Gegen den KFC Uerdingen zeigt der 1. FC Kaiserslautern ein starkes Kontergesicht und siegt am Ende verdient mit 4:0. Vier Spiele vor Ende der Saison dürften die Roten Teufel damit den sportlichen Klassenverbleib gesichert haben - immerhin.
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Dass Geisterspiele in Kaiserslautern alles andere als normal sind und es auch niemals werden, konnte man knapp zwei Stunden vor dem Anpfiff auf der "Schweinsdell" erkennen: Bei der Abfahrt von der Autobahn A6 in Richtung Innenstadt sammelten auf dem zur WM 2006 gebauten Parkplatz auch dieses Mal keine Busse die Fans ein, um sie zum Fritz-Walter-Stadion zu bringen. Weil wegen der Coronavirus-Pandemie auch beim Heimspiel gegen den KFC Uerdingen keine Zuschauer erlaubt waren, hatten dort Fahrschüler viel Platz zum Üben. Am Stadion selbst waren auch dieses Mal nur vereinzelt FCK-Fans zu sehen. Mal ein Foto vom Stadion da, mal ein Foto am Denkmal hier. Viel war aber für die Kiebitze auch an diesem warmen Samstag nicht zu sehen. Im Eingang zu Block 7.1 gedachte die FCK-Fangemeinde mit einem Banner dem unter der Woche verstorbenen Ordner Tobias Roth: "Ruhe in Frieden, Tobi".
FCK-Verantwortliche halten Sicherheitsabstand zu KFC-Investor Ponomarew
Hätten die Fans aber ins Stadion gedurft, sie wären wohl ziemlich zufrieden nach Hause gegangen. Im Gegensatz zu Uerdingens gerne mal polterndem Großinvestor und Vereinspräsident Michail Ponomarew, der es sich auf dem Unterrang der Nordtribüne gemütlich gemacht hatte. Die FCK-Verantwortlichen hielten von dem zwielichtigen Uerdinger glücklicherweise nicht nur wegen Corona genügend Sicherheitsabstand, jedenfalls soweit man es sehen konnte.
Aber der Reihe nach: Die taktisch umgestellten Gäste waren in den Anfangsminuten zwar die spielbestimmende Mannschaft, die Lautrer schlossen sich aber gleich mit dem ersten starken Angriff in Führung. Nach sieben Minuten spielte Timmy Thiele die Kugel von der rechten Seite in den Strafraum, Christian Kühlwetter ließ passieren und Florian Pick schob den Ball an KFC-Keeper René Vollath vorbei. 1:0 für Lautern. Für Pick wirkte der Treffer wie ein Befreiung, schließlich hatte der Topscorer seit 15 Spielen nicht mehr getroffen. Das letzte Tor war Pick am 7. Dezember 2019 gegen Halle gelungen. Trotz seiner persönlichen Torflaute hatte er in dieser Zeit aber mit einer Menge Assists zu FCK-Treffern geglänzt.
Systemumstellung bringt dem FCK mehr Zugriff im Mittelfeld
Nach dem Lautrer Führungstreffer war das tabellarische Mittelfeld-Duell zunächst ausgeglichen, Chancen gab es auf beiden Seiten. Lennart Grill parierte einen Schuss von Patrick Pflücke nach rund 30 Minuten super. Die Lautrer fanden im Mittelfeld nicht wirklich Zugriff. Immer wieder lief ein Uerdinger Akteur alleine auf die FCK-Defensive zu, worauf FCK-Coach Boris Schommers sein System umstellte: Fortan agierten die Roten Teufel statt im 4-3-3 in einem 4-4-2-System. Manfred Starke, der das Spiel im halblinken Mittelfeld begonnen hatte, fühlte sich in der Sturmspitze nun sichtlich wohler. Hikmet Ciftci und Anas Bakhat bildeten das zentrale Mittelfeld, flankiert von Kühlwetter rechts und Pick links. Die Lautrer standen im letzten Drittel des Spielfeldes nun kompakter und lauerten weiter auf Konter. Einen dieser schnellen Gegenangriffe führte dann kurz vor der Pause zum 2:0. Kühlwetter flankte nach 42 Minuten auf Pick, und der köpfte den Ball ins Tor. Zur Halbzeit waren die Uerdinger sichtlich konsterniert, schließlich hatten sie weitgehend den Ball, liefen aber immer wieder in die gefährlichen Konter der Lautrer.
Klare Sache in der zweiten Halbzeit - Joker stechen erneut
Nach Wiederbeginn verteidigte die Schommers-Elf den Vorsprung gegen ihren absoluten Lieblingsgegner (vier souveräne Siege in vier Spielen) dann gekonnt und kompakt. Die Uerdinger rannten immer wieder an, blieben ohne nennenswerte Großchancen. Und liefen nach 72 Minuten in den nächsten Konter: Philipp Hercher spielte in den Lauf des eingewechselten Janik Bachmann, der spielte quer zum ebenfalls ins Spiel gekommenen Lucas Röser, der zum 3:0 ins verwaiste KFC-Tor einschoss. Es war schon Rösers dritter Treffer nach der Corona-Pause. Vier Minuten vor dem Ende machte der FCK dann den höchsten Saisonsieg perfekt, als mit Hendrick Zuck ein weiterer Einwechselspieler einen Pass von Hercher zum 4:0 vollendete.
Nach einer turbulenten Woche mit Anmeldung der Insolvenz und Niederlage in Würzburg dürfte der 1. FC Kaiserslautern durch den Sieg gegen Uerdingen den sportlichen Klassenerhalt praktisch sicher haben. Noch vier Spiele verbleiben in dieser wieder mal verpatzten Saison, wo eigentlich der Aufstieg in die 2. Bundesliga das Ziel der Ziele war. Am Dienstag geht es nach Rostock, wo die Lautrer eine weitere Chance haben, um zu zeigen, ob sie mal wieder gegen ein Spitzenteam der Liga gewinnen können.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Flo