Spielbericht: SC Paderborn - 1. FC Kaiserslautern 0:1

Je Zoller, desto doller

Je Zoller, desto doller


Der 1. FC Kaiserslautern startet mit einem Auswärtssieg beim SC Paderborn in die Saison 2013/14 und ein Neuzugang ist der Mann des Tages: Simon Zoller, als Ersatz für den verletzten Albert Bunjaku in die Startelf aufgestiegen, erzielt das goldene Tor.

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Paderborn. Auch wenn der heimische Sportclub keine jahrzehntelange Tradition in dieser Spielklasse hat, stellt man sich den tristen Zweitliga-Alltag im Jahr 2013 doch irgendwie genau so vor. Hier kommen die Spieler noch per Fahrgemeinschaft in ihren Privatautos zum Stadion, pünktlich anderthalb Stunden vor dem Anpfiff. Die Fahrzeuge fallen eine Nummer kleiner aus als in der Bundesliga, ebenso wie die von außen doch eher dem benachbarten Möbelhaus als einem Fußballtempel ähnelnde Arena. Und überhaupt ist hier alles ein bisschen ruhiger, trister, aber auch bodenständiger als in den Hochglanzfassaden der deutschen Eliteklasse. Wenn in diese Idylle eine Horde von johlenden FCK-Fans einfällt, herrscht fast schon Ausnahmezustand.

Rund 2.000 Schlachtenbummler aus der Pfalz und Umgebung machten sich zum ersten Spiel nach der kurzen Sommerpause auf den Weg nach Ostwestfalen. Die verlorene Relegation gegen Hoffenheim ist verdrängt, für mindestens ein Jahr ist nun wieder Fußballfeeling Marke „Samstag 13:00 Uhr in Paderborn“ angesagt. Da hilft es auch nichts, dass der FCK allenthalben als Aufstiegskandidat Nr. 1 gilt - gespanntes Abwarten lautete die Devise für die Fans, die wie vor jedem Start in eine neue Saison mit vielen Unwägbarkeiten leben mussten. Insgesamt wollten 10.022 Zuschauer in Paderborn den Auftakt der neuen Runde sehen.

FCK-Trainer Franco Foda vertraute gleich vier Neuzugängen in der Startformation und mit Alexander Ring, Karim Matmour, Marcel Gaus und Simon Zoller machten diese fast die komplette Offensive aus. Eine mutige Entscheidung! Aber auch eine konsequente, denn gerade die Kreativabteilung galt im vergangenen Jahr als der größte Schwachpunkt, der auch mit den Transfers in der Winterpause nicht behoben werden konnte. Doch auch der Nachteil dieser Konstellation lag schon vor dem Anpfiff auf der Hand: Diese Truppe konnte noch keine Spielpraxis haben, kein blindes Verständnis, und das merkte man ihr während der 90 Minuten auch an.

Den FCK-Fans war das erstmal egal, sie waren und sind - gerade auswärts - bestens eingespielt und sorgten für eine ordentliche Unterstützung, der die heimischen Anhänger trotz aller Bemühungen nicht viel entgegensetzen konnten. Während die erste Halbzeit stimmungstechnisch solide war - mehr ist zur Mittagessenszeit einfach nicht drin - ging es im zweiten Abschnitt mit Dauersupport zeitweise noch etwas stärker zur Sache: „Lautern allez, Lautern allez!“

Die ansteigende Stimmung während der 90 Minuten war auch durch den Spielverlauf bedingt: Nachdem sich die erste Hälfte trotz optischer Überlegenheit der Roten Teufel noch ausgeglichen gestaltet hatte, sprang nach dem Seitenwechsel (immer wieder kultig: Der Paderborner Pausensong „Halbzeit, es ist soweit“) endlich auch zählbares heraus. Am Ende standen satte 30 zu 6 Flanken für den FCK und ein deutliches Zweikampfplus in der Statistik. Aber auch 8 zu 7 Schüsse auf das Tor für Paderborn und 4 zu 5 Eckbälle. Oder in einem Satz zusammengefasst: Die Elf von Franco Foda zeigte gute Ansätze, war in einigen Bereichen klar überlegen, muss sich in anderen aber auch noch ordentlich steigern, um den ersehnten Aufstieg tatsächlich zu realisieren. Also alles genauso wie vergangene Saison?! Jein. Es wäre falsch, aus diesen Parallelen abzuleiten, dass die im letzten Jahr verpasste Weiterentwicklung des Teams auch in dieser Spielzeit misslingen wird. Aber es wäre auch nicht sinnvoll, die sichtbaren Verbesserungspotentiale unter den Teppich des „hauptsache gewonnen“ zu kehren. Denn das Spiel in Paderborn hätte auch anders ausgehen können!

Dass es im Gegensatz zum Vorjahr für einen Auftaktsieg reichte, lag nicht zuletzt an Simon Zoller, der mit etwas Glück und viel Willen das goldene Tor erzielte (68.). „Je Zoller, desto doller“ twitterte @peace2matteo nach dem Abpfiff sogleich die passende Überschrift für diesen Spieltag. Die FCK-Fans im Gästeblock, aber auch die Spieler und insbesondere Torschütze Zoller bejubelten die hart erkämpfte Führung lautstark! Kurios: Zoller sollte just zu diesem Zeitpunkt für den schon bereitstehenden Olivier Occean ausgewechselt werden, was kurz nach dem Torjubel dann auch passierte. Glückliches Timing für den FCK und eine Hätte-wäre-wenn-Behauptung hinterher: Wäre Zoller auf dem Feld geblieben, dann hätte er mit seinem frisch getankten Selbstvertrauen mindestens eine der Chancen reingemacht, die Idrissou (der das Siegtor vorbereitete) und Occean im Anschluss liegen ließen.

Aber hätte, wenn und aber - alles Gelaber! Da kein Tor mehr fiel und somit auch Paderborn nichts mehr entgegensetzen konnte, startet der FCK mit einem Auswärtssieg in die neue Saison. Im Vergleich mit den anderen bisherigen Partien dieses ersten Spieltags, wo auch bei allen anderen Mannschaften noch Startschwierigkeiten zu sehen waren, kann man mit diesem Erfolgserlebnis erstmal zufrieden sein. Aber gleichzeitig müssen die ersten drei Punkte die Gier auf mehr schüren. Auf viel mehr!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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