Spielbericht 1. FC Kaiserslautern - Rot-Weiß Ahlen 0:0

Grottenkick - oder war es einfach nur Pech?

Grottenkick - oder war es einfach nur Pech?


24.472 Zuschauer an einem lausig kalten Januarsamstag auf dem Betzenberg bedeuteten Minusrekord in dieser Spielzeit. Sie wollten das Spiel des Tabellenführers 1. FC Kaiserslautern gegen den Letzten Rot-Weiß Ahlen, der von rund 75 Fans begleitet wurde, sehen. Gerade nach den beiden jüngsten Niederlagen war der siebte Heimsieg der Saison eigentlich Pflicht.

Die Ahlener Anhänger, größtenteils mit zwei nicht komplett gefüllten Fanbussen angereist, schwenkten durchaus fleißig ihre Fähnchen und sangen auch ab und zu. Mangels Masse gingen sie aber selbst im mittelmäßig gefüllten Fritz-Walter-Stadion völlig unter.

Der FCK-Anhang begrüßte seine Jungs trotz der derben Pleiten von Augsburg und Fürth freundlich und unterstützte seine Farben auch zu Beginn des Spiels sehr gut. Auf Transparenten wurde im Laufe des Spiels Ex-Meisterspieler Ratinho als neuer U17-Trainer wieder zurück in der FCK-Familie begrüßt, auch einige ehemalige Stadionverbotler wurden von den Ultras wieder willkommen geheißen und bedankten sich ihrerseits für die mentale Unterstützung in den vergangenen Monaten.

Der FCK, ohne die gesperrten, verletzten oder beim Afrika-Cup aktiven Adam Nemec, Erik Jendrisek und Georges Mandjeck angetreten, dafür überraschenderweise mit Danny Fuchs auf der linken Außenbahn und Sidney Sam als eine Art verkappte Spitze agierend, begann druckvoll. Schon nach neun Minuten traf Rodnei mit einem Kopfball den Pfosten, den Abpraller setzte Sidney Sam an den anderen Pfosten, auch Srdjan Lakic wäre einschussbereit gewesen. Pech für den FCK! Zweimal Aluminium gleich zu Spielbeginn, das machte Lust auf mehr. Dieses „Mehr“ fiel dann allerdings weitgehend aus. Der FCK bemühte sich in der Folgezeit zwar um Offensivgeist, war auch hochgradig feldüberlegen, dabei sprang aber nur vereinzelt etwas heraus. Mehrfach klärte der glänzend aufgelegte Gäste-Keeper Sascha Kirschstein, etwa gegen Florian Dick in der 18. oder erneut gegen Rodnei in der 42. Spielminute.

Der beste Spielzug der gesamten Partie, über Ivo Illicevic und Florian Dick aus-nahmsweise einmal schnell vorgetragen und durch Srdjan Lakic per Flugkopfball sehr schön abgeschlossen, verfehlte in der 35. Minute nur knapp sein Ziel. Die einzig nennenswerte Torchance der Gäste im gesamten Spiel vergab N`Diaye kurz vor der Pause, als er zwar vor dem aus seinem Tor stürmenden Tobias Sippel an den Ball kam, diesen dann aber neben den Kasten setzte. Glück für den FCK! 0:0 zur Pause in einer mäßigen Partie. Die Stimmung hatte im Verlauf der ersten Hälfte merklich nachgelassen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit eine Art Powerplay der Gastgeber. Mehrere Eckbälle flogen kurz hintereinander in den Ahlener Strafraum, brachten aber allesamt nichts ein. Das Publikum war sofort wieder da und unterstütze seine Roten Teufel nun wieder tatkräftig. Allerdings war die Herrlichkeit auf dem Rasen dann auch schnell wieder vorbei und man gewöhnte sich trotz hoher Feldüberlegenheit an das mäßige Spieltempo aus der ersten Hälfte. Nach einer Stunde ersetzte Dragan Paljic dann Fuchs und rückte in die Spitze - die einzige Auswechslung des Tages beim FCK. Sam nahm nun wieder seine gewohnte Position auf der linken Außenbahn ein, auf der er sich wohler fühlt als in einer zentraleren Position als verkappte zweite Spitze.

