Kummt Senf druff

Das Ende des Experiments Franco Foda

Das Ende des Experiments Franco Foda


Franco Foda kam mit großen Erwartungen auf den Betzenberg. Er sollte den Aufstieg schaffen und die Euphorie wieder bringen - zurückgeblieben ist eine höchst durchwachsene Bilanz, die nach nur 15 Monaten zur Trennung führte.

Das waren noch Zeiten, als Franco Foda als Spieler des 1. FC Kaiserslautern am Zaun des Ludwigshafener Südweststadions hing und mit den ausrastenden Fans seinen Siegtreffer gegen den SV Waldhof feierte! Gut 25 Jahre ist das her. Am vergangenen Samstag wurde er - zum Ende seiner zweiten FCK-Karriere als Trainer - mit lauten „Foda raus“-Rufen aus dem Amt gejagt. Heute schließlich folgte die endgültige Trennung.

Dabei fing alles so optimistisch an. Stefan Kuntz stellte seinen alten Spezi, den Nachfolger des Acht-Spiele-Missverständnisses Krassimir Balakov, im Mai 2012 mit folgenden Worten vor: „Er teilt unsere Vorstellungen, wie ein Cheftrainer beim FCK mit der Mannschaft und im Verein arbeiten sollte. Unsere Stärken werden weiterhin die große Leidenschaft, mannschaftliche Geschlossenheit auf und neben dem Platz sowie ein professionelles Miteinander sein.“

Auch Foda selbst ging damals voller Elan an seine neue Aufgabe: „Ich freue mich auf diese Aufgabe und hoffe auf eine lange Zusammenarbeit - vielleicht ähnlich wie bei Sturm Graz.“ Aus den erhofften 15 Jahren, die Foda in Graz verbrachte, wurden auf dem Trainerposten beim FCK jedoch nur 15 Monate. Auch aus der zweiten Hoffnung des Coachs wurde nichts: „Ich bin überzeugt, dass wir eine schlagkräftige Mannschaft zusammenstellen werden, die in der Lage ist, einen leidenschaftlichen Fußball zu spielen - und aufzusteigen.“

Bei den Fans hatte Foda zwar am Anfang durchaus Kredit, kam mit seiner eigenwilligen Art aber irgendwie doch nie so richtig an in der Pfalz. Da war nichts mehr spürbar von dem auf dem Zaun feiernden FCK-Spieler, der auf dem Platz Vollgas gibt und notfalls mit dem Kopf durch die Wand geht. Als dann nicht nur die Leistungen, sondern auch die Ergebnisse nicht mehr stimmten, steigerte sich die Kritik am Trainer immer mehr. Manche Fans hielten ihm sogar Äußerlichkeiten vor und beklagten langweiligen „Strickjackenfußball“, in den Medien wurde vom „Schönfärber Foda“ gesprochen. Der Hauptvorwurf: Foda habe es nicht geschafft, dem eigentlich stark besetzten Kader Stabilität und Konstanz einzuimpfen, keine erfolgsversprechende Spielidee gefunden. Dem kann man nicht seriös widersprechen.

Aber auch Foda hat nicht alles falsch gemacht. Ein weiteres Versprechen von seiner Präsentation als FCK-Trainer löste er beispielsweise besser ein, als die meisten seiner Vorgänger: „Jeder der mich kennt weiß, dass es für mich sehr, sehr wichtig ist, auch auf die jungen Spieler zu bauen.“ Dominique Heintz, Hendrick Zuck, Willi Orban und Co. sind die lebenden Beweise für diese Aussage. Und auch sportlich lief zwar vieles, aber nicht alles schlecht. In der Hinrunde der vergangenen Saison wurde nur ein Spiel verloren, in der Rückrunde war der FCK zumindest zuhause eine Macht. Nur: Es schien Foda an der letzten Entschlossenheit zu fehlen, auch mal alles auf Sieg zu setzen, auf die Leute zuzugehen, das Vertrauen der Spieler zu gewinnen. Dennoch sollte er nach der verlorenen Relegation noch eine Chance erhalten, das Unternehmen Aufstieg im zweiten Anlauf schaffen - darin endete jedenfalls die Analyse der Vereinsführung, die an den nötigen Stellschrauben drehen wollte.

Nach nur fünf Spielen der neuen Saison steht nun fest: Foda muss gehen. Zuletzt richtete sich nicht nur der Zorn der Fans auf ihn, auch die Spieler konnten oder wollten nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten. Er rede zu wenig, erkläre seine Entscheidungen nicht ausreichend und habe die Mannschaft nicht im Griff, war zu hören. Diese und ähnliche Vorwürfe kamen wohl auch am Mittwoch auf den Tisch, als Stefan Kuntz sich mit den Führungsspielern austauschte. Der Trainer erreichte seine Mannschaft nicht mehr, die zuvor schon beim desolaten 0:4 in Aalen ein deutliches Zeichen gegen den Coach gesetzt hatte.

Die Vereinsführung musste reagieren und tat dies nach kurzem Zögern auch. Stefan Kuntz hierzu: „Der nun notwendige Schritt fällt uns sehr schwer, wir sehen aber keine andere Möglichkeit, um die negative Entwicklung zu stoppen und die Saisonziele nicht zu gefährden.“

Sowohl Kuntz als auch Fodas Nachfolger - bis auf weiteres Fitnesstrainer Oliver Schäfer als Interimslösung - ist ein glückliches Händchen zu wünschen. Die Mannschaft des FCK gilt für viele Experten als stärkste der zweiten Liga und auch die Aufstiegschancen sind bei gerade mal zwei Toren Rückstand auf einen Aufstiegsplatz mehr als gewährleistet. Alles ist noch möglich!

Eines steht aber ohne Zweifel fest: Der bessere Zeitpunkt für einen Neuanfang wäre nach der verlorenen Relegation gewesen - auch damals gab es schon kritische Stimmen gegen Franco Foda. Vorstand und Aufsichtsrat müssen sich im Nachgang hinterfragen, warum nicht schon im Mai/Juni reagiert wurde, sondern erst nach dem fünften Spieltag der neuen Spielzeit. Nicht nur dem künftigen Trainer wäre es zu wünschen gewesen, dass ihm die komplette Sommervorbereitung und ein Mitspracherecht bei der Zusammenstellung des Kaders vergönnt gewesen wäre.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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