Rezension: Fanzine „Unter die Haut plus #2“

Individuell und abwechslungsreich

Individuell und abwechslungsreich


Das FCK-Fanzine „Unter die Haut plus“ aus den Reihen der „Frenetic Youth“ (FY) hat mit seiner zweiten Ausgabe einen weiteren Sprung nach vorne gemacht. Auf 132 Seiten erwarten den Leser zum einen Spielberichte und zum anderen zahlreiche Einblicke in die Welt der Ultras.

Das halbjährlich erscheinende „UdH+“ bietet in der ersten Hälfte ein Bild des Grauens - dies liegt allerdings nicht an den Herausgebern, sondern vielmehr am Inhalt, denn hier wird auf die Rückrundenspiele 2011/12 und damit den unaufhaltsamen Abstieg des 1. FC Kaiserslautern zurückgeblickt. Wenn die sportliche Situation in der letzten Saison auch irgendwie alles überlagert hat, so dürfen hier natürlich die üblichen Seitenblicke in die ganz normale, manchmal irre Welt eines aktiven Fußballfans nicht fehlen. Einige Spielberichte von gegnerischen Fanszenen lassen außerdem einen Blick von Außen auf den FCK-Fanblock zu.

Stark erweitert wurde für die zweite Ausgabe der „plus“-Teil, in dem über den Tellerrand des Spieltags hinausgeblickt wird. Was beim „Pfalz Inferno“ die Vereinspolitik (siehe gestrige Rezension „Paranoid #5“), ist bei FY die Jugend- und Stadtkultur, der sich die Ultras in besonderem Maße verschrieben haben. Im „Unter die Haut plus #2“ wird das unter anderem an Beiträgen zu den Themen Graffiti oder der eigenen Konzertreihe „Wir alle sind K-Town“ deutlich, aber auch am „Brezel Adam“, dessen Denkmal in der Lautrer Innenstadt erklärt wird.

Doch auch im „plus“-Teil stehen Fan-Themen im Mittelpunkt, etwa die Stehplatz-Problematik in Schweden oder die Pyro-Problematik in Deutschland - und was überhaupt hinter den brennenden Leuchtstäben als Stilmittel der Ultras steckt. Lesenswert ist auch der Beitrag einer weiblichen Autorin, die ein Heimspiel von Besiktas Istanbul besuchte, zu dem aufgrund von Einschränkungen des türkischen Verbandes nur Frauen und Kinder als Zuschauer zugelassen waren, welche aber auch ohne Männer für ordentlich Rabatz sorgten.

Sehr interessant sind außerdem die Vorstellung der einzelnen FY-Zaunfahnen sowie das Interview mit BB-Timo, einem früheren Vorsänger der Westkurve, über die Entstehung der Ultraszene in Kaiserslautern. Und als ob das nicht schon Abwechslung genug wäre, gibt es auch noch einen gut recherchierten, kritischen Text über das „Projekt Hoffenheim“ sowie einen Gedankengang zu Polizei und Politik („A.C.A.B. - oder doch nicht?“).

Auch das „UdH+“ zeigt, dass Ultras sehr differenziert denken und keineswegs dem öffentlich leider immer noch verbreiteten Denken entsprechen. Alles Asoziale und Halbstarke? Nein, vielmehr wird beispielsweise im Spielbericht von München das peinliche Verhalten einiger FCK-Fans im Sonderzug kritisiert. An anderen Stellen ist hingegen auch das manchmal grenzüberschreitende Rebellentum der jugendlichen Ultras noch herauszulesen, brave Schwiegermutterlieblinge sind dann eben doch was anderes. Durch die unterschiedlichen Autoren lesen sich auch die Spielberichte sehr individuell und abwechslungsreich.

Mit dem „Paranoid“ (Pfalz Inferno) und dem „WegbeGLeiter“ (Generation Luzifer) teilt sich das „Unter die Haut plus“ das Problem der teilweise doppelten Inhalte durch standardmäßig aufgebaute Spiel- und Gegnerberichte. Zwar gibt es in jedem Artikel auch neue Infos und Erlebnisse, aber einiges kennt man auch schon von anderen Fanzines.

Die Weiterentwicklung des „Unter die Haut plus“ scheint noch lange nicht abgeschlossen, aber schon jetzt ist das Potential erkennbar, eine neue Größe auf dem Lautrer Fanzine-Markt zu werden. Kauftipp!

„Unter die Haut plus #2“ kostet 4,- Euro und ist mit 132 Seiten komplett in Farbe am Infostand der „Frenetic Youth“ (Eingang Westkurve) im Fritz-Walter-Stadion sowie per E-Mail unter udhplus (at) frenetic-youth.de erhältlich.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

Weitere Links zum Thema:

- Fanzine "Unter die Haut plus #2" - jetzt erhältlich (vom 30. Juli 2012)

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