Spielbericht: Dynamo Dresden - 1. FC Kaiserslautern 3:3

Wechselbad der Gefühle: Zwischen Tristesse und Euphorie

Wechselbad der Gefühle: Zwischen Tristesse und Euphorie


Der FCK nimmt einen Punkt aus Dresden mit und verhindert nach einer rasanten Partie den erneuten Blues beim Betze-Anhang.

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Nein, der 1. FC Kaiserslautern macht es einem in dieser Saison nicht leicht: 30 Minuten hatten die Roten Teufel auswärts bei Dynamo Dresden alles im Griff. Dann gaben sie ihren Vorsprung jedoch aus der Hand, gerieten Minuten vor dem Schlusspfiff in Rückstand – um am Ende doch noch einen Punkt mitzunehmen.

Rund 1.000 FCK-Anhänger hatten die Auswärtsfahrt zum undankbaren Freitagabend-Termin auf sich genommen. Seit Jahren gilt der Trip nach Dresden als risikoreich, doch allen Schauermärchen sowie berechtigten und unberechtigten Sorgen zum Trotz: Die Fahrt zur SGD ist immer eine Reise wert, schon alleine aufgrund der überragenden Stimmung während des Spiels, von der sich mancher Erstligist gerne eine Scheibe abschneiden würde.

Der Gästeblock im Dresdner Stadion hatte nach dem durchwachsenen Saisonverlauf und ungünstiger Terminierung am oberen Rand die eine oder andere Lücke, was allerdings mit mehr als 150 Schwenkfahnen und einer breiten rot-weißen Umrandung an den Seitenzäunen wettgemacht wurde. Passend zu dieser vom Pfalz Inferno organisierten Aktion versammelte sich der Betze-Tross hinter einem großen Banner mit dem Motto "Olé Rot-Weiß".

Optisch war somit für den richtigen Rahmen gesorgt und auch akustisch erwischte der Lautrer Anhang zwar einen motivierten Tag, war im engen Dresdner Stadion aber nur selten mal bis zur gegenüberliegenden Seite zu hören.

Der FCK gibt einen Zwei-Tore-Rückstand aus der Hand

Das lag vor allem am Heimpublikum. Der K-Block präsentierte vor dem Anpfiff nicht nur seine altbekannte Dynamo-Dresden-Blockfahne, sondern während des gesamten Spiels auch einen brachial-lauten Support für die eigene Mannschaft. Nachdem in den Anfangsminuten noch der sächsische Rivale aus Aue, den die SGD kürzlich mit 4:1 deklassiert hatte, geschmäht wurde, richtete sich der Fokus des schwarzen-gelben Anhangs komplett auf das Spiel gegen den FCK und baute dabei auch auf Old-School-artige Mittel wie Trompetenklänge, die die Melodie der Fangesänge intonierten – etwas, was im modernen Fußball völlig verloren gegangen ist.

Selbst als der FCK durch Robert Glatzel schon mit zwei Toren in Führung lag (19., 27.), feuerten die SGD-Fans ihre Mannschaft beinahe ungerührt weiter an und pushten sie nach vorne – mit Erfolg. Denn noch vor der Pause gelang den Elbe-Städtern durch Tore von Manuel Konrad (32.) und Stefan Kutschke (45.+2) der Ausgleich. Letzterer traf vom Elfmeterpunkt, nachdem er von Ewerton umklammert wurde – eine harte, aber wohl vertretbare Entscheidung.

Umgekehrt zeigte sich die Lautrer Mannschaft davon allerdings nicht beeindruckt, kam aus der Pause deutlich stabiler und defensiv verbessert zurück, was mit fortlaufendem Spiel noch einmal den Gästeblock zu Höchstform auflaufen ließ. Die Mannschaft von Norbert Meier verstand es, nun nur noch wenig zuzulassen – konnte durch einen Moment der Unachtsamkeit allerdings auch nicht den Rückstand durch den zweiten Treffer von Kutschke verhindern (77.). 2:3 nach 2:0, die kalte Dusche für alle Roten Teufel.

Beinahe die Krönung in der Nachspielzeit

Bedröppelte Gesichter im Gästeblock, Freudentaumel im Rest des Stadions und ein Spiel, dessen Verlauf sich für den FCK spätestens jetzt wie ein heftiger Schlag in die Magengrube anfühlte. Mal wieder schien den Lautrer Fans nur die Wahl zwischen Selbstmitleid, Wut oder Resignation zu bleiben. Dann jedoch kam Dynamo-Schreck Kacper Przyblylko, der vor zweieinhalb Jahren mit Bielefeld (und Trainer Norbert Meier) den Abstieg der Dresdner besiegelt hatte: Der Deutsch-Pole traf mit einer wuchtigen Direktabnahme auf Zuspiel von Marcel Gaus drei Minuten vor dem Ende zum 3:3-Ausgleich und stürzte den Gästeanhang in ungeahnte Jubelstürme. "Auf geht's Lautern schieß ein Tor", schallte nun durch das Dynamo-Stadion und beinahe wären die Betze-Jungs dem Wunsch nachgekommen! In der Nachspielzeit fiel Glatzels dritter Treffer zum vermeintlich eskalierenden 4:3 für den FCK, doch Schiedsrichter Robert Hartmann verweigerte diesem wegen Abseits die Anerkennung.

So blieb es beim unter dem Strich verdienten 3:3, auch wenn sich der FCK nach der Zwei-Tore-Führung definitiv mehr erhofft hatte. Den endgültigen Schritt weg von Abstiegszone machten die Pfälzer damit auch erneut nicht, ein Punktgewinn für die Moral, wie es Julian Pollersbeck formulierte, war das Zustandekommen des Remis aber trotzdem. Entsprechend lange und aufmunternd wurde die Lautrer Mannschaft nach dem Schlusspfiff mit Beifall bedacht, ehe sich die mitgereisten FCK-Fans auf die weite Rückfahrt in die Pfalz machten oder das Wochenende noch in "Elbflorenz" ausklingen ließen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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