Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Heidenheim 1:0

"Für immer FCK"

"Für immer FCK"


Der FCK gewinnt sein vorerst letztes Heimspiel in der zweiten Liga gegen Heidenheim schmeichelhaft mit 1:0. Einen Großteil der Fans interessiert das allenfalls am Rande. Zu den beiden emotionalsten Momenten des Nachmittags kommt es ohnehin vor und unmittelbar nach der Partie.

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"Ehrenmänner begleichen ihre Schuld und bleiben." Dieses Plakat können die Spieler des 1. FC Kaiserslautern in der Schlussphase der Partie gegen den 1. FC Heidenheim beim Anlaufen auf das Tor vor der Westkurve lesen. Es ist eine Aufforderung der Fanszene an die Mannschaft, den erstmaligen Absturz der Roten Teufel in die Drittklassigkeit doch bitteschön auch selbst wieder geradezurücken. Derartige Treuebekenntnisse hat es in der Vergangenheit gerade auch beim FCK ja schon gegeben. Aktuell - auch wenn einzelne Spieler sich einen Verbleib vorstellen können - dürfte sich der Großteil des Kaders in den kommenden Wochen aber wohl in die verschiedensten Himmelsrichtungen zerstreuen.

"Olé Rot-Weiß" und reichlich Frust

Eher groß ist dann auch der Sicherheitsabstand, mit dem sich die Profis nach dem Schlusspfiff vor der Westkurve aufstellen. Dort reckt ein großer Teil der Anhänger unter "Olé Rot-Weiß" die Schals in die Höhe. Spätestens als sich der Tross der Spieler dann aber in Richtung Kurve bewegt - anscheinend zum Abklatschen? - reagiert ein gehöriger Teil der Kurve aber auch mit wütenden Pfiffen und die Mannschaft dreht dann doch schnell Richtung Südtribüne ab. Immer wieder wird mit den Fäusten auf das genannte Spruchband getrommelt. "Wir sind Lautrer und ihr nicht", ist kurz zu hören und wie schon früher an diesem Nachmittag ein lautstarkes "Ehrmann, Ehrmann!" Der Kultkeeper und Torwarttrainer hatte schon vor dem Spiel gegen Dresden angekündigt, den bitteren Gang in die 3. Liga mit anzutreten.

Offiziell 26.453 Zuschauer haben bei schönstem Mai-Wetter zum letzten Mal in dieser historisch schlechten Spielzeit den Weg ins Fritz-Walter-Stadion gefunden. Schon Stunden vor dem Anpfiff waren die Außenplätze der Cafés und Kneipen in der Innenstadt nahezu voll besetzt. Von einem entspannten letzten Heimspiel bei Kaiserwetter hätte ein Außenstehender mit Blick auf die vielen roten Trikots da ausgehen können. Vielleicht auch vom Einstimmen auf ein entscheidendes Spiel in der Schlussphase der Saison. Die kleine Restchance auf so ein Finale hat die Mannschaft mit zuletzt drei Niederlagen in Folge allerdings schon im April verspielt.

So richtig wissen viele Anhänger somit vermutlich nicht, wie man dem eigenen Team nach dem besiegelten Abstieg überhaupt begegnen soll. Vielleicht wäre das etwas anders gewesen, hätte Trainer Michael Frontzeck vornehmlich auf Spieler aus der zweiten Reihe gesetzt, die auch in der neuen Saison für den FCK am Ball sein werden. Da nicht zuletzt der Gegner von der Ostalb aber noch mitten im Abstiegskampf steckt, verwies der Coach stattdessen auf Respekt und Anstand und die Notwendigkeit, mit der bestmöglichen Elf aufzulaufen.

Aufstellung einfach übersungen

Eine Entscheidung, die man schon nachvollziehen kann. Ebenso nachvollziehbar ist aber auch die Reaktion der Kurve. Die übliche Mannschaftsaufstellung wird einfach übersungen: "Ein Leben lang woll'n wir zu dir steh'n. Bis der Tod uns trennt. Bis die Welt untergeht. Für immer FCK!" Zuerst ausgehend vom Stimmungskern hinter dem Tor, dann auf die ganze Kurve ausgreifend. Auf die Südtribüne, und auch im Norden singen viele mit. Eine Liebeserklärung an den Verein in vier Sätzen. Viel größer als jede Mannschaft auf dem Platz. Die Nummer eins der Teufel, der Kapitän und alle anderen auf dem Rasen interessieren in diesem Moment wahrlich nicht. Auch Stadionsprecher Horst Schömbs reagiert genau richtig und liest die Aufstellung einfach leise vom Papier vor.

Die Partie ist dann schnell erzählt. Nach einer nahezu unterirdischen ersten Halbzeit kann sich die FCK-Mannschaft im zweiten Durchgang zumindest einigermaßen steigern. Osayamen Osawe scheitert in der 48. Minute noch an FCH-Schlussmann Kevin Müller, 20 Minuten später macht es Sebastian Andersson besser und trifft nach starkem Pass von Mads Albaek zum 1:0-Siegtreffer. Über den und die folgende erfolgreiche Verteidigung des knappen Vorsprungs kann sich ein ordentlicher Teil der FCK-Fans dann auch tatsächlich freuen. Den Schmerz über den erstmaligen Absturz der Lautrer aus der zweiten Liga lindert der achte Saisonsieg jedoch nicht.

Größte Herausforderung der Klubgeschichte: Die Fans gehen mit

Auch wenn sich die sportlich und sonstigen Verantwortlichen um Zuversicht bemühen, steht der Verein vor der größten Herausforderung seiner mehr als hundertjährigen Geschichte. Wie viele "Ehrenmänner" aus dem aktuellen Kader sich dieser Herausforderung stellen werden, bleibt abzuwarten. Die Fans und Anhänger werden den Weg auf jeden Fall mitgehen und sie werden der dann zusammengestellten Mannschaft beim Heimauftakt in einigen Wochen auch wieder anders begegnen als an diesem 33. Spieltag. Ganz nach dem Motto: "Ein Leben lang woll'n wir zu dir steh'n. Bis der Tod uns trennt. Bis die Welt untergeht. Für immer FCK!"

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo

Weitere Links zum Thema:

- Stimmen zum Spiel | Notzon: "Das hat die Saison eigentlich nicht verdient" (Der Betze brennt)

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