Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - FSV Frankfurt 4:1

6 aus 45 - oder: drei aus sechs!

6 aus 45 - oder: drei aus sechs!


Die FCK-Spieler haben „Eier“ gezeigt! Nach dem 4:1-Heimsieg gegen Frankfurt ist der dritte Platz zum Greifen nahe und die Roten Teufel lieferten die erhoffte Trotzreaktion. Für „Der Betze brennt“ stellt Rossobianco die Rechnung zur Relegation auf.

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Das Lottospielen wird teurer seit diesem Wochenende. Bessere Chancen für die Spieler, sagt man. Das Fußballspielen wird nicht anders! Der 1. FC Kaiserslautern hat nach einem teilweise fulminanten 4:1 gegen den FSV Frankfurt alle Trümpfe in der Hand, das Relegationsspiel mit drei Punkten aus sechs möglichen zu erreichen. Dennoch bleibt es ein klein bisschen wie Lotto...

Franco Foda wechselte nur einmal durch: Mimoun Azaouagh kam für Willi Orban, doch Mimoun spielte nur acht Minuten, bevor er verletzungsbedingt für Benjamin Köhler weichen musste. Frankfurts erfahrener Coach Möhlmann vertraute der gleichen Elf wie beim letzten Sieg gegen Dresden.

Der Betze also mit der exakt gleichen Taktik wie im Cottbus-Spiel, nur zuhause - und mit dem „Druck“ von 38.792 Zuschauern im Gepäck, von denen allerdings optisch bei zauberhaftem Frühlingswetter nur realistische 33.000 da gewesen sein dürften. Die spannende Frage war also, werden die Teufel direkt ins Spiel finden und die Hessen unter Druck setzen? Antwort: Mitnichten.

Die ersten 20 Minuten gehörten eigentlich dem FSV! Die Lautrer Innenverteidigung ließ einigermaßen oft Stellungsfehler aufblitzen, die Außen wurden gar nicht bedient, da Mitchell Weiser und auch Alexander Baumjohann sich eigentlich nur halbzentral aufhielten und vor allem im Vorwärtsgang einfach festrannten. Der „Betze“ stand schnell mit sieben Feldspielern hinter der Mittelinie und wartete, was von den Bornheimer Blauen so kommen würde. Und die ließen sich nicht lange bitten und fingen an, das Spiel zu machen. War das so geplant vom „Verwaltungs-Foda“? Wohl kaum! Ein Spiel, in dem es von Anfang an nur eine Richtung geben durfte, wurde fast aus der Hand gegeben - wegen Angst vor der eigenen Courage? Frankfurt erspielte sich vor lauter Überraschung jedoch nur eine gute Chance, die das Gehäuse weit verfehlte (15.), dann zeigten die Lautrer endlich „Eier“, wie Mo Idrissou so eindringlich - und zu Recht - gefordert hatte! Plötzlich erwachte die Offensive und kombinierte sauber und präzise. Die Stockfehler und Raumdeckungsprobleme der ersten 20 Minuten waren vergessen.

Der FCK erarbeitete sich Minute für Minute das Spielfeld, zwang die Bornheimer zu Querpässen, ließ ihre Stürmer ins Leere laufen. Insbesondere der eingewechselte Köhler fand schnell ins Spiel und verteilte geschickt die Bälle. Vor allem auf Mo und Albert, die auch immer wieder versuchten, sich auf die Grundlinie durch zu tanken. Hinten gefielen Florian Dick und Chris Löwe inzwischen mit konsequentem Körperspiel und öffneten auch geschickter das Feld nach vorne vor allem auf Ariel Borysiuk. Dominique Heintz und Marc Torrejon hatten dadurch deutlich weniger zu tun. Es sah noch schwerfällig aus, aber es wurde energischer. Der „Betze“ war im Spiel.

Nachdem Borysiuk mit Direktabnahme noch scheiterte (25.), konnte Idrissou einen feinen Köhler-Pass uneigennützig nach innen geben, wo Kapitän Bunjaku nur noch einschieben musste. (27.) Die zu diesem Zeitpunkt befreiende, etwas glückliche, aber verdiente Führung! Ab diesem Zeitpunkt war der FSV aus dem Spiel. Lautern schnürte zu und kam zu Chancen am Fließband. Erst verpasste Idrissou eine Flanke nur knapp, dann scheiterte Weiser am ein des Abwehrspielers, doch in der 40. Minute gab es eine Torpremiere auf dem Berg: Marc Torrejon schraubte sich nach einer Baumjohann-Ecke am höchsten und nickte wuchtig und unhaltbar zum 2:0 ein.

Frankfurt fand jetzt bis zur Pause nicht mehr statt. Aus allen Lagen erspielten sich die „Männer in Rot“ Möglichkeiten. Dick schickte erneut Idrissou, der wiederum ohne Egoismus ablegte - Köhler 3:0 (45.). Schiri Weiner hätte besser jetzt zum Tee gepfiffen - aus Frankfurter Sicht! Doch er ließ noch einen Angriff spielen. Freistoß für Baumjohann, Flanke auf Bunjaku, 4:0 (45.+2)!!!!

