Kummt Senf druff

Die gescheiterte Rückkehr

Die gescheiterte Rückkehr


Mannschaftskapitän Srdjan Lakic verlässt den 1. FC Kaiserslautern und wechselt zum Bundesligisten SC Paderborn. Damit endet die Mission „Rückkehr“ für Lakic und den FCK früher als geplant. DBB-Autor paulgeht zieht eine Bilanz.

„Kaiserslautern ist meine Heimat und ich bin sehr glücklich, dass es so gekommen ist“ – es ist ein Satz aus dem Januar 2014, der aktuell von vielen FCK-Fans zitiert wird. Es waren Srdjan Lakic‘ Worte bei seiner Rückkehr auf den Betzenberg. Jenem Ort, an dem er die beste Phase seiner Karriere erlebt hatte. Fast auf den Tag genau ein Jahr, nachdem diese Worte gesagt wurden, bleibt festzuhalten, dass die Mission Rückkehr für Srdjan Lakic und den FCK gescheitert ist. Was nach dem jähen Ende bleibt: Ernüchterung und gemischte Gefühle. Auch die FCK-Anhängerschaft ringt mit sich. Die einen suchen die Schuld bei Lakic, die anderen machen den Verein für den nächsten Eintrag in der Liste der Transfermissverständnisse verantwortlich. Aber ist es so einfach?

Es war der Januar 2014 und die Roten Teufel, das zeichnete sich ab, mussten sich arg anstrengen, wollten sie in diesem Jahr die Rückkehr in die Bundesliga schaffen. Es ging auf das Ende der Transferphase zu und in die allgemeine, aufkommende Unruhe kam er: Der Knallertransfer. Srdjan Lakic kehrte zurück! Zweieinhalb schwierige Jahre mit gerade mal vier Toren bei drei Vereinen lagen hinter ihm. Zweieinhalb schwierige Jahre mit einem krachenden Abstieg, einer vermasselten Relegation und einer wachsenden Unzufriedenheit hatte der 1. FC Kaiserslautern hinter sich. Was also lag näher, als den vielzitierten Reset-Knopf zu drücken, um da weiterzumachen, wo beide 2011 aufgehört hatten? Mit der Rückkehr von Srdjan Lakic kehrte auch ein Hauch der wunderbaren Zeit und Zuversicht von 2010/2011 zurück. Die Mission Lakic-Rückkehr gab der Mission Bundesliga-Rückkehr plötzlich neuen Wind. Da sprach einer vom Anknüpfen an alte Zeiten und formulierte ganz deutlich den Aufstieg als Ziel: „Wir haben es schon einmal geschafft. Dieses Mal sind wir Favorit.“ Ein leichte Aufbruchstimmung machte sich breit. Sie währte nicht lange.

Während sich der FCK gegen Cottbus, Aue und Aalen selbst um die Aufstiegschancen brachte, ließ Lakic die Fans bis zum 11. April auf sein erstes Tor warten – gegen St. Pauli erzielte er den zwischenzeitlichen Ausgleich. Danach sprach aber fast jeder nur über den Helden Ruben Jenssen und seinen Siegtreffer in der „allerneunzigsten Minute“.

Nach dem verpassten Wiederaufstieg im Sommer des letzten Jahres sollte Lakic nach den Abgängen von Simon Zoller und Mo Idrissou die neue Figur im Sturm und im Mannschaftsgefüge werden. Tatsächlich legte er los wie die Feuerwehr, zog das Team im ersten Saisonspiel trotz Unterzahl und Zwei-Tore-Rückstand mit. Er ackerte, übernahm Verantwortung und ebnete den Weg zum sensationelle 3:2-Sieg. Und als sich dann auch noch Marc Torrejón Richtung Freiburg und die Bundesliga verabschiedete, übernahm Lakic fast folgerichtig das Kapitänsamt. Plötzlich war er wieder richtig da, der Kapitän Lakic. In seinem Stadion, vor seinen Fans. Wie 2010. Keine fünf Monate später verlässt er den Verein. Was ist passiert?

