Spielbericht: Hannover 96 - 1. FC Kaiserslautern 3:0

Ein Unterschied in Effizienz und Qualität

Ein Unterschied in Effizienz und Qualität


Da hatten wir doch gehofft, an der Leine etwas Zählbares mitzunehmen. Vielleicht ein Pünktchen oder sogar drei? Nüchtern betrachtet hatte der 1. FC Kaiserslautern bei Hannover 96 wenig zu bieten. Die Niedersachsen machten die Hoffnungen der Pfälzer mit fast schon beängstigender Effektivität im Abschluss zunichte. Dieser qualitative Unterschied war nicht zu kompensieren und folglich kassierten die Roten Teufel ihre vierte Niederlage in der Rückrunde.

Im mit 35.412 Zuschauer mittelmäßig gefüllten Niedersachsenstadion waren gut und gerne 2.500 Anhänger der Roten Teufel, die sich zunächst gut aufgelegt im Oberrang der Südtribüne breit machten und auch im Unterrang einige Sitzplätze bevölkerten. Ein breiter Gästeblock mit einer guten Sicht aufs Spielfeld, bei dem der Stehbereich mit den ausklappbaren Vario-Sitzen an alte Westkurvenzeiten erinnert. Extra aus Schweden angereist war Ronnie Hellström mit seiner Frau Anne, die inmitten der Fans mit ihrem Verein mitfieberten. In Schweden schaut sich die Lautrer Torwartlegende fast alle FCK-Spiele live im TV an, jetzt wollte er endlich mal wieder im Stadion dabei sein. Die Stimmung im Gästebereich war anfangs gut, flachte mit dem weiteren Spielverlauf aber zusehends ab. Kurz nach Spielbeginn wurde ein Spruchband präsentiert, das sich mit einem zuletzt etwas eingeschlafenen, aber nach wie vor aktuellen Thema in Richtung von Hannovers Präsident Martin Kind beschäftigte: „50+1 bleibt!“ Die Heimseite war nur nach den Toren zu hören und ging auch über das heutzutage übliche Mindestmaß an Fahnen und Doppelhaltern nicht hinaus.

Auf dem Spielfeld rückte Florian Dick wieder rechts in die Abwehrkette und Thanos Petsos ins defensive Mittelfeld. Die Mannschaft wirkte zu Spielbeginn ballsicher und auch im Zweikampf höchst präsent - der FCK begann gut. Die erste große Kopfballchance klärte Konstantin Rausch auf der Linie, bei weitere Gelegenheiten fehlte die allerletzte Konsequenz. Hannover fand derweil nicht ins Spiel, vielleicht wollten sie das auch gar nicht. Denn ihre Sturmreihe mit Didier Ya Konan, Jan Schlaudraff und Mohammed Abdellaoue ist schon erstklassig, und wenn diese drei an den Ball kommen, geht immer etwas in Richtung gegnerisches Tor. Und genau mit der ersten Chance klingelte es dann auch schon: Schwerer Patzer vom Kapitän Martin Amedick, über Ya Konan kommt der Ball zu Schlaudraff und dieser überwindet Tobias Sippel trocken ins lange Eck (17.). Die Roten Teufel waren weiter bemüht und versuchten über die Außen Adam Hlousek und Ivo Ilicevic zum Torschuss zu kommen. Das gelang auch einige Male nicht schlecht, doch das Selbstvertrauen, nach einem gelungenem Dribbling einfach mal aufs Tor zu schießen ließen, fehlte.

Zwei Szenen prägten aus Lautrer Sicht die erste Hälfte: Ein beim völlig freistehenden Amedick gelandeter Freistoß, den dieser überhastet vertändelte, und eine umstrittene Schiedsrichterentscheidung kurz vor dem Halbzeitpfiff. Der bereits verwarnte Sergio Pinto legte Christian Tiffert rüde an der Außenlinie, wurde dafür von Pfeifenmann Felix Zwayer aber nur ermahnt. Fassungslosigkeit und wütende Pfiffe im Gästeblock, vor dem sich das Ganze abspielte. Die Ampelkarte wäre hier definitiv fällig gewesen! Mit dem Pausentee folgte dann zu allem Überfluss der nächste Nackenschlag und die Vorentscheidung. Ein guter Spielzug endete im Strafraum bei Ilicevic, der die nächst Chance zum Abschluss liegen ließ. Besser die Hannoveraner mit Ya Konan und Abdellaoue - Rodnei verliert wie schon beim 0:1 den vorentscheidenden Zweikampf im Mittelfeld gegen den robusten und spielstarken Ya Konan, der Ivorer legt den Ball in den Lauf seines Sturmpartners und dieser vollendet überlegt ins lange Eck (45.). 0:2 aus Lautrer Sicht, Halbzeitpfiff und lange Gesichter bei FCK-Spielern und -Anhang.

Lautern geschockt, und auch die zweiten 45 Minuten begann Hannover präsenter. Die „Roten“ aus der niedersächsischen Landeshauptstadt spielten weiter nach vorne und suchten die endgültige Entscheidung, die auch bald folgen sollte: Ein Eckball landet bei Schlaudraff, der nicht lange fackelt und rechts ins lange Eck schlenzt - kurz und schmerzvoll (57.). Das Spiel war nun endgültig gelaufen und von den resignierten Lautrern kam nicht mehr viel. Ilicevic und Lakic vergaben die letzten Chancen, wobei Steven Cherundolo erneut auf der Linie klärte, was aber letztendlich nichts mehr zur Sache tat. Aus dem Gästeblock ertönten erstmals Sprechchöre wie „Wir woll'n euch kämpfen sehen“, wirkliche Feindseligkeiten gegenüber der Mannschaft blieben aber aus. Folglich kam das gesamte Team unter Führung von Trainer Kurz nach Abpfiff auch direkt zur Kurve, wo nochmals der Zusammenhalt zwischen Spielern und Fans für die kommenden Wochen beschworen wurde.

0:3 in Hannover also, auch im sechsten Spiel der Rückrunde kein Sieg. Das war schon ein Unterschied zu anderen Auftritten, in denen der FCK gut mitgehalten hatte und doch ohne Punkte nach Hause fuhr. An diesem 23. Spieltag war der Gegner vor allem nach der offenen Anfangsphase in vielen Bereichen überlegen. Nicht unbedingt spielerisch, aber doch individuell. Die hannoversche Abwehr blieb ohne Fehler und die Stürmer treffen mit einer Selbstverständlichkeit, die fast schon beängstigend ist.

Zum Glück aus Lautrer Sicht haben sich die Konkurrenten im Abstiegskampf nicht absetzen können, in den zeitgleich stattfinden vier Spielen konnte nur Köln ein Pünktchen ergattern. Für den FCK kann dennoch nur der Standardspruch gelten: Jetzt muss endlich gepunktet werden! Egal wie! Jetzt heißt es, sich gerade zu machen und „mit aller Gewalt“ den Klassenerhalt anzuvisieren, wie es die Fans sofort nach Abpfiff nochmals per Schlachtruf untermauerten. Drücken wir Trainer Kurz und den weiteren Verantwortlichen bis hin zu Stefan Kuntz die Daumen, dass sie die nötige Einstellung aus den Spielern herauskitzeln können. Die Unterstützung auf den Rängen sollte dabei selbstverständlich sein - oder hat irgendjemand schon wieder Bock auf Fahrten sonntags um 13.30 Uhr nach Paderborn?

Quelle: Der Betze brennt | Autor: connavar

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