Spielbericht: Carl Zeiss Jena - 1. FC Kaiserslautern 2:1

Wo war das Herzblut?

Wo war das Herzblut?


Warum wieder Jena? Im DFB-Pokal gibt es viele attraktive Gegner, gerade aus der Region um Kaiserslautern. Warum wurde uns der FC Carl Zeiss Jena zugelost? Ein Verein aus der dritten Liga, der vor ein paar Wochen noch unser Kontrahent im Abstiegskampf in Liga 2 war. Ein Stadion, das man noch gut in Erinnerung hat. Ein unangenehmer Gegner, der aufgrund der Ligazugehörigkeit nicht als Favorit in dieses Spiel ging und dann noch diese Erinnerungen an die letzten Spiele, die peinliche Niederlage auf dem Betze und das hitzige Unentschieden im Ernst-Abbe-Sportfeld.

Mit diesen Hintergedanken und der Tatsache, dass wir noch kein Pflichtspiel in Jena gewinnen konnten, machten sich rund 500 FCK-Fans auf den Weg in die Saalestadt. Die Aussagen der mitgereisten Schlachtenbummler wiederholten sich vor dem Spiel: „Irgendwie die erste Runde überstehen und dann ein gutes Los in der zweiten Runde.“ Leider wurde die Rechnung ohne die Jungs von Carl Zeiss gemacht, immerhin Pokalschreck und Halbfinalist der vergangenen Pokalsaison.

Zu Beginn des Spiels wurden im Gästeblock mehrere kleine Schwenkfahnen und zwei große Schwenker präsentiert. Die Stimmung gewann langsam an Fahrt. Der kleine Block konnte durchaus überzeugen und sich lautstark in Szene setzen. Während auf der Haupttribüne eine große Blockfahne der Jenenser gezeigt wurde, konnte der uns benachbarte Ultra-Block des FCC außer Fähnchen und Schmähgesängen nicht überzeugen - ähnlich wie beim letzten Spiel im Mai also, eigentlich erstaunlich.

Leider verflachten die Rufe aus der Lautrer Ecke ebenso wie das Spiel und irgendwie war man froh, dass zur Halbzeit gepfiffen wurde, bestand doch die Möglichkeit eine Thüringer Rostbratwurst und eine Stück Gammelfleisch namens Frikadelle zu genießen.

Die zweite Hälfte sollte unsere werden, wollten wir doch alle mit einem Sieg nachhause! Aber der Doppelschlag in der 50. und 55. Minute machten die Hoffnungen zunichte. Wobei ich mich immer noch frage, wie das zweite Tor fallen konnte. Den restlichen rund 8.000 Zuschauern war dies sichtlich egal. Sie feierten die Zwei-Tore-Führung durch Schembri und Riemer. Und sie feierten ihre Mannschaft, die irgendwie doch mehr Herzblut zeigte als unsere Roten Teufel.

Kurz geschockt über den Spielverlauf und dem damit verbundenen Spielstand nahmen die Jungs und Mädels aus der Pfalz die Anfeuerung wieder auf. Die Hoffnung stirbt zuletzt und vielleicht schaffen die Buben noch den Ausgleich, sind wir als Lautrer doch an Wunder gewöhnt. Tatsächlich keimte noch mal Hoffnung auf, als unsere Neuverpflichtung Srdjan Lakic den Anschluss herstellte, diese wurden allerdings durch den unnötigen Platzverweis für Kapitän Axel Bellinghausen wieder erstickt. Ob gerechtfertigt oder nicht, vermag ich nicht beurteilen.

Die Chancen waren aber da, um sich in die Verlängerung zu retten. Mehrere Kopfballchancen wurden vergeben, im Endeffekt wäre ein Weiterkommen aber auch nicht verdient gewesen. Das vom Verein propagierte Herzblut, das wir Fans immer wieder zeigen, konnte auf dem Platz nicht umgesetzt werden. Der Einsatz und die Leidenschaft fehlten, außer beim Platzverweis für „Bello“. Jena war nicht der überragende Gegner, aber sie machten die Tore zum richtigen Zeitpunkt, verteidigten eng am Mann und hatten einen zuverlässigen Torhüter. Den hatte zwar auch der FCK beim Profidebüt von Nachwuchskeeper Kevin Trapp, dennoch war die Niederlage hochverdient.

Aber was will man machen: Vorbei ist vorbei und der Pokal leider keine weitere Zusatzeinnahmequelle für den Verein.

Wirklich wichtig wird es am Freitag, das Derby beim Clown. Mit der Leistung von gestern wird dieses Spiel in die Hose gehen. Hoffen wir, dass Trainer Milan Sasic in den Trainingseinheiten die richtigen Töne trifft und unsere Mannschaft, die bekannten FCK-Tugenden zeigt. Das Lautrer Herzblut, das den Verein in den letzten Spielen der vergangenen Saison fast unbesiegbar machte. Und zwar nicht nur auf der Tribüne und im Stromkasten, sondern auch auf dem Platz!

(Der Spielbericht wurde verfasst von Gastschreiber "Goldie", Mitglied des Exil-FCK-Fanclubs "Berliner Bagaasch".)

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Gastautor

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