Man könnte es kurz machen: Der Stürmer Srdjan Lakic war in den entscheidenden Momenten nicht da. Zumindest nicht mit Toren, wie man es sich von einem Stürmer nunmal erwartet. In wichtigen Schlüsselspielen verpasste er die wenigen sich ihm bietenden Chancen. Nur selten markierte er diesen einen wichtigen Treffer, nur selten pushte er das junge Team in der Schlussphase, um aus einem noch drei Punkte zu machen. Manchmal sah man ihn mit seinen Teamkollegen hadern, manchmal auch mit sich selbst. Er wird gewusst haben, dass er die großen Erwartungen in seine Person von anderen, aber auch von sich selbst nicht erfüllen konnte. Lag es an den Zuspielen? An der Form? Der Fitness? Dem System? Oder fehlte ihm ganz einfach das Glück? Es passte nicht mehr, wenngleich Lakic noch Anfang dieses neuen Jahres beteuerte, dass er nach Lautern gehöre. Als müsste er jemanden überzeugen.

Mit jedem unglücklichen Spiel wuchs der Druck auf seinen Arbeitgeber. Der FCK kann es sich angesichts der sportlichen Ziele nicht leisten, Geld und einen Stammplatz für einen glücklosen und formschwachen Spieler zu reservieren. Dass Lakic bei den Verantwortlichen und innerhalb der Mannschaft ein hohes Ansehen hatte, ist hinlänglich bekannt. Schluss machen ist immer schwierig und insofern kann man sich denken, dass man es sich beim FCK mit diesem Schnitt nicht leicht gemacht haben dürfte. Nicht nur, weil er mal wieder eine größere Umbaumaßnahme im Winter erfordert, sondern auch, weil er für Lakic eine große, vielleicht sogar menschliche Enttäuschung bedeutet. Die leise Enttäuschung konnte man vor wenigen Tagen erahnen, als er die mangelnde Rückendeckung seitens des Vereins beklagte. Im Sommer wäre wohl ohnehin Schluss gewesen, denn angesichts der neuen Vereinsphilosophie und der wirtschaftlichen Enge in der zweiten Liga hätte der Kroate wahrscheinlich ähnlich wie Tobias Sippel keinen neuen Vertrag bekommen. Gerade deshalb bringt der Schnitt zum jetzigen Zeitpunkt für den FCK noch weitere Vorteile mit sich: immerhin kassiert man ein paar Euro Ablöse und kann die Verjüngung des Kaders - zumindest bis zum Sommer - mit dem nächsten Rückkehrer Simon Zoller vorantreiben.

Und gerade deshalb ist es auch unverständlich, dass einzelne FCK-Fans Lakic seinen Abgang übel nehmen, ihn als Heuchler bezichtigen oder ihm sogar einen Wechsel des Geldes wegen vorwerfen. Ginge es nach Lakic, hätte er noch gerne weiter in Kaiserslautern gespielt. So, und ausschließlich so sind seine Aussagen Anfang des Monats zu interpretieren. Verdeutlicht hat er diese Gefühle am Donnerstag auch noch einmal gegenüber dem Kicker: „Es ist mir noch nie so schwergefallen, einen Verein zu verlassen.“ War es noch 2011 er selbst, der gehen wollte, ist es dreieinhalb Jahre später der Verein, der einen Wechsel forciert. Und damals wie heute kann man die Motivation auf der einen und die Enttäuschung auf der anderen Seite nachvollziehen. Oder wie sagte es Lakic, nachdem er sich von der Mannschaft verabschiedet hatte: „So ist das Geschäft."

Sein wahrscheinlich letztes Spiel für den FCK datiert damit vom 17. Dezember 2014, als er nach 64 Minuten und einer mal wieder unscheinbaren Leistung beim Stand von 0:1 gegen einen Abstiegskandidaten und bei nasskaltem Regenwetter, vor einer gähnend leeren Arena in München ausgewechselt wurde. Fernab der großen Zeiten und sportlichen Ziele. Niemand konnte ahnen, welche Symbolkraft dieser Moment haben würde.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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