Spielbericht: Eintracht Frankfurt - 1. FC Kaiserslautern 0:0

Not gegen Elend

Not gegen Elend


Weiterhin kein Sieg im Bundesligajahr 2011! In einem Spiel auf niedrigem Niveau musste sich der 1. FC Kaiserslautern bei Eintracht Frankfurt mit einem trostlosen 0:0 zufrieden geben. Während es auch für die SGE nicht gerade rosig aussieht, bedeutet dies für den FCK eine echte Krisensituation: Es droht der Sturz auf einen Abstiegsplatz und mit solchen Leistungen wie heute der bittere Gang in die zweite Liga!

49.400 Zuschauer im fast ausverkauften Waldstadion wollten sich den hessisch-pfälzischen Abstiegskrimi nicht entgehen lassen, darunter etwa 6.000 FCK-Fans. Nachdem im Entlastungszug mit rund 900 Lautrern genau hinter der Frankfurter Heimkurve die Notbremse gezogen wurde, kam es nicht zum letzten Mal an diesem Tag zu Auseinandersetzungen zwischen den verfeindeten Fangruppen sowie der Polizei - und zu einem regelrechten Stau auf den Bahngleisen, aufgrund dessen die Partie mit 15-minütiger Verspätung angepfiffen wurde.

Im Stadion selbst hatten sich beide Fans sehenswerte Aktionen ausgedacht, die leider das tatsächlich einzig sehenswerte an diesem Tag bleiben sollten. In der Frankfurter Nordwestkurve wurde eine mehrteilige Choreographie präsentiert, die man durchaus als sehenswert bezeichnen kann: Unter einer riesengroßen Blockfahne über die komplette Kurve wurde die eigentliche Choreo mit dem Motto „Wir werden euch den Teufel schon austreiben“ ausgerollt und darunter wiederum mit bunten Leibchen die Vereinsfarben der SGE dargestellt. Nach 20 Minuten folgte eine weitere große Aktion mit Fähnchen, Konfetti und fliegenden Papierrollen. Im gegenüberliegenden Gästeblock wurde zu Spielbeginn erneut eine Pyroshow mit bengalischen Feuern und ein wenig Rauch gezeigt - leider flog dabei auch ein Leuchtfeuer in den Innenraum - zudem untermalten einige Schwenkfahnen das Geschehen. Auch stimmlich legten beide Fankurven zunächst gut los.

FCK-Trainer Marco Kurz brachte Pierre de Wit und Stiven Rivic als neue Spieler in der Startformation und hielt erwartungsgemäß auch am zuletzt hart kritisierten Srdjan Lakic fest. Der Kapitän der Roten Teufel wurde von den Fans bereits beim Warmlaufen mit wohlwollenden Rufen empfangen, außerdem wurden drei zusammenhängende Spruchbänder zu den Vorfällen der vergangenen Tage gezeigt. Bei den 2011 noch torlosen Frankfurtern mussten die ehemaligen FCK-Stürmer Halil Altintop und Ioannis Amanatidis zunächst auf der Bank Platz nehmen, wurden später aber beide eingewechselt.

Es entwickelte sich schnell ein Spiel, das passend zum Stand beider Teams in der Rückrundentabelle war. Unzählige Fehlpässe, haarsträubende Schussversuche, fast keine Torchancen - es spielte Not gegen Elend! Die Frankfurter bewiesen eindrucksvoll, warum sie in diesem Jahr das Runde noch nicht ins Eckige bringen konnten und auch die Lautrer Offensive war ein Schatten ihrer selbst. Rivic beispielsweise erhielt eine Menge Bälle auf der meist offenen rechten Außenbahn, konnte aber kaum einen davon gewinnbringend weitermeiten. Jan Moravek scheiterte mit der ersten kleinen Torchance aus schwieriger Position und versaute kurz vor dem Halbzeitpfiff einen leichten Pass auf den frei vorm Tor stehenden Lakic. Und auch Lauterns Toptorjäger blieb weiter ein Schatten seiner selbst.

Nach gut einer halben Stunde passte sich auch die Stimmung langsam dem Spielverlauf an. Während die Frankfurter kaum nochmal die sehr hohe Lautstärke der Anfangsphase erreichten, boten die FCK-Fans zwar über 90 Minuten einen relativ konstanten Support, blieben aber insgesamt auch nur im oberen Durchschnitt. Trotz der bedingt durch die Tabellensituation und das Drumherum sehr hohen Spannung konnte das Spiel niemanden wirklich erwärmen. Für kurzes Aufsehen auf den Rängen sorgte später noch die Präsentation von entwendeten Materialien in beiden Fankurven, darunter eine Zaunfahne der Ultras Frankfurt.

Sportlich hatte in der zweiten Halbzeit dann tatsächlich auch Eintracht Frankfurt eine Torchance, doch Alexander Meiers Schuss aus 14 Metern segelte knapp übers Tor. In der Schlussviertelstunde schien es dann, bekräftigt durch die nicht-offensiven Auswechslungen, fast so, als ob die Lautrer mit dem mageren Unentschieden zufrieden wären. Vor dem Einschlafen bewahrt wurden die Zuschauer erst zwei Minuten vor Abpfiff, als Adam Hlousek und Lakic gemeinsam auf Frankfurts Ersatzkeeper Ralf Fährmann zuliefen und eigentlich zwingend ein Tor das Resultat sein musste. Doch Hlousek wollte nicht, legte ab, Lakic konnte nicht und schob das Leder aus zehn Metern kläglich am quasi leeren Tor vorbei. Blankes Entsetzen bei allen FCK-Fans! Was war das denn bitte? Schiedsrichter Michael Weiner hatte danach ein Einsehen und pfiff relativ pünktlich ab, die beiden einzigen sieglosen Teams der Rückrunde hatten tatsächlich ein müdes 0:0 errumpelt.

Nach dieser Leistung, die auf beiden Seiten offensichtlich kein einmaliger Ausrutscher war, wird der Klassenerhalt für Lautern wie Frankfurt zur Herkulesaufgabe. Dem FCK droht mit dem Abschluss des Spieltags am Sonntag das erstmalige Abrutschen auf einen Abstiegsplatz und der gerade erst mühsam hergestellte Burgfrieden mit dem Bald-Wolfsburger Lakic wurde auf eine ganz harte Probe gestellt - nach Spielende gab es aber erstmal erneut aufmunternde Unterstützung aus dem Fanblock. Neun Spieltage bleiben den Roten Teufel noch, um die Saat der erfolgreichen Hinrunde zu ernten, an der im Moment einfach zu viele fremde Krähen rumpicken...

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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