Interview mit Aufsichtsratskandidat R. Marco Prinz

„Es geht um Lösungen“

„Es geht um Lösungen“


Marco Prinz ist der fünfte von insgesamt 13 Bewerbern auf einen Platz im Aufsichtsrat des 1. FC Kaiserslautern, der sich in unserer Interviewreihe einigen Fragen zu seiner Kandidatur stellt. Der 41-jährige erklärt, was aus seiner Sicht schon gut ist beim FCK und was noch besser geht.

Der Betze brennt: Im Sommer gab es einige grundlegende Veränderungen beim FCK: Neuer Sportdirektor, neue Spieler, neues Konzept. Wieso sollte aus Ihrer Sicht auch im Aufsichtsrat der Reset-Knopf gedrückt werden, Marco Prinz?

R. Marco Prinz (41): Meines Erachtens gab es im Sommer keine grundlegenden Veränderungen beim FCK, wenn man den Gesamtverein im Auge hat, was ja Aufgabe des Aufsichtsrates ist. Es gab zwar einen Strategiewechsel im sportlichen Bereich, der bislang für unseren FCK durchaus erfolgreich läuft. Zum Leben in einem großen Traditionsverein gehört allerdings mehr, als das Geschehen auf dem Rasen. Da gibt es langfristige Themen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es geht um Lösungen, zum Beispiel in der Arbeit des Satzungsausschusses, bei der Frage nach einer Fanabteilung und bei allen Anliegen der Mitglieder. Aufsichtsrat zu sein bedeutet, die Stimme der Vereinsmitglieder und deren Belange wahrzunehmen.

Der Betze brennt: Stellen Sie sich doch bitte kurz vor, zunächst beruflich und privat.

Prinz: Ich bin 41 Jahre, lebe seit siebeneinhalb Jahren in Kaiserslautern, fühle mich in der Stadt sehr wohl, habe aus diesem Grund hier ein Haus gekauft und die Pfalz als Heimat gerne angenommen. Seit dieser Zeit bin ich als gelernter Diplom-Kaufmann beim Deutschen Roten Kreuz, Kreisverband Kaiserslautern Stadt, als Geschäftsführer aktiv und somit stark im regionalen Geschehen vernetzt. Ebenso bin ich Geschäftsführer der DRK-Rettungsdienst Westpfalz GmbH und der DRK-Service- & BeratungsGesellschaft Rheinland-Pfalz.

Der Betze brennt: Seit wann fühlen Sie sich mit den Roten Teufeln verbunden und wie haben Sie sich in der großen FCK-Familie bisher eingebracht?

Prinz: Seit jeher bin ich fußballbegeistert und habe den FCK als einen der großen Fußballvereine mit Seele in Deutschland wahrgenommen. Mit meinem Amtsantritt in Kaiserslautern entstand der erste direkte Kontakt: Unser Sanitäts- und Rettungsdienst sorgt immer für die Sicherheit der Fans an Spieltagen in Kaiserslautern. Auf diese Weise habe ich in den vergangenen Jahren kaum ein Heimspiel auf dem Betze verpasst und wurde von der FCK-Begeisterung gepackt.

Der Betze brennt: Wie bewerten Sie die aktuelle Amtsperiode des Aufsichtsrates, also die letzten drei Jahre - welche Erfolge kann die Vereinsführung in dieser Zeit vorweisen?

Prinz: Die Platzierung der Betze-Anleihe und die Idee ihrer Verwendung zur Nachwuchsförderung waren markante Ereignisse der vergangenen drei Jahre. Der schnelle Zugriff auf die Anleihe zeigt die hohe Attraktivität des Vereins in der Region. Ferner freue ich mich über das Bilanzergebnis und die dargestellte wirtschaftliche Genesung des Vereins. Hier gilt es aber die noch offenen Fragen, es liegen wohl Anträge dazu für die Jahreshauptversammlung vor, zu klären und das Ergebnis zum Saisonende zu bewerten.

Der Betze brennt: Und was lief aus Ihrer Sicht weniger gut? Wo sehen sie Verbesserungspotential?

