Spielbericht: Eintracht Braunschweig - 1. FC Kaiserslautern 1:1

Spiegelbild der Hinrunde

Spiegelbild der Hinrunde


Wer sich - aus purer Neugier - einen Eindruck der Spieltage 1-18 der zweiten Liga aus Sicht des 1. FC Kaiserslautern verschaffen möchte, dafür aber keine Zeit hat, sollte vielleicht einfach die Partie gegen Eintracht Braunschweig in voller Länge sehen. DBB-Autor Toco hat das hinter sich.

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Danach muss man zwar davon ausgehen, dass sich die Leidenschaft für die Roten Teufel in Grenzen hält, aber so geht es ja leider auch einem Teil der Fans in Rot und Weiß selbst. Und mit dem 1:1 ist das Unentschieden belegt. Mittelmaß.

Der Auftakt verläuft prächtig. Die Fans der Löwen präsentieren eine Geburtstagschoreographie, deren Schwerpunkt mit Block- und Zaunfahnen in der Südkurve ein Thresenszenario mit Bildern aus der 120-jährigen Vergangenheit des Vereins zeigt. Auf den Tribünen des mit 22.333 Zuschauern fast ausverkauften Stadions, dominieren die Farben Blau und Gelb auf Papier und der Löwe in Rot ein Weiß rundet das Bild ab. Im mit knapp 1.800 Fans gut gefüllten Gästeblock weht dagegen das vertraute Rot und Weiß auf zahlreichen Fahnen, organisiert und umrahmt vom Pfalz Inferno mit dem Spruch: „Vorwärts FCK“. Aber dann nimmt das Spiel seinen Lauf.

Nach ersten Angriffen auf beiden Seiten mit einem kuriosen wie erfolglosen indirekten Freistoß im Strafraum der Eintracht verflacht die Partie und die Ballbesitzquote bei Kaiserslautern schraubt sich in die Höhe. Den Roten Teufeln gelingt es nach anfänglichen Schwierigkeiten, die vom Pokalspiel gebeutelten Löwen vom eigenen Tor fern zu halten, sie scheitern aber einmal mehr daran, selbst Gefahr Richtung gegnerisches Tor zu entfachen.

Gerade als die neuformierte Innenverteidigung mit Tim Heubach und Patrick Ziegler stabil wirkte, spaziert Phil Ofosu-Ayeh Richtung Grundlinie und bedient seinen Mitspieler Jan Hochscheidt, der Braunschweig in Führung bringt. Das war allerdings schon in der 30. Minute. Die verbleibenden 15 Minuten gehören extrem der Eintracht. Doch anstatt die Chancen für ein 3:0 oder 4:0 zur Halbzeitpause zu verwerten, scheitert die Elf von Thorsten Lieberknecht an Müller, Halfar oder am Aluminium. Glück für die Pfälzer und ein erster Wink in Richtung Gästefans. Denn das Auslassen solcher Chancen bleibt selten ohne Folgen. Die erfolgreiche Abwehr von Kapitän Halfar auf der Torlinie sorgt für Aufbruchstimmung beim Anhang aus dem Südwesten: Lautrer geben niemals auf, sie kämpfen!

Doch zunächst verabschieden sich beide Mannschaften in Richtung Kabine, in der Konrad Fünfstück ausführlich auf seine Elf einwirkte. Anstatt Punktgleichheit mit dem Gegner drohte die nächste Niederlage für die Roten Teufel. In diese Richtung deutet auch der Auftakt der zweiten 45 Minuten. Die Braunschweiger spielen weiterhin gefährlich, aber auch erfolglos Angriffe aufs Tor von Marius Müller. Mit dem Doppelwechsel Manni Osei Kwadwo für Marcel Gaus und Maurice Deville für Robert Pich (60. Minute), kurz danach Antonio Colak für den erneut unauffälligen Kacper Przybylko erhöht der Betze den Druck auf die beste Abwehr der zweiten Liga für das letzte Drittel.

Die Fans des 1. FC Kaiserslautern stimmen derweil immer wieder ihr neues Lied vom Auswärtsfeuerwerk in Fürth an, dass nach wenigen Minuten aus voller Inbrunst durch den gesamten Gästeblock hallt: “Oh FCK - in rot-weiß-rot - bist mein Verein - bis in den Tod”. Von den Heimfans ist - wohl bedingt durch die große Distanz - im Gästeblock zwar kaum etwas zu hören, aber tatsächlich peitschen auch die Braunschweiger ihr Team gut nach vorne.

Nach Ecke von Jean Zimmer gelingt dem eingewechselten Colak in der 75. Minute dann tatsächlich ein Standard-Treffer. Nach einer Ecke. Ein Standard-Treffer. Der Ausgleich sorgt nicht nur für Verzückung im Trainerteam, sondern auch für einen Hauch von Euphorie im Gästeblock. Auswärts glänzte der Betze in der Saison bislang etwas besser. Geht hier in diesem eigentlich schon verlorenen Spiel noch etwas, wie in Fürth, wie in Leipzig?

Mit etwas Druck und Geschick im Zweikampfverhalten sollte doch das Übergewicht im Ballbesitz noch zwei zusätzliche Punkte bringen. Es hapert aber letztlich an der zündenden Idee in Strafraumnähe und nach gerade einmal zwei Minuten Nachspielzeit pfiff der jedenfalls nicht gegen den FCK ausgerichtete Schiedsrichter Martin Thomsen das Spiel ab – Braunschweig wollte zwei Mal Elfmeter haben, zumindest beim ersten Mal hätte man darüber diskutieren können.

Allmählich überlässt der FCK den Abstiegskampf anderen Vereinen. Das Lächeln über Platz 8 nach 19 Spieltagen knirscht zwar gewaltig, aber der Abstand zum Relegationsplatz Richtung dritte Liga beträgt inzwischen immerhin mindestens sieben Punkte, je nach Ergebnis des Montagsspiel. Nach oben sind es ebenfalls sieben Zähler, während die ersten beiden Plätze schon uneinholbar weit weg scheinen. Angesichts der Tabellensituation droht für das erste Halbjahr 2016 etwas Langeweile.

Mein Spieler des Spiels: Rückkehrer Daniel Halfar war zweimal auf der Linie zur Stelle, als Marius Müller schon geschlagen war. Dass die Roten Teufel nur mit einem Tor Rückstand in die Halbzeitpause gingen und so überhaupt noch die Chance zum Punktgewinn hatten, war auch sein Verdienst.

Was sonst noch auffiel: Nach Abpfiff leerte sich der Gästeblock nur minimal, ehe nach einer weiteren ausführlichen Ansprache am Mittelkreis die Betzebuben sich auf den Weg in Richtung Fans machten und beide Seiten sich mit Applaus in die Winterpause verabschiedeten. Auf das Spieler und Fans sich in den kommenden Tagen gut erholen und die sportliche Leitung ein glückliches Händchen beweist.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Toco

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