Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - VfL Wolfsburg 0:0

Wieder einmal wäre mehr drin gewesen

Wieder einmal wäre mehr drin gewesen


Saison-Minuskulisse beim Gastspiel des Deutschen Meisters von 2009, dem VfL Wolfsburg, auf dem Betzenberg - dies lag allerdings auch daran, dass gerade mal 200 Gästefans den Weg ins Fritz-Walter-Stadion angetreten hatten. Insgesamt verfolgten bei kühlem und windigem Wetter 38.181 Besucher das Spiel des 1. FC Kaiserslautern gegen seinen Abstiegskonkurrenten von 2006.

Vor dem Spiel gab es von der „Frenetic Youth“ vor und im Stadion eine viel beachtete Aktion in Zusammenarbeit mit Amnesty International, in der es unter anderem um eine Kennzeichnungspflicht von Polizisten auch rund um Fußballspiele ging. Während dem Spiel folgten außerdem einige Spruchbänder zu diesem Thema. Ebenfalls wurde auf Transparenten die Legalisierung von Pyrotechnik in einem fest vereinbarten Rahmen gefordert - ein Thema, bei dem es neuerdings immerhin Gesprächsangebote auch von Seiten des DFB gibt.

FCK-Trainer Marco Kurz musste den gesperrten Topstürmer Srdjan Lakic ersetzen und tat dies zunächst durch Ilian Micanski. Außerdem blieb Stiven Rivic draußen und wurde durch Thanos Petsos ersetzt, der gerade seine Rotsperre vom Spiel in Nürnberg abgesessen hatte. Von Beginn an entwickelte sich eine recht zerfahrene Partie: Jeder Wolfsburger Angriff wurde dabei von einem gellenden Pfeifkonzert aus der Westkurve begleitet, die wenigen Gästefans konnten zunächst lediglich durch eifriges Fahnenschwenken auf sich aufmerksam machen. Beide Mannschaften neutralisierten sich weitgehend im Mittelfeld.

Ein schön anzuschauendes Spiel war es nicht wirklich, nach einigen Minuten des Abtastens gelang es dem FCK aber immerhin, ein optisches Übergewicht zu erzielen. Während sich die Gäste im gesamten Spiel keinerlei Torchance erarbeiteten (!) und Tobias Sippel nur einmal aus seinem Strafraum kommen musste, um zu klären, gaben im ersten Abschnitt gleich mehrere FCK-Spieler Fernschüsse ab, die jedoch meist über dem Tor landeten. Nach 40 Minuten hörte man die Gästefans erstmals etwas lauter, sie wollten ihre Leute kämpfen sehen und hatten schon „die Schnauze voll“. Es ging also torlos zum Halbzeittee, die zunächst sehr gute Stimmung auf Lautrer Seite hatte nachgelassen, auf dem Spielfeld war der FCK bis dato die etwas aktivere der beiden Mannschaften.

Nach der Pause kam Adam Nemec für Micanski, der nicht ins Spiel gefunden hatte. Wolfsburg agierte nun aggressiver, bissiger in den Zweikämpfen - der FCK schien beeindruckt zu sein, konnte sich aber nach einigen Minuten befreien und übernahm wieder mehr und mehr die Initiative. Die Niedersachsen blieben weiterhin ohne jede Torchance.

Nach einer knappen Stunde dann ein wütendes Pfeifkonzert, als der Wolfsburger Simon Kjaer den Ball an den (angelegten) Arm bekam, Schiedsrichter Peter Sippel jedoch nicht reagierte und den von den Tribünen geforderten Strafstoß verweigerte. Jetzt war Leben in der Bude! Sozusagen der „Babak-Rafati-Effekt“ aus dem Stuttgarter Spiel, nur leider nicht ganz so nachhaltig. Der FCK blieb am Drücker und nur wenige Minuten später hatten die Zuschauer den Torschrei auf den Lippen, als Nemec eine Ecke von Christian Tiffert platziert in die Ecke köpfte, Benaglio aber glänzend parieren konnte.

Nach gut 70 Minuten erneut eine große Kopfballchance für Nemec nach Tiffert-Ecke, dieses Mal sprang der Ball knapp am Tor vorbei. Und schon gab es die nächste Aufregung, erneut wurde ein Handelfmeter gefordert. Wiederum Kjaer hatte im Liegen eine Ballberührung mit der Hand, der Pfiff blieb aber auch dieses Mal aus. Das Publikum tobte, trieb seine Farben aber nun umso mehr nach vorne. Nach 82 Minuten dann lag der Ball endlich im Tor von Benaglio. Ilicevic schlenzte ihn aus gut 20 Metern glänzend in den Winkel, der Ball prallte jedoch vom Aluminium wieder raus, genau auf Petsos, der mühelos per Kopf versenken konnte... doch dieses Mal hatte der Mann an der Linie etwas dagegen und entschied richtigerweise auf Abseits. Erneutes Pfeifkonzert, aber wieder kein Tor.

Längst hätte es der FCK verdient gehabt, in Führung zu gehen, war über weite Strecken des Spiel die deutlich aktivere Mannschaft, auch wenn spielerisch längst nicht alles gelang. Wolfsburg mit seinen Millionenstars um Edin Dzeko und Diego brachte schließlich im gesamten Spiel keine einzige ernstzunehmende Tormöglichkeit zustande. FCK-Trainer Kurz wechselte auch in der Schlussphase nicht mehr aus, obwohl - oder gerade weil - man das Gefühl hatte, das nicht sehr viel zum Sieg fehlte.

So blieb es beim 0:0, der FCK hatte nicht zum ersten Male in dieser Saison einen besseren Eindruck als der Gegner hinterlassen, aber nicht die möglichen drei Punkte eingefahren. Dennoch gab es warmen Applaus von den Rängen für einen kämpferisch starken Auftritt. Danach fanden sich viele Fans bei der Weihnachtsfeier in der Nordtribüne ein und vertrieben angesichts von immerhin schon 18 erreichten Punkten nach 16 Spieltagen schnell ihre leicht getrübte Stimmung.

Zudem hat die Mannschaft noch eine Begegnung, um die Grenze von 20 Punkten zu Weihnachten doch noch zu erreichen. Auf einem Abstiegsplatz jedenfalls werden die Roten Teufel nicht überwintern und haben damit ein wichtiges Zwischenziel schon vorzeitig erreicht. Wirklich enttäuscht über seinen FCK sollte somit niemand seine Weihnachtstage verbringen.

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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