Nachlese zur Jahreshauptversammlung 2018

Wenig Streit, wenig Lösungen: Die JHV 2018

Wenig Streit, wenig Lösungen: Die JHV 2018


Der FCK hat am Sonntag seine Jahreshauptversammlung abgehalten. Bestimmt war diese von der sportlichen und wirtschaftlichen Talfahrt - und nur wenigen Konflikten.

Dem 1. FC Kaiserslautern stehen schwere Zeiten bevor. Das hat die diesjährige Jahreshauptversammlung den anwesenden Mitgliedern noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt. Patrick Banf, Vorsitzender des Aufsichtsrats, und Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt erklärten anhand der Bilanz, was vorab schon medial berichtet worden war: Der FCK muss zum Erhalt der Drittliga-Lizenz für die Saison 2019/20 rund zwölf Millionen Euro aufbringen. Mithilfe einer aufwändigen Zwischenfinanzierung sowie von Investoren wollen die Verantwortlichen diese Summe beschaffen. Aktienpakete im Wert von 100.000 Euro können ab sofort erworben werden. Weitere Einsparungen an allen erdenklichen Stellen wären für eine weitere Saison in der 3. Liga trotzdem notwendig.

Bader glaubt an seinen Kader und die Aufstiegschance

Hilfreich wäre natürlich eine schnelle Rückkehr in die 2. Bundesliga, doch diese scheint nach der schlechten Hinrunde zurzeit unwahrscheinlich. Sport-Geschäftsführer Martin Bader verteidigte aber trotzdem noch einmal leidenschaftlich seinen Kader. Mithilfe einiger statistischer Zahlen wollte er die Wettbewerbsfähigkeit des Teams unterstreichen: So hat der FCK zum Beispiel die fünftmeisten Schüsse abgegeben, allerdings die fünftwenigsten Tore erzielt. "Aufwand und Ertrag", so Bader, stimmen nicht.

Baders Hoffnung ruht auf einer guten Wintervorbereitung, um dann eine Rückrunde "mit Feuer" zu spielen. Den Aufstieg hat er trotz momentan zweistelligem Rückstand auf die direkten Aufstiegsplätze noch nicht abgeschrieben: "Ich möchte es erleben, dass am Ende der Saison das Stadion wieder Kopf steht und alle singen: 'Der FCK ist wieder da!'" Sollten die Lautrer eine weitere Runde in der 3. Liga drehen müssen, will er den Kader zusammenhalten, um mit einem eingeschworenen Team im nächsten Jahr den Aufstieg anzupeilen - vorausgesetzt, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen erlauben den Roten Teufel einen zweiten Versuch.

Rücktritt vom Rücktritt: Keßler sorgt für Aufsehen

Trotz (oder weil?) die Lage des viermaligen Deutschen Meisters immer prekärer wird, verlief die JHV insgesamt erstaunlich ruhig. War es dem geringen Zuspruch der Mitglieder geschuldet? Nur rund 450 gaben bei der Entlastung von Vorstand (81,7 Prozent) und Aufsichtsrat (78,2 Prozent) ihre Stimme ab. Neben einigen kritischen Wortmeldungen der beiden Vorjahres-Kandidaten für den Aufsichtsrat Ken Kinscher und Johannes B. Remy sowie den nach mehreren Wortmeldungen verschobenen Satzungsänderungen sorgte da noch der Zwist zwischen Vereinsvorstand Rainer Keßler und der Geschäftsführung der Kapitalgesellschaft für Aufsehen.

Keßler beklagte, keine Einsicht in den Stand der Investorensuche bekommen zu haben, und wollte deshalb zurücktreten. Anders als gegenüber dem Aufsichtsrat vorab angekündigt, machte er seinen Rücktritt aber doch nicht wahr: "Zum Wohle des Vereins", dem ohne Vorstand die Handlungsunfähigkeit gedroht hätte. Der Fast-Rücktritt von Keßler war der einer der größten Aufreger der diesjährigen Mitgliederversammlung, der zwar Auskunft über interne Vorgänge, Eitelkeiten und Machtkämpfe gibt - aber wohl doch schon bald wieder hinter den sportlichen und finanziellen Problemen des FCK verschwinden wird.

Presseschau zur Jahreshauptversammlung 2018:

Rheinpfalz: "Damit der FCK auch in ein, zwei Jahren noch Profifußball spielen kann, müssen die Bosse mehrere riesige Probleme auf einmal lösen.Vor allem die zwölf Millionen Euro liegen den Verantwortlichen des 1. FC Kaiserslautern schwer im Magen. (...) Mehr als fünf Millionen Euro Verlust fahren die Lauterer allein in dieser Drittliga-Runde ein. Das Stadion kostet den arg klammen FCK trotz Pachtreduzierung jährlich weit mehr als fünf Millionen Euro - damit ist noch kein Spieler und kein Trainer bezahlt."

Rheinpfalz (Lokalteil Kaiserslautern): "Als ob es der 1. FCK nicht schon wirtschaftlich und sportlich schwer genug hätte. Dann kommt auch noch Ärger im eigenen Haus, im Miteinander von Verein und Kapitalgesellschaft, dazu. Juristische Trennung von Verein und Kapitalgesellschaft hin oder her: Dem Vereinvorsitzenden den Blick auf die Liste mit den Unternehmen zu verweigern, die als mögliche Sponsoren angesprochen wurden, ist eine Ungehörigkeit."

SWR: "Ab sofort können Investoren Aktienpakete ab 100.000 Euro erwerben. Wie viel Geld das tatsächlich in die Kasse spülen wird, ist völlig offen. Selten waren Aufsichtsrats- und Vorstandsberichte beim 1. FC Kaiserslautern so kurz und wenig informativ - insbesondere was Lösungsvorschläge für die aktuelle Situation betrifft."

Kicker: "Michael Klatt, der Geschäftsführer Finanzen, ist um seinen Job beim viermaligen Deutschen Meister derzeit kaum zu beneiden. Schon im vergangenen Jahr kämpfte er bis zum Schluss, um die Lizenz für die aktuelle Saison zu sichern. Nun steht er vor einer Aufgabe weitaus größeren Ausmaßes. (…) Eine Jahreshauptversammlung in Kaiserslautern würde ihrem berüchtigten Ruf aber nicht gerecht werden, wenn es nicht zumindest einen kleinen Eklat gegeben hätte. Dieses Jahr sorgte Rainer Keßler, Vorsitzender des Stammvereins, für die Posse des Sonntagmittags."

dpa: "Der FCK, dessen Profiabteilung seit dem Juni dieses Jahres als ausgegliederte Kapitalgesellschaft firmiert, ist nun auf zahlungskräftige Investoren angewiesen. Allein durch Fremdkapital in Form von Krediten dürfte die immense Finanzlücke beim Fritz-Walter-Club und vierfachen deutschen Meister nicht zu schließen sein. Der Wiederaufstieg würde dem FCK angesichts der deutlich höheren Einnahmen die größte Last der Existenzbedrohung nehmen."

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

Weitere Links zum Thema:

- Live-Ticker zum Nachlesen: So lief die JHV 2018 (Der Betze brennt)

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