Spielbericht: Borussia Dortmund - 1. FC Kaiserslautern 5:0

Eine kostenlose Lehrstunde

Eine kostenlose Lehrstunde


Lange Jahre hatten die Fans des 1. FC Kaiserslautern auf ein Gastspiel ihrer Roten Teufel im Westfalenstadion warten müssen. Nun wollte es der Spielplan, dass die Partie in der Ruhrpottmetropole unter Flutlicht stattfand - leider an einem Mittwochabend. Stattliche 70.100 Besucher bevölkerten trotz ungünstigem Termin den westfälischen Fußball-Tempel, darunter etwa 3.000 FCK-Anhänger.

Da die Dortmunder Verantwortlichen den Gästefans viele Freiheiten ließen, waren zu Spielbeginn nicht nur in der „Gelben Wand“ der Südtribüne, sondern eben auch im Gästeblock neben tausenden von Schals viele Schwenkfahnen und Doppelhalter zu sehen. Ein farbenfroher Auftakt zu einem bemerkenswerten Fußballspiel. Bemerkenswert gut die eine Mannschaft, bemerkenswert schlecht die andere.

Doch der Reihe nach: Der FCK agierte mit der erwarteten Startformation vom guten Auftritt gegen Hoffenheim und setzte die Gastgeber in den ersten 20 Minuten hier und da durchaus unter Druck. Die zuletzt so fabelhafte BVB-Offensive kam in der Anfangsphase noch nicht in Fahrt. Die Lautrer zeigten teilweise schön anzusehende Kombinationen, hatten durch Srdjan Lakic nach toller Vorarbeit von Oliver Kirch sogar die erste gute Torchance. Doch nach eben etwa 20 Minuten wandelte sich das Bild, und zwar nachhaltig. Der Borussen-Express nahm Fahrt auf.

Als sich schließlich Abwehrchef Martin Amedick eine kleine Auszeit gönnte, nutzte BVB-Stürmerstar Lucas Barrios diese nach einer halben Stunde zur Dortmunder Führung. Nun war die Stimmung in der Südtribüne vorzüglich, die FCK-Fans gaben sich aber im Rahmen ihrer zahlenmäßigen Möglichkeiten alle Mühe, um dagegen zu halten. Doch ihre Mannschaft geriet immer mehr unter Druck, kassierte nach 38 Minuten durch Kevin Großkreutz das 0:2 und musste zur Pause fast noch froh sein, nicht schon höher in Rückstand zu liegen. Schlussmann Tobias Sippel war bei beiden Treffern zwar am Ball, konnte den Einschlag aber nicht verhindern. FCK-Trainer Marco Kurz schickte schon frühzeitig Jan Moravek und Clemens Walch zum Warmlaufen, wechselte zunächst aber nicht.

In der zweiten Halbzeit das gleiche Bild wie gegen Ende der ersten: Borussia klar überlegen, man hatte ständig das Gefühl, dass es im Kasten von Sippel bald wieder klingelt. Nach vorne ging beim FCK nun fast nichts mehr, die Bälle wurden reihenweise vergeben, es kamen keine Kombinationen mehr zustande, man erreichte kaum mehr des Gegners Strafraum. Nach einer Stunde dann die ersten Wechsel: Walch und Ilian Micanski kamen für Kirch und Jimmy Hoffer. Und dennoch fiel bald darauf das 3:0 für die Gastgeber. Genauer gesagt nach 65 Minuten durch Mats Hummels, nachdem Sippel unter einer Flanke durchgetaucht war. Eben jener Sippel, der wenige Minuten zuvor noch mit einer Glanzparade gegen Kagawa einen weiteren Gegentreffer verhindert hatte. Bei dem Tempofußball, den die Borussen nun zelebrierten, verging den meisten FCK'lern Hören und Sehen. Das war eben der Unterschied zwischen einem aktuellen Topteam der Bundesliga und einem Aufsteiger - eine kostenlose Lehrstunde für den Bundesliga-Rückkehrer aus der Pfalz.

Das 4:0 ließ auch nicht mehr lange auf sich warten, Torschütze war der eingewechselte Robert Lewandowski (75.). Kurz darauf meldete sich der FCK-Angriff immerhin mal wieder zu Wort, der starke Japaner Kagawa klärte jedoch einen Lakic-Kopfball auf der Linie.

Die schwarzgelben Fans wurden nun richtig laut. Plötzlich sprangen alle auf und legten einen Wechselgesang über alle vier Tribünenseiten hin, der in seiner Lautstärke durchaus als imposant zu bezeichnen war. Respekt!

Aber auch die FCK-Fans liefen nun, da das Geschehen auf dem Spielfeld nur noch sekundär war, noch einmal zur Hochform auf. Sie besangen „eine Abwehr aus Granit, so wie einst Real Madrid.“ Aha. Sie träumten vom Gewinn „des DFB-Pokals und der deutschen Meisterschaft“. Selbstverständlich. Und sangen hüpfenderweise „Lautern ist der geilste Club der Welt.“ In der Tat weiß jeder, dass dem so ist! Und als die Dortmunder, die streckenweise richtig laut waren, mal einen Moment inne hielten, befand der FCK-Block: „Dortmund, wir hören nix.“ Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Natürlich fiel zwei Minuten vor Schluss dann noch das 5:0 wiederum durch Barrios. Eine Niederlage für den FCK, die keinen Treffer zu hoch ausfiel. Die Gastgeber waren tatsächlich diese fünf Tore besser.

Nach dem Abpfiff gab es dennoch lange anhaltenden Applaus aus dem Gästeblock für Marco Kurz und seine Truppe. Denn die FCK-Fans wissen genau, dass mit eben solchen Rückschlägen zu rechnen war und dass Trainerstab und Mannschaft ihre Lehren daraus ziehen werden. Am besten schon bis zum nächsten Spiel, denn die kommenden Heimgegner Hannover, Frankfurt und Gladbach sollten eher der Lautrer Kragenweite entsprechen als diese zaubernden Dortmunder an diesem 5. Spieltag.

Völlig überflüssig waren auf der Dortmunder Ehrenrunde dann noch die gestenreichen Provokationen des talentierten Kevin Großkreutz, dessen intellektuelle Möglichkeiten mit seinen fußballerischen Fähigkeiten offenbar nicht ganz mithalten können, in Richtung der Gästefans. Was für ein lächerlicher Auftritt, Kevin!

Das war sie also nun, die endgültige Rückkehr des FCK ins Wunderland des Fußballs. Trotz allem schön, mal wieder bei einem solchen Fußballfest dabei gewesen zu sein - wenn vorerst auch nur als Statisten. Aber im benachbarten Ahlen oder in Paderborn sind wir ja in der Zwischenzeit auch oft genug gewesen.

Weitere Links zum selben Thema:
- Spielbericht: „Ich lass Dich nie mehr alleine“ (schwatzgelb.de)
- Stimmungsvideos vom Spiel (schwatzgelb.de)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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