Dieser Verein ist nicht unterzukriegen. Nach dem Rückschlag von Aue stecken die Roten Teufel gegen Union Berlin dreimal einen Ausgleich weg und gewinnen am Ende mit 4:3. Trainer Frontzeck und der Betze feiern eine "famose Leistung" und das bisher wohl dickste Ausrufezeichen im Abstiegskampf.
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Ein etwas banges Gefühl dürfte bei vielen der knapp 20.000 FCK-Fans schon da gewesen sein, als sie am frühen Freitagabend im einsetzenden Schneetreiben den Betzenberg erstiegen. Niederlage gegen Sandhausen, Sieg in Darmstadt, Niederlage in Aue lautete die Bilanz des 1. FC Kaiserslautern aus den letzten drei Spielen, die das Team von Trainer Michael Frontzeck trotz des Aufschwungs seit der Winterpause doch gehörig unter Zugzwang setzte. Zu allem Überfluss war mit Union Berlin am 25. Spieltag nicht nur ein Gegner zu Gast, der nach durchwachsenen Wochen und Monaten zumindest wieder den Aufstiegsrelegationsplatz ins Visier genommen hatte. Am Vorabend war auch bekannt geworden, dass die Roten Teufel mit Jan-Ingwer Callsen-Bracker auch noch ihren Abwehrchef verletzungsbedingt ersetzen mussten.
Wieder ein Stück Betzenberg-Geschichte
Beim Einlaufen der Mannschaften vor offiziell 20.087 Zuschauern begrüßten beide Fankurven die Teams mit einer kleinen Choreo. Während die etwa 1.200 Gäste-Anhänger "Alles auf Rot trotz Stadionverbot" setzten, wurde auf Lautrer Seite einmal mehr der Glaube an den Mythos Betzenberg beschworen. "Diese Kurve kann Spiele gewinnen", hieß es eingerahmt von Tausenden Wunderkerzen im Westen des Stadions, wenngleich die meisten FCK-Fans zu diesem Zeitpunkt wohl noch nicht geahnt haben dürften, dass an diesem Abend ein weiteres Kapitel in der an Legenden reichen Geschichte des Lautrer Fußballbergs geschrieben werden sollte.
Ansonsten erinnerten die Rahmenbedingungen arg an die beiden letzten Heimspiele vor der Winterpause gegen Ingolstadt und Nürnberg. Bei nicht nachlassendem Schneefall, rotem Ball und roten Linien musste man sich schon etwas anstrengen, um dem Geschehen auf dem Rasen exakt folgen zu können. Gut möglich also, dass ein guter Teil der Westkurven-Besatzung zuerst gar nicht richtig registrierte, dass der Versuch von Brandon Borrello aus rund 30 Metern unter der Latte des Kastens der Eisernen einschlug. Eine frühe Führung per Sonntagsschuss, dazu bei diesen schwierigen Bedingungen: Nach gespielten sieben Minuten war der Glaube an die Fortsetzung der Aufholjagd wieder so richtig angefacht.
Andersson trifft vorne und hinten
Als hätte jemand den Stecker gezogen, wirkte auf die Stimmung dann jedoch der Ausgleich durch ein unglückliches Eigentor von Sebastian Andersson. Die Mannschaft brauchte zwar nicht lange, um sich von dem Rückschlag zu erholen - Andersson traf nur fünf Minuten später auf der richtigen Seite - kurz nach Wiederbeginn war die erneute Führung aber wieder dahin. Schon zu diesem Zeitpunkt war die Partie eine regelrechte Achterbahnfahrt der Gefühle, eine Fahrt die im weiteren Verlauf noch einiges an Tempo aufnehmen sollte. In der 66. Minute holte der erneut ganz starke Borrello nach Tor und Vorlage auch noch einen Elfmeter heraus, den Kapitän Christoph Moritz zum 3:2 lässig verwandelte. Fünf Minuten später schlugen wieder die Berliner zu.
Dreimal geführt, drei Mal den Ausgleich kassiert. Dazu der schwere Boden und die Tabellensituation im Hinterkopf. Allzu verwunderlich wäre ein leichtes Resignieren der Mannschaft zu diesem Zeitpunkt kaum gewesen, doch stattdessen tat sich in Form eines unsauberen Zuspiels von Union-Keeper Daniel Mesenhöhler noch einmal ein kleines Hoffnungsfenster auf. Phillipp Mwene, wie Borrello stets einer der besten Lautrer der vergangenen Wochen, grätschte dazwischen, rappelte sich auf und jagte die Kugel schließlich durch die Beine des Torwarts zum 4:3 ins Netz. Ekstase auf den Rängen, Wahnsinn Marke Betzenberg. Erst Recht, als der neuerliche Vorsprung auch über die ewig erscheinenden fünf Minuten Nachspielzeit gebracht wurde.
Die Kurve kann Spiele gewinnen - die Mannschaft auch
"Das Spiel hat mich auch ein Stück weit mitgenommen und angefasst", sagte Michael Frontzeck nach dem Schlusspfiff und attestierte seinen Spielern "eine famose Leistung". Frontzecks etwas angegriffenes Nervenkostüm war durchaus verständlich, schließlich ist der Trainer auf dem Betzenberg ja noch nicht allzu lange am Werk. Alle anderen wissen ohnehin, zu was dieser Verein in der Lage ist. Die Kurve kann Spiele gewinnen - und diese Mannschaft kann es auch. Schon jetzt haben die Roten Teufel in der Rückrunde mehr Zähler geholt als in der kompletten Vorrunde, seit Frontzecks Amtsantritt wurde die Punktausbeute mal eben verdoppelt. Die Aufholjagd ist noch lange nicht vorbei. Sie ist in vollem Gange.
Quelle: Der Betze brennt | Autor: Ingo
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