Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg 1:1

Aufbruchstimmung? Fehlanzeige!

Aufbruchstimmung? Fehlanzeige!


Boris Schommers beginnt seine Amtszeit als FCK-Trainer mit einem 1:1 gegen Magdeburg. Im Vergleich zum Meppen-Debakel steht das Team stabiler, zur großen Aufbruchstimmung taugen Ergebnis und Leistung aber kaum - eher im Gegenteil, wie vor allem nach dem Schlusspfiff deutlich wird.

- Fotogalerie | Fanfotos: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg
- Fotogalerie | Spielfotos: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Magdeburg

Dass auch der Kredit der treuen Anhänger des 1. FC Kaiserslautern für die eigene Mannschaft endlich ist, dürfte den Lautrer Profis spätestens nach dem Einlaufen zur Partie gegen den 1. FC Magdeburg klar geworden sein. Keine 20.000 Zuschauer sind offiziell zum vor der Saison eigentlich als Highlight-Spiel ausgemachten Duell gegen den Europapokal-Sieger von 1974 ins Fritz-Walter-Stadion gekommen. Und ohne die rund 4.000 überwiegend in blau gekleideten Schlachtenbummler aus Sachsen-Anhalt wäre der bisherige Minusrekord dieser Saison aus dem Dienstagsspiel gegen Ingolstadt wohl locker unterboten worden.

Spuren des Debakels - in der Westkurve und auf der Trainerbank

Das peinliche und desaströse 1:6 vor Wochenfrist in Meppen hat Spuren hinterlassen auf dem Betzenberg. Durch die sehr deutlich sichtbaren Lücken in der Westkurve, vor allem aber auf der Lautrer Trainerbank, wo Boris Schommers unter der Woche die Nachfolge des beurlaubten Sascha Hildmann angetreten hat. Der Neue postiert seinen Stuhl an der Seite seines Co-Trainers Kevin McKenna einige Meter vor der Lautrer Auswechselbank direkt hinter der Seitenauslinie, verbringt das Spiel in der Folge aber weitgehend stehend und im ständigen Austausch wahlweise mit seinem Assistenten oder den von ihm angeleiteten Spielern.

Darüber, was Schommers auf seiner zweiten Station als Profi-Trainer für einen Fußball spielen lassen möchte, musste in den wenigen Stunden seit seiner Vorstellung noch weitgehend spekuliert werden. Lediglich die Aussage, der Mannschaft mehr defensive Stabilität verpassen zu wollen, ließ sich der 40-Jährige entlocken, was angesichts von 16 Gegentoren aus den vergangenen fünf Ligaspielen aber auch nicht sonderlich überraschen konnte. Mit den jüngst aus der Startelf gerutschten Carlo Sickinger und Kapitän Christoph Hemlein sowie Simon Skarlatidis und Janek Sternberg bringt Schommers schließlich vier Neue von Beginn und ändert auch die Grundformation vom 4-1-4-1-System auf ein 4-4-2.

Um es angesichts des mäßigen Spiel-Niveaus knapp zu halten: Mitreißen kann die neuformierte Elf der Roten Teufel ihre Anhänger nicht. Noch vor dem Pausenpfiff schallt ein “Wir wollen euch kämpfen sehen” durch das weite Rund, während die häufigen Fehlpässe oder eine fast bezeichnende Umschaltsituation über Florian Pick, der sich aufgrund fehlender Hilfe gleich sechs Magdeburgen alleine gegenüber sieht, mit deutlichen Unmutsbekundungen einhergehen. Am spannendsten zu beobachten ist in der ersten Halbzeit fast schon der fette Support der FCM-Anhänger, die im Vergleich zu den diversen Auftritten anderer Ostklubs in der letzten Saison in Sachen Masse und vor allem in Sachen Lautstärke nochmal eine Schippe drauflegen.

Pick im Blickpunkt - zuerst vorne, dann hinten

Immerhin - und da geht Schommers' Strategie als Reaktion auf die jüngsten Schießbuden-Auftritte der Lautrer auf - kommt auch der Zweitliga-Absteiger aus Magdeburg anfangs so gut wie gar nicht zu nennenswerten Gelegenheiten. Nach Wiederbeginn sind es schließlich die Lautrer, die mit etwas mehr Zug zum gegnerischen Tor aus der Kabine kommen und mit dem zwischenzeitlichen 1:0 von Pick belohnt werden. Für Lauterns Nummer 11 ist es bereits der siebte Saisontreffer, womit er die Hälfte aller Lautrer Liga-Tore selbst erzielt hat. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag sind die FCK-Fans stimmungstechnisch nun klar der Herr im eigenen Haus, während im Gästebereich für einige Minuten Ruhe einkehrt.

Pick steht auch einige Minuten später im Blickpunkt bei einer etwas unübersichtlich verlaufenden Auswechslung. Vor einem Eckball der Gäste trabt der Torschütze bereits in Richtung Seitenlinie, um für den bereit stehenden Antonio Jonjic Platz zu machen. Obwohl die Tafel mit den Rückennummern hochgehalten wird, will Schommers unmittelbar vor dem Standard allerdings gar nicht wechseln und kommandiert Pick energisch wieder zurück auf den Rasen. Ohne jetzt einen direkten Zusammenhang unterstellen zu wollen: Fakt ist, dass der Lautrer noch auf dem Weg in Richtung des eigenen Strafraums ist, als die Eckballflanke der Magdeburger bereits nach innen geschlagen wird. Tobias Müller verwandelt den zweiten Ball schließlich zum 1:1-Ausgleich und zerstört somit die zu diesem Zeitpunkt greifbare Hoffnung auf den ersten Liga-Heimsieg in dieser Saison.

Frust entlädt sich nach Schlusspfiff: "Bader raus!"

In der Nachspielzeit verhindert Lennart Grill das ebenfalls noch mögliche 1:2, am längst sich Luft verschaffenden Frust der Anhänger ändert die Parade des Keepers aber nichts mehr. Als sich die Spieler nach dem obligatorischen Mannschaftskreis in Richtung der sich zügig leerenden Westkurve aufmachen, schlagen ihnen ein gellendes Pfeifkonzert sowie wütende "Bader raus"-Rufe entgegen. Wenige Wochen nach dem euphorisch gefeierten Coup im DFB-Pokal gegen Mainz sowie der prickelnden Derby-Atmosphäre gegen Waldhof, scheint man die Saison tatsächlich schon fast wieder in die Tonne kloppen zu können. Auf Neu-Trainer Schommers wartet in den kommenden Wochen jede Menge Arbeit.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Schommers: "Müssen mit dem 1:1 zufrieden sein" (Der Betze brennt)
- Blick in die Kurve | Fans würdigen Hildmann und fordern "Bader raus" (Der Betze brennt)

Kommentare 155 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken