Vorbericht: 1. FC Kaiserslautern – RasenBallsport Leipzig

Gegen RB – immer und überall!

Gegen RB – immer und überall!

Hintergrundfoto: Philipp/CC

Kaum ein Spiel hat in letzter Zeit für so viele Diskussionen innerhalb der Lautrer Fanszene gesorgt, wie das anstehende Duell des FCK in Leipzig. Trotz aller Begleitumstände wollen wir einen auch sportlichen Blick auf die kommende Montagabendpartie werfen.

Die Ausgangslage

Wir könnten an dieser Stelle zuerst über Fußball reden. Darüber, dass der 1. FC Kaiserslautern ziemlich souverän in die nächste Runde des DFB-Pokals eingezogen ist. Wir könnten auf die Tabelle verweisen und feststellen, dass zwar noch nicht alles optimal läuft, der FCK aber auf jeden Fall das Zeug zum Spitzenteam in der zweiten Liga hat. Wir könnten - stünde da am Montag nicht ein Spiel gegen einen Gegner an, der alle Grundregeln der sportlichen Fairness verletzt. Ein Gegner, der das „Geschäft Fußball“ in höchstem Maße pervertiert, die Regeln und Grundsätze der Sports aushebelt und dafür noch Rückendeckung von der DFL bekommt.

So ärgerlich es ist, dass sich das österreichische Werbe-Projekt im Profifußball mit anderen Vereinen messen darf: am Montag geht es auch um Punkte, und das sollte man nicht vergessen. Der Spieltag bietet ein hohes Maß an Spannung, stehen sich doch die ersten sechs Teams der Tabelle in drei direkten Begegnungen gegenüber. Der FCK könnte am Montagabend durch einen Sieg den Anschluss an Ingolstadt und Düsseldorf halten und zudem – mal wieder – den direkten Konkurrenten in der Tabelle überholen. Bei einem Punktverlust droht allerdings der Anschluss an die direkten Aufstiegsplätze erst einmal verloren zu gehen.

Das Personal

Vom Chancentod zum Matchwinner: Philipp Hofmann schoss die Roten Teufel mit seinen zwei Toren gegen Fürth quasi alleine ins Pokal-Achtelfinale. Damit dürfte er sich auf jeden Fall um einen Platz in der Startelf beworben haben, zumal noch unklar ist, ob Srdjan Lakic nach seinen Rückenbeschwerden wieder einsatzbereit ist. Unklar ist auch die Besetzung der Innenverteidigung: Im Pokal bekam hier Tim Heubach statt Dominique Heintz seine Chance und könnte auch in Leipzig an der Seite von Willi Orban starten. Dahinter, nämlich im Tor, wird hingegen wieder Tobias Sippel seinen Platz zwischen den Pfosten einnehmen, ebenso auf der linken Seite der gebürtige Sachse Chris Löwe.

Die größte Baustelle tut sich aktuell im Mittelfeld auf: die Ausfälle von Kerem Demirbay und Alexander Ring wiegen schwer. Allerdings lösten Amin Younes und Ruben Jenssen ihre Sache als „Vertreter“ souverän, so dass Kosta Runjaic einer Doppelsechs bestehend aus Karl/Jenssen und der offensiven Dreierreihe Stöger/Younes/Matmour guten Gewissens vertrauen kann. Viele Alternativen bleiben ihm sowieso nicht.

Der Gegner

Seit etwa fünfeinhalb Jahren existiert der von Red Bull finanzierte und hochgekaufte „Verein“ aus Leipzig. Ebenso schnell, wie das Projekt in den Profifußball aufgestiegen ist, hat sich auch der Protest dagegen etabliert. Gerne wird dieser auf eine simple „Neid-Kampagne“ reduziert, wobei man vergisst, dass sich das Handeln des österreichischen Brause-Herstellers keinesfalls mit normalen Sponsoren im Fußball vergleichen lässt. Vielmehr hebt das „Engagement“ von RB den Fußball in eine Sphäre, die bedrohlicher denn je für den Sport an sich ist. Nein, es geht nicht darum, dass „wir gerne das Geld hätten“, es geht auch nicht darum, „dass da ein Verein sich tolle Spieler kauft“.

Dem Protest geht es darum, dass RB keine gewachsenen Vereinsstrukturen finanziell unterstützt, sondern eine Bundesliga-Mannschaft wie schon in Salzburg und in den USA nur zu Werbezwecken gründet. Es geht darum, dass RB wie im „Fall Sabitzer“ Grundregeln des fairen Wettbewerbs aushebelt. Es geht darum, dass RB Millionen für Spieler und Nachwuchsspieler investiert, damit die Preise auf dem Transfermarkt nach oben treibt und es somit direkt oder - durch das in den Transfer-Umlauf gespülte Geld – indirekt anderen Vereinen unmöglich macht, im Geschäft mitzuhalten. Es geht darum, dass der Bundesliga-Teilnehmer die 50+1-Regel faktisch umgeht. Es geht darum, dass „RasenBallsport“ das Prinzip der Vereins- und Mitgliederstrukturen ad absurdum führt. Es geht um weiche Faktoren, nämlich dass da ein Fußballclub mit seinen Anhängern geschaffen wird, der alle Entwicklungen, die den Sport so liebenswert machen, ausblendet und in Form von Mitgliederbeteiligung nicht zulässt. Es geht darum, dass ein „Verein“ völlig losgelöst von der Region am Reißbrett entstanden ist. Es geht darum, dass ein „Verein“ ohne jede Identifikation mit seiner Stadt und deren Geschichte ins Leben gerufen wurde. Es geht darum, dass dort ein „Verein“ aus dem Nichts erschaffen wird und alten, traditionsreichen Clubs, die ihre Seele nicht an einen Milliardär verkaufen wollen, den Platz im Fußball wegnimmt. Es geht darum, dass da ein Spielzeug geschaffen wird, dass nicht zum Zweck des Sports für Menschen da ist, sondern nur ein Produkt verkaufen und prominent platzieren soll. Es geht darum, dass Leipzig die Fortsetzung einer Entwicklung im Fußball ist, die immer weiter weg vom eigentlichen Ursprung und Grundgedanken des Sports führt und mit freundlicher Billigung der DFL und des DFB den Fußball mehr und mehr zu einer reinen Werbeveranstaltung verkommen lässt. Es geht darum, dass RB den deutschen Fußball in seiner Form und Geschichte bedroht. Heute ist es Red Bull – wer oder was kommt morgen?

Das letzte Spiel

Der 1. FC Kaiserslautern hat zwar noch nie gegen den Plastikclub aus Leipzig ein Spiel bestritten, allerdings sind Vereinsfarben, Wappen, Trikots, Verantwortliche und Spieler bei den RB-Klubs ebenso langweilig wie austauschbar. Insofern lässt sich an dieser Stelle auf das letzte Betze-Spiel gegen eine RB-Filiale verweisen: am 5. Juli gewannen die Roten Teufel in einem Testspiel gegen Salzburg mit 2:1, Jean Zimmer und Sebastian Jacob erzielten die Tore.

Fan-Infos

Das Votum der Fanversammlung am 2. Oktober 2014 war eindeutig: Einstimmig sprachen sich die Anwesenden für einen Protest aus, die meisten sogar für einen Boykott des Auswärtsspiels in Leipzig. Die am Montag Daheimbleibenden treffen sich zum gemeinsamen Public-Viewing im Irish House in Kaiserslautern (nähere Infos hier).

Der Boykott an sich wird im Lautrer Umfeld mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Für ihn spricht, dass sich auf diesem Weg den RB-Verantwortlichen ein Strich durch die Rechnung machen lässt: sie erhalten eben nicht den normalen, gewohnten Rahmen eines Bundesliga-Spiels, den sie sich zur Platzierung ihres Produktes wünschen. Das Werbe-Konstrukt bekommt nicht die Normalität, die es gerne hätte und findet somit auch nicht die erhoffte Akzeptanz.