Wenig später sprang die vielleicht größte Chance des Spiels heraus, als FCK-Kapitän Martin Amedick per Kopf Kirschstein schon überwunden zu haben schien, dieser jedoch in letzter Sekunde im Zurücklaufen doch noch die Fingerspitzen an den Ball bekam und zur Ecke klären konnte. In der 70. Minute versuchten die Gäste nochmal einen Konter, der jedoch vom aufmerksamen Tobias Sippel erneut gegen N`Diaye außerhalb des Strafraums geklärt werden konnte, bevor es richtig gefährlich wurde. Acht Minuten vor Spielschluss klärte dann wieder Kirschstein einen Freistoß von Sam erneut glänzend zur Ecke. Das war es dann. Zwei Punkte waren gegen den Tabellenletzten verloren, 75 plus elf Ahlener konnten feiern.

Die Stimmung war im zweiten Durchgang auch nur hier noch da noch wirklich gut, am Ende mischten sich auf der Ehrenrunde der Mannschaft vor nur noch wenigen im Stadion verbliebenen Fans auch erste Pfiffe. Nach einer Nullnummer gegen den Tabellenletzten ist eine Unmutsbekundung auch durchaus verständlich, aufgrund der bisher hervorragenden Saison fiel das Pfeifkonzert dann aber auch sehr kurz aus und wurde schnell durch aufmunternden Applaus und „Auswärtssieg“-Rufe überlagert.

Was bedeutet das Gesehene nun? War es einfach nur Pech, wie einige Fans nach dem Spielschluss meinten? Zwei Pfostenschüsse und ein starker Gäste-Torwart hätten einen eigentlich hochverdienten FCK-Sieg verhindert. Oder haben die anderen recht, die von einem Grottenkick sprachen, einer vor allem spielerischen Minusleistung, mit der man keine Ansprüche auf einen Sieg und überhaupt noch höhere Ziele in dieser Saison stellen könne? Immerhin hatte Ahlen bis zur Nachspielzeit noch stets einen bis zwei Spieler auf Höhe der Mittellinie, zum Kontern - da gab es schon heftigere Abwehrbollwerke auf dem Betzenberg.

Die Wahrheit liegt wie so oft in der Mitte. Sicherlich war auch Pech dabei, aber Mannschaft und Trainer müssen sich schon fragen lassen, wo die Leichtigkeit, Inspiration und Körpersprache der Hinrunde hin gekommen sind? Und auch, warum mindestens die Hälfte der Leistungsträger aus der Vorrunde ihr damaliges Niveau im Jahr 2010 noch nicht annähernd erreichen konnte. Natürlich werden Adam Nemec, Erik Jendrisek und Georges Mandjeck in Kürze wieder zur Mannschaft stoßen, aber alleine auf sie sollte man nicht vertrauen. Das Problem könnte tiefer sitzen. Hoffentlich tut der Mannschaft die Pause bis zum 1. Februar gut, wenn es zum neuen Aachener Tivoli geht. Denn dann braucht es ein paar andere Eigenschaften, um angesichts des anspruchsvollen Programms im Karnevalsmonat wieder in die Erfolgsspur zurückzukehren.

Andererseits besteht bei 40 Punkten nach 19 Spielen auch nicht der geringste Grund zur Panik. Die Weltuntergangspropheten unter den Anhängern sollten sich hier noch etwas zurückhalten. Verloren ist noch gar nichts. Im Gegenteil, ohne einen Durchhänger kommt so gut wie nie eine Mannschaft durch die Saison. Dennoch sollte sich jeder Spieler hinterfragen, wie er es wieder erreichen kann, ein paar zusätzliche Prozentpunkte heraus zu kitzeln. Dann geht es auch wieder aufwärts. Die Unterstützung der Fans dürfte dabei weiterhin gewiss sein!

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Altmeister

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