Wow, was war denn da los? Halbzeitstand 4:0, Tore in der Nachspielzeit? Der FCK hatte begriffen, um was es geht. Das Endspiel um Platz 3 war bereits zur Pause entschieden, und das trotz äußerst schwerfälligem Anfang. Knappe 20 Minuten richtig guter, schneller, offensiver Fußball reichten aus, um einen der Hauptkonkurrenten aus dem Stadion zu kicken. Das waren „Eier“! Dennoch, richtig gute Stimmung sieht anders aus. Es schien mehr wie eine Genugtuung und Erleichterung bei vielen Spielern zu wirken. Kein bedingungsloser Enthusiasmus oder übertriebene Feierlaune. Wohltuend!

Nach der Pause kam der FCK ohne Wechsel zurück und versuchte da weiter zu machen, wo man aufgehört hatte: mit Toren! Jetzt kam Idrissous halbe Stunde. Natürlich lief der Mann, dessen Körpersprache nicht jeden Schiedsrichter erfreut, wie immer oft im Abseits herum, dennoch hätte er aufgrund seiner Schlacksigkeit und Spritzigkeit leicht bis zur 65. Minute dreimal netzen können. Vielleicht sollte Mo dem Sportkameraden Stark mal Limbo beibringen, dann klappts auch mit dem Nachbarn! Es sollte diesmal nicht sein, vielleicht wollte er auch gegen seinen Lieblings-Exverein wie schon im Hinspiel gar nicht unbedingt treffen!

Der FCK spielte sich in eine Art “Trainingsspielrausch“. Warum zum Teufel das gegen die letzten Fünf der Tabelle nicht auch klappt, möge einer erklären, der was von diesem Sport „Elf gegen Elf“ versteht! Frankfurt konnte gar kein Gegenfeuer entfachen, da die Defensive ab Borysiuk absolut felsenfest stand und nach vorne war einfach zu erkennen, dass es Spaß macht zu kicken. Die Westkurve gefiel sich so langsam auch in der Zelebrierung alter Schlachtgesänge und alles was von 1990 bis 2013 mal hip war, wurde angestimmt. Selbst die La Ola lief kurz durchs eckige Rund. Als hätte man sich verpflichtet, jetzt gefälligst zu feiern, weil es was Nettes zu sehen gab. „Eine Abwehr aus Granit... und wir werden wieder Deutscher Meister sein!“

Wahrscheinlich haben die Daueroptimisten bereits in diesem Moment einen Doppelsitz im Martinsbrunnen reserviert. Aber, davor hatte der Herrgott noch ein wenig langweilige 25 Minuten Fußball gesetzt und für die Zweckpessimisten die zwei Fragen, die die Welt bewegen. Holt der FCK die drei aus sechs? Und wer nimmt es dann mit dieser Truppe auf, die 20 Minuten durchaus bundesligatauglich spielte, weitere 20 gefällig, und dann den sommerlichen Mai genoss.

Ups! Während man so dran dachte, ob Fortuna oder Werder einfacher wäre, und sich sicher war, dass es bloß nicht Hoppenheim werden dürfte, lupfte der böse Ex-Karlsruher Stinkstiefel Edmond Kapllani den Ball einfach über Tobi Sippel zum 1:4. Man weiß nicht, wie viele das mitbekommen haben, ob der Relegations-Debatten. Zuvor kam „Jimmyyyyyy“ Hoffer für Bunjaku und danach Christopher Drazan für Baumjohann, quasi die linke Seite, die für gut zwei Drittel der Gefahr sorgte - über rechts könnte ruhig noch ein bißchen mehr gehen. „Man of the Match“ allerdings war Benni Köhler, der den Betze-Express erst vom Abstellgleis fuhr. Und man war schnell wieder einig, dass der FCA schwer wäre, aber Düsseldorf die meisten Emotionen mitbrächte (und Hoffenheim hoffentlich direkt absteigt). Dabei ist es doch ganz einfach:

Wenn der FCK 75 Minuten so spielt wie die 20 vor der Halbzeit gegen die Bornheimer, dann schlägt er zuhause alle diese Kandidaten. Beginnt er das Spiel aber so wie heute, liegt er zur Pause vielleicht schon 0:2 hinten, egal gegen wen. Und übrigens... das nächste Spiel ist nicht am 24. Mai in Düsseldorf, sondern am 12. Mai in Regensburg. Einer der letzten Fünf, gegen die wir uns so gerne schwer tun. Also, bitte: Drei aus Sechs, nicht 6 aus 45! Franco, lass stürmen! Dann setz ich alles auf die „Männer in Rot“. Und ihr?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Rossobianco

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