In den letzten Tagen kam in die Diskussion über das Für und Wider eines Boykotts noch einmal ordentlich Schwung. Grundsätzlich ist es schade, dass dieser Austausch jetzt und nicht auf oder vor der Fanversammlung stattfand, als eben jenes Thema auf dem Programm stand und diskutiert wurde. Auch wenn es durchaus gute und nachvollziehbare Gründe gegen einen Boykott gibt, ist die nachträgliche Auseinandersetzung zum jetzigen Zeitpunkt ziemlich ärgerlich. Es wäre schön, würde die Betze-Fanszene in diesen Fragen gemeinsam agieren und zusammenstehen, egal ob die Entscheidung dann Boykott oder Spielbesuch lautet. Trotzdem: letztlich steht es natürlich jedem Fan frei, selbst zu entscheiden, ob er oder sie nach Leipzig fahren möchte. Es gibt in dieser Frage keine „absolut richtige“ oder „absolut falsche“ Entscheidung. Deshalb sollten spätestens jetzt auch alle Fans untereinander die Streitigkeiten einstellen, sie führen zu nichts. Lasst nicht zu, dass dieser „Verein“ uns entzweit! Lasst uns gemeinsam gegen den Leipziger Club und welche Entwicklung er darstellt einstehen, egal wann und wo auch immer!

Insgesamt hat der FCK etwa 600 Tickets an die eigenen Fans verkauft, nach Vereinsangaben hauptsächlich aus dem sächsischen Umland stammend. Allerdings sollten sie vorgewarnt sein: Unmutsbekunden gegen RB oder den Leipziger Klub sind grundsätzlich nicht erwünscht, selbst T-Shirts mit harmlosen Aufdrucken wie „Gegen RB“ wurden früheren Gegnern verboten. Außerdem werden die FCK-Anhänger von den Boykott-Organisatoren gebeten, den Gästeblock freizulassen und sich stattdessen in den umliegenden Blöcken zusammenzufinden.

O-Töne

Der FCK sollte einfach so spielen wie immer, findet Rechtsverteidiger Michael Schulze: „Wir wollen so auftreten, wie wir bisher immer aufgetreten sind. Wir haben größtenteils die Spiele beherrscht, haben uns aber ab und zu selbst um den verdienten Lohn gebracht.“ Der letztgenannte Teil soll sich am Montag freilich ändern, damit nach 90 Minuten endlich der erste Auswärtssieg dieser Saison steht. Oder, um es ganz einfach mit den Worten von FCK-Trainer Kosta Runjaic zu sagen: „Ein Sieg in Leipzig schmeckt mir definitiv besser als Red Bull.“

Daten und Fakten

Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)

Voraussichtliche Aufstellungen

1. FC Kaiserslautern: Sippel – Schulze, Orban, Heintz (Heubach), Löwe – Karl, Jenssen – Younes, Stöger, Matmour – Hofmann (Lakic)

Ersatz: Müller, Heubach, Fomitschow, Zimmer, Gaus, Jacob, Lakic

Es fehlen: Ring (Innenbandriss), Demirbay (Sprunggelenkverletzung), evtl. Mugosa (Patellasehnenverletzung), evtl. Lakic (Rückenbeschwerden)

- Ca. 45-60 Minuten vor Anpfiff auf unserer Twitter-Seite: Die endgültigen Aufstellungen.

RasenBallsport Leipzig: Coltorti – Teigl, Sebastian, Compper, Jung – Khedira, Demme, Kimmich – Kaiser – Poulsen, Frahn

Ersatz: Bellot, Klostermann, Heidinger, Fandrich, Kalmar, Hierländer, Boyd

Es fehlen: Ernst (Kreuzbandriss), Franke (Achillessehnen-Reizung), Rebic (Schulterverletzung), Hoheneder, evtl. Kalmar (Sprunggelenkverletzung)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: paulgeht

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