Spielbericht: Energie Cottbus - 1. FC Kaiserslautern 4:2

"Wir sind die dümmste Mannschaft der zweiten Liga"

"Wir sind die dümmste Mannschaft der zweiten Liga"


Dank der Patzer der Konkurrenz hat der 1. FC Kaiserslautern immer noch den dritten Platz inne - aber nach der 2:4-Pleite bei Energie Cottbus platzte es aus den FCK-Spielern geradezu heraus, so dass für ganz Fußball-Deutschland offensichtlich wurde: Am Betze brennt es.

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„Manche Spieler haben keine Eier! Wir spielen in Aue mit 9 gegen 11 und können nicht mal einen Ball in unseren eigenen Reihen halten. Ich erkenne die Mannschaft nicht wieder, jeder macht nur, was er will. Ich weiß nicht, ob die Angst haben, in die erste Liga zu kommen. Wir sind die dümmste Mannschaft der zweiten Liga!“ (Mo Idrissou)

„Einige Spieler sollten besser auf sich selbst schauen und sich nicht so viel mit dem Schiedsrichter beschäftigen.“ (Alexander Baumjohann)

Wenn zwei Führungsspieler des FCK, genauer: die zwei Spieler, die im Sommer als größte Hoffnungsträger für den Wiederaufstieg verpflichtet wurden, im TV-Interview so aufeinander losgehen, dann läuft etwas gewaltig schief. Die richtige Interpretation abzugeben oder gar die richtige Lösung zu finden, fällt als Außenstehender schwer. Aber nach dem 31. Spieltag scheint es so, als ob der ganze Laden Franco Foda und Stefan Kuntz um die Ohren fliegen könnte. Die FCK-Verantwortlichen haben vor den letzten Saisonspielen eine Herkulesaufgabe zu bewältigen.

Was war passiert? Zuhause top, auswärts leider zu oft ein Flop, so lautete die bisherige Lautrer Bilanz des Jahres 2013. Aber diesmal musste es doch was werden: Köln hatte am Sonntag mit seinem zweiten Punktverlust in Folge (1:1 gegen 1860, davor 1:1 in Duisburg) die Steilvorlage gegeben, bei den FCK-Fans in den letzten Wochen für mehr Euphorie gesagt als die eigene Mannschaft. Und dann noch Cottbus als Gegner, bei denen die Roten Teufel sowieso noch immer gewonnen hatten. Es hätte ein Big Point werden können...

Aber es sollte anders kommen - Montag halt. Der unbeliebteste Tag der Fußballwoche begann speziell für die Lautrer Ultras schon vor dem Anpfiff gebraucht: Kaum mit dem Bus in Cottbus angekommen, setzte es erstmal eine aufwändige Personenkontrolle für alle Insassen. Vorwurf: Jemand sollte an einer Raststätte eine Klotür verkritzelt haben. Am Eingang waren dann plötzlich Zaunfahnen verboten, Banner mit Aufschriften wie „Sektion Stadionverbot“ oder „Fußballfans sind keine Verbrecher“ standen ohnehin schon im Voraus auf dem Index. Irgendwie wurden diese Hindernisse dann aber doch überwunden, im Gästebereich gab es dann vom FCK noch Schals sowie Freikarten für das nächste Heimspiel als Dank für die Treue, und dann konnte es losgehen. Rund 700 Fans begleiteten die Roten Teufel an die Lausitz, wo insgesamt 7.545 die Partie des Ex-Aufstiegskandidaten gegen den Relegationsanwärter sehen wollten. Die Stimmung war auf beiden Seiten durchwachsen, Cottbus zeigte zum Spielbeginn eine Choreographie mit Blockfahne und Spruchband: „Schluss jetzt mit der Spielerei, reißt des Teufels Hörner heut entzwei!“

Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand den Frust erahnen, der nach 90 Minuten herrschen sollte. Dabei war es gewiss nicht das schlechteste Auswärtsspiel dieser Saison: Der FCK war feldüberlegen, gewann mehr Zweikämpfe, hatte mehr Torschüsse, mehr Flanken, mehr Ecken. Besonders in der zweiten Halbzeit glich das Spiel jedoch zeitweise einem offenen Schlagabtausch und die Elf von Franco Foda zog diesmal den Kürzeren. Die entscheidende Phase war wohl jene kurz nach der Pause: Zunächst gelang Mo Idrissou per Kopf der Ausgleich (50.) zum 1:1, dann aber lief der FCK in einen Konter, den die Ex-Lautrer Stiven Rivic und Boubacar Sanogo (53.) zur erneuten Führung für die Heimelf vollendeten. Albert Bunjaku (Abseitstor) und der eingewechselte Jimmy Hoffer hatten die besten Chancen auf den erneuten Ausgleich, aber es sollte nicht mehr sein. Mit dem 3:1 sorgte André Fomitschow für die endgültige Entscheidung (81.), die nachfoldenden Treffer von Bunjaku (86., Elfmeter) und erneut Sanogo (90.+2) waren nur noch Kosmetik.

Hängende Köpfe auf dem Platz, enttäuschte Gesichter im Gästeblock. Wieder einmal. Die Spieler stellten sich am Zaun und bekamen von den Fans einige deutliche Worte an den Kopf geknallt, aber es wurde vor den Objektiven der TV-Kameras kaum gepfiffen und auch der Kopf des Trainers wurde nicht - zumindest nicht hörbar - gefordert. Es war vielmehr eine Resignation zu spüren, die auch Idrissou (erstmals seit sechs Spielen wieder bei den Fans) mit seinem Verständnis für die Verärgerung des Anhangs dem offensiven Versprechen eines Heimsiegs gegen Frankfurt nicht wirklich lindern konnte. Danach folgte der Disput bei Sport1 und Sky, der sicher noch interne Konsequenzen nach sich ziehen wird - und für Idrissou vielleicht noch darüber hinaus geht, da seine in Richtung Homophobie gehenden Äußerungen gegen Schiedsrichter Wolfgang Stark beim DFB wohl auf wenig Gegenliebe stoßen werden, zumal sie auch von der Bild-Zeitung schon aufgegriffen wurden (siehe Online-Meldung). Es war einfach ein gebrauchter Montag für alle Lautrer, egal ob Spieler, Funktionäre oder Fans.

Tabellarisch hat der FCK nach wie vor die besten Karten für den Einzug in die Relegation. Atmosphärisch vielleicht die schlechtesten. Am Sonntag (13:30 Uhr, Fritz-Walter-Stadion) kommt es nun zum Spitzenspiel gegen den neuen Dritten im Bunde, den FSV Frankfurt.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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