Prinz: Grundsätzliches: Der Aufsichtsrat ist gewählter Vertreter der Mitglieder und Kontrollorgan. Das bedeutet, jedes gewählte Aufsichtsratsmitglied bekleidet den Posten nicht zum Selbstzweck, sondern im Interesse und Auftrag der Mitglieder. Allein die in den Anträgen zur Mitgliederversammlung aufgeworfenen Fragen zeigen, dass hier ein großes, offensichtlich unbefriedigtes Bedürfnis nach mehr Kommunikation und Transparenz besteht. Ein sportlicher Erfolg wäre aus meiner Sicht der formulierte Anspruch zum gewünschten Aufstieg in die erste Liga gewesen. Des Weiteren gibt es meiner Meinung nach Verbesserungspotential bei der Transferpolitik.

Der Betze brennt: Vielen Mitgliedern fällt es schwer, die Arbeit der einzelnen Aufsichtsräte zu bewerten, weil über die Diskussionen und über unterschiedliche Sichtweisen in dem Gremium wenig veröffentlicht wird. Nicht zuletzt daraus resultiert auch der immer wieder zu hörende Vorwurf, dass der Aufsichtsrat nur die Wünsche des Vorstands „abnicke“ anstatt zu „kontrollieren“. Wie könnte man über die Tätigkeit des Aufsichtrates mehr Transparenz schaffen und was spricht möglicherweise dagegen?

Prinz: Das Zitat des „Abnickens“ stammt übrigens nicht von außerhalb, sondern aus dem Aufsichtsrat selbst, von einem ausgeschiedenen Mitglied (der 2011 zurückgetretene Hartmut Emrich; Anm. d. Red.). Dies ist keinesfalls so zu handhaben, denn allein aus haftungsrechtlichen Fragen liegt es völlig im Eigeninteresse jedes Aufsichtsratsmitgliedes, seine Kontrollfunktion gewissenhaft auszuüben. Natürlich gehört eine hohe Vertraulichkeit innerhalb des Gremiums zur Aufgabe und der Aufsichtsrat steht nicht im Rampenlicht. Das widerspricht aber nicht dem Anspruch der Mitglieder auf Information. Diese muss generell durch den Vorstand sichergestellt sein. Darüber hinaus fordert unsere Satzung vom Aufsichtsrat regelmäßig, jedes Quartal, einen Zwischenbericht bzgl. der wirtschaftlichen Situation des Vereins. Dieser sollte umfassend und transparent sein.

Der Betze brennt: Sie sind erst vor kurzem Vereinsmitglied geworden und bewerben sich sofort für den Aufsichtsrat. Wer oder was hat Sie zu Ihrer Kandidatur motiviert? Und was entgegnen Sie dem Vorwurf, dass Ihnen als Neumitglied die Erfahrung im FCK-Vereinsleben fehlt?

Prinz: In den vergangen sieben Jahren habe ich den FCK nicht nur als Fußballverein, sondern als einen gesellschaftlichen Anker in Kaiserslautern erlebt. Die Stimmungslage in der Stadt wird durchaus vom Erfolg der Roten Teufel bestimmt. Ein Engagement in diesem emotionalen Umfeld, das für die Stadt Kaiserslautern von herausragender Bedeutung ist, empfinde ich als besondere Herausforderung und möchte hier meine wirtschaftliche Kompetenz und meine Vereinserfahrung einbringen. Tatsächlich bin ich seit Juli 2014 Mitglied beim FCK. An Erfahrungen im Vereinsleben mangelt es jedoch nicht – im Gegenteil. Als DRK-Geschäftsführer ist meine tägliche Aufgabe, Wirtschaftlichkeit in einer Vereinsstruktur mit hohem ehrenamtlichen Einsatz und sozialem Auftrag in Einklang zu bringen.

Der Betze brennt: Als DRK-Geschäftsführer in der Westpfalz sind Sie - ebenso wie viele FCK-Fanclubs – auch im sozialen Bereich tätig. Würden Sie die soziale Verantwortung des gesamten Vereins auch im Aufsichtsrat zum Thema machen?

