winterpause der Corona-Saison 2020/21 Bestand. Selbst wenn das angesichts der teils desolaten Auftritte der vergangenen Wochen für den einen oder anderen vielleicht fast ein bisschen überraschend kommt. Eine Ausgangslage mit einem Trainer, der wie Jeff Saibene davon spricht, dass die Mannschaft Angst hat oder einer Ergebnisumfrage auf Der Betze brennt, in der vor Spielbeginn mehr als 60 Prozent auf eine Niederlage tippen, hat man schließlich nicht alle Tage.

Unabhängig vom Gegner: Lautern zeigt sich deutlich verbessert

Nun kann man sich eine Bewertung eines Fußballspiels immer einigermaßen einfach machen, indem man einzig den Gegner sowie dessen vermeintliche Stärke oder in diesem Fall eben Schwäche für den Ausgang einer Begegnung verantwortlich macht. Natürlich ist der Auftritt der Uerdinger an diesem Samstag nicht sonderlich beeindruckend. In den beiden Partien davor ging der KFC aber zweimal als Sieger vom Platz und stellt mit Blick auf die Gegentore eine der besten Defensiven der Liga. Auch sind an einem Spiel immer zwei Mannschaften beteiligt und dabei gewinnt zumindest in dieser Klasse meistens diejenige, die weniger Fehler macht, bei Standards besser ist und den Erfolg schlicht und einfach mehr will.

Insofern soll der Auswärtssieg des FCK auch einer klaren Steigerung nicht zuletzt in diesen Punkten zugeschrieben werden. Belege dafür liefert die Partie genug. Angefangen beim 1:0-Führungstreffer durch Philipp Hercher nach einer von Tim Rieder verlängerten Ecke (30.). Das sieht ja fast schon nach einer einstudierten Variante aus. Auch beim 2:0, als Daniel Hanslik eine durch den Krefelder Strafraum segelnde Flanke direkt nach innen passt und Marlon Ritter wieder direkt und platziert abschließt, geht es für den Gegner deutlich zu schnell (33.). Drei der vier neu in die Startelf gerückten Lautrer - neben Hercher, Hanslik und Ritter beginnt in der Innenverteidigung zudem Kevin Kraus - sind an den Toren beteiligt. Ritter und vor allem Hercher machen auch darüber hinaus eine richtig gute Partie - Letztgenannter vielleicht sogar seine beste seit seinem Wechsel vor der vergangenen Saison zum FCK.

Entschlossenheit und Energie: Endlich wieder Leben auf dem Platz

Die trostlose Geister-Atmosphäre im riesigen Düsseldorfer Stadion, wo Uerdingen seine Heimspiele trotz einiger Unregelmäßigkeiten beim Überweisen der Stadionmiete weiterhin austrägt, offenbart darüber hinaus aber noch weitere Details des Erfolgsrezepts am 17. Spieltag. So kommen die Gäste deutlich früher als der Gegner und vor allem entschlossen und lautstark aus den Katakomben. Beim Warten am Mittelkreis schwört Marvin Pourié seine Teamkollegen ebenfalls nochmal energisch ein. Ohne das zu sehr überbewerten zu wollen, aber der ganze Auftritt und die Körpersprache sehen endlich mal wieder nach einem funktionierenden Team aus. Ein Team, das sich nicht scheinbar wehrlos in sein Schicksal ergibt. Ansätze in dieser Richtung gab es in dieser Saison allerdings schon öfter. Und die entpuppten sich dann immer wieder als Strohfeuer.

Wieviel in dieser Liga zudem der Kopf und das Selbstvertrauen ausmachen, zeigt sich in den folgenden 90 Minuten. Der in einem 4-1-4-1 mit Pourié in der Spitze und Rieder auf der Sechs formierte FCK beginnt gut und hat durch Ritter schon in der 5. Minute eine richtig große Möglichkeit. Da die Volleyabnahme des Technikers aber am Pfosten vorbei geht, hätte die Partie in der 17. Minute auch eine ganz andere Richtung nehmen können. Heinz Mörschel trifft nach einer Parade von Avdo Spahic gegen Mike Feigenspan den Nachschuss zum Glück nicht richtig. Spahic hätte den an den Pfosten trudelnden Ball wohl gehabt. Grobe Fehler leisten sich die Gäste jedoch nicht, stattdessen schießen sie ihrerseits nach einer halben Stunde die beruhigende 2:0-Führung heraus. In diesem Moment ist wenig zu spüren von der Verunsicherung der letzten Partien. Der FCK läuft weiter hoch an und hat das Geschehen in dieser Phase komplett unter Kontrolle.

Hinten wieder sicher, vorne aber fahrlässig: Es bleibt einiges zu verbessern

Mit Anpfiff der zweiten Halbzeit überlassen die Gäste dem KFC weitgehend die Spielkontrolle. Im Großen und Ganzen wehrt die zuletzt heftig kritisierte Abwehr um den schon vor der Pause für den verletzt ausgeschiedenen Carlo Sickinger ins Spiel gekommenen Alexander Winkler den Angriffsbemühungen aber recht sicher ab. In dem nun zum Teil hart geführten Spiel mit gleich sechs Gelben Karten für die Gastgeber muss insbesondere Kenny Prince Redondo einiges einstecken, kann die 90 Minuten aber trotzdem zu Ende spielen. So kommt der Flügelmann in der Schlussphase auch selbst noch zu einer Riesenchance, als KFC-Torwart Hidde Jurhus Redondos Schuss mit dem Fuß an den Pfosten lenkt (82.). Schon zuvor hätte Hanslik völlig frei mit einem Kopfball für das 3:0 sorgen müssen (75.). Gut, dass zwischen diesen beiden Szenen Adriano Grimaldi bei der besten Uerdinger Chance zu eigensinnig ist und den möglichen Anschlusstreffer vergibt (79.).

An der Chancenverwertung - noch so ein Erfolgsfaktor in Liga drei - gibt es somit weiterhin einiges zu verbessern. Und auch darüber hinaus ist mit dem einen Spiel natürlich längst nicht alles gut. Gerade weil sie es offensichtlich ja besser kann, wird sich die Mannschaft der Kritik an den elementaren Aspekten des Spiels stellen müssen. Der Sieg sorgt aber zumindest für eine kleine Atempause über die Weihnachtstage und für den vorläufigen Sprung in der Tabelle wieder über den Strich. Da alle dahinter platzierten Klubs mindestens eine Partie weniger absolviert haben, bleibt die Situation jedoch mehr als brenzlig.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Erleichterte Teufel: "Sieg war überlebenswichtig" (Der Betze brennt)

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