Prinz: Soziale Verantwortung ist eine Grundvoraussetzung für ein funktionierendes Vereinsleben. Das beginnt im alltäglichen Umgang. Der FCK ist Vorbild. Zur sozialen Verantwortung zählen Werte wie Respekt, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Verbindlichkeit. Diese Werte im Verein und im geschäftlichen Umfeld zu leben, ist für mich selbstverständlich. Genauso wie es selbstverständlich ist, dass der Aufsichtsrat darauf einwirkt.

Der Betze brennt: Vor einem halben Jahr hat der amtierende Aufsichtsrat den Vertrag mit dem Vorstandsvorsitzenden Stefan Kuntz sehr frühzeitig verlängert. Wie bewerten Sie diesen Schritt aus ihrer Sicht als Neubewerber, hätte man dafür nicht besser die nun anstehende Neuwahl des Aufsichtsrates abwarten sollen?

Prinz: Ich kenne die Beweggründe nicht und dieser Schritt bzw. der Zeitpunkt war auch für mich eine Überraschung. Der amtierende Aufsichtsrat hat die Entscheidung getroffen und wird die Gründe hierfür sicherlich bei der Mitgliederversammlung darlegen können.

Der Betze brennt: Alle paar Jahre wieder im Gespräch ist auch eine Ausgliederung und es ist davon ausgehen, dass dieses Thema die nächste Amtsperiode des Aufsichtsrates entscheidend mitprägen wird. Auch bei vielen anderen Vereinen wird emotional darüber debattiert: Der Hamburger SV wurde ausgegliedert, beim SC Freiburg wurde dieser Schritt fast einstimmig abgelehnt, der VfB Stuttgart plant eine Entscheidung im nächsten Jahr. Bezogen auf den FCK gefragt: Sind Sie für oder gegen eine Ausgliederung der Lizenzspielerabteilung?

Prinz: Ich versuche es mal mit einer Überleitung zu erklären: 2008 hat man den gesamten Rettungsdienst in der Westpfalz aus vielen Vereinen in eine gemeinnützige GmbH überführt. Voraussetzung dafür waren nicht nur klare Entscheidungen in den Gremien, sondern auch ausführliche und offene Diskussionen über Vor- und Nachteile. Bezogen auf den FCK: Um die Ausgliederungsfrage zu beantworten, bedarf es einer breiten, transparenten Debatte, die ohne Zeitdruck und mit unabhängiger fachkompetenter Expertise geführt wird. Nur auf dieser Grundlage sollte die Mitgliederversammlung die Vor- und Nachteile abwägen und als höchstes Vereinsgremium die Frage beantworten.

Der Betze brennt: Die Abteilung Fußball, welcher der allergrößte Teil der Vereinsmitglieder angehört, liegt seit einigen Jahren brach und existiert rein formal betrachtet gar nicht mehr. Wie beurteilen Sie persönlich die vorgeschlagene Lösung für diese Problemstellung, eine Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ nach dem Vorbild von Klubs wie Borussia Dortmund oder Eintracht Frankfurt zu gründen, um den betroffenen FCK-Mitgliedern wieder eine echte Heimat innerhalb ihres Vereins zu geben und um auch die Abteilungen neben dem Fußball besser zu unterstützen?

Prinz: Ich verstehe nicht, wo die Gründung einer Abteilung „Fans und fördernde Mitglieder“ problematisch sein soll. Nochmals: Die Mitglieder sind die Seele des Vereins.

Der Betze brennt: Abschließend und mit Ihren eigenen Worten zusammengefasst: Warum sollten die FCK-Mitglieder Ihnen ihre Stimme geben?

Prinz: Ich verknüpfe eine 20-jährige Vereinserfahrung mit hoher Wirtschaftskompetenz in diesem Bereich. Mein hohes Engagement möchte ich auch gerne für den FCK einbringen, um die wirtschaftliche Basis des Vereins zu stärken als Grundlage für sportlichen Erfolg. Wie bereits ausführlich geschildert, ist dabei das Verständnis als Interessenvertreter der Mitglieder maßgeblich und das muss in der Praxis auch gelebt werden.

Der Betze brennt: Wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen Ihnen viel Erfolg für die Wahl!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Übersicht: Alle Infos und Artikel zur Jahreshauptversammlung 2014

Kommentare 30 Kommentare | Empfehlen Artikel weiter empfehlen | Drucken Artikel drucken