Spielbericht: 1. FC Kaiserslautern - 1. FC Köln 2:2

Saisonabschluss mit Nebengeräuschen

1. FC Kaiserslautern gegen 1. FC Köln - was ist nur aus diesen beiden Traditionsvereinen geworden? Am letzten Spieltag der Zweitliga-Saison 2006/07 trafen sich der FCK, vor neun Jahren noch Deutscher Meister und vor sechs Jahren im UEFA-Cup-Halbfinale, und der FC, einstiger Double-Gewinner und mittlerweile zur Fahrstuhlmannschaft verkommen, zum Duell zweier Mittelfeldmannschaften. Trotz allem meldete das Fritz-Walter-Stadion ausverkauft - 48.000 Zuschauer wollten dieses Spiel sehen, nur wenige (bezahlte) Plätze blieben leer.

Lediglich den Sicherheitskräften schien nicht klar zu sein, dass in diesem „Freundschaftsspiel“ absolut keine Brisanz steckte - leider mit der Folge, dass letztendlich doch eine hohe Brisanz entstand. Ein von Seiten der Polizei angedachtes Alkoholverbot kam glücklicherweise nicht zustande, doch wie schon im vorigen Heimspiel gegen Braunschweig wurde der Bereich um das Stadion weiträumig zur „glasfreien Zone“ ausgerufen. Ein wirklicher Schlag ins Gesicht der treuen FCK-Fans war dann allerdings das Verbot von Spruchbändern, die sich in erster Linie gegen die immer stärker zunehmende Repression und Polizeigewalt gegen Fußballfans richteten: „Zu Gast bei Freunden war einmal - die Schlägercops sind wieder da“. Unter anderem mit diesem Spruchband wollten die ultraorientierten FCK-Fans noch einmal auf die Vorfälle beim Auswärtsspiel in Augsburg aufmerksam machen, als friedliche Anhänger nach Spielende von der Polizei angegriffen wurden.

Letztendlich wurden die betreffenden Spruchbänder trotz Erlaubnis des Vereins kurzfristig verboten - auf Druck der Polizei, wobei eine genaue Begründung ausblieb. Zensur auf dem Betzenberg! Darüber hinaus wurden Sicherheitskräfte vor dem Fan-Raum unterhalb der Westkurve postiert, die jede Bewegung um das „Fahnen- und Doppelhalter-Lager“ penibel kontrollierten und alle Fan-Utensilien auf das Schärfste kontrollierten - Doppelhalter auf dem Weg zum Block zwei bis drei Mal, Zaunfahnen teilweise sogar vierfach (!). Einige Sicherheitskräfte behaupteten gar, sie haben Hinweise, dass beim heutigen Spiel Hakenkreuz-Fahnen gezeigt werden sollten. Von einem versöhnlichen Saisonabschluss war zu diesem Zeitpunkt wenig zu spüren...

Getrieben von der Schikane der Polizei und der Sicherheitskräfte entschlossen sich die ultraorientierten Fans von Generation Luzifer, Pfalz Inferno und Co. nun zu einer Protestaktion, die sich auf umgedrehte Zaunfahnen und die Nichtbenutzung der Megaphonanlage in der 1. Halbzeit beschränken sollte - die Anfeuerung der Mannschaft war jedem Fan freigestellt. Trotz der Bedeutungslosigkeit des Spiels gegen den 1. FC Köln und einer Erklärung der Aktion durch die Megaphonanlage (die leider akustisch nicht von der gesamten Westkurve verstanden wurde) hatten offensichtlich nicht alle Fans Verständnis für diese Aktion. Doch wie soll man sonst reagieren, wenn friedliche Fans von Polizisten angegriffen werden, unberechtigte Stadionverbote ausgestellt werden, kritische Spruchbänder zensiert werden und jede Fahne zigfach kontrolliert werden muss, obwohl man doch einfach nur seine Mannschaft unterstützen möchte? Und wann ist ein besserer Moment für eine solche Aktion, als in einem sportlich bedeutungslosen Heimspiel?

Nach einigen gegenseitigen Missverständnissen und unnötigen Provokationen von beiden Seiten eskalierte die Situation schließlich. Speziell aus den Blöcken 9 und 10, von denen man sich in jedem Spiel eine solche Stimmung erhoffen würde, wurde nach dem Ende des Protests bei jedem Stimmungsversuch gegen die ultraorientierten Fans - hauptsächlich in den Blöcken 7 und 8 - gepfiffen und gepöbelt. Erst mit dem Tor für die Roten Teufel in der 64. Minute endeten die vielleicht schwärzesten 20 Minuten in der Geschichte der Westkurve.

Im Endeffekt muss sich jeder Fan seine eigene Meinung über die Vorfälle beim Spiel gegen Köln bilden. Ein gegenseitiges Zerfleischen bringt jedenfalls auf Dauer ebenso wenig wie das dauerhafte Hinnehmen von immer mehr Schikanen, denen man speziell bei Auswärtsspielen ausgesetzt ist. Sollte beides trotzdem weiterhin geschehen, ist die Fankultur auf dem Betzenberg auf Dauer nicht zu retten - egal ob mit oder ohne Ultras.

Zurück zum Sportlichen: Fußball gespielt wurde auch und die Partie war ein Spiegelbild der gesamten Saison. Der FCK hatte viele Torchancen, kam letztendlich aber nicht über ein mageres Unentschieden hinaus. Durch Tore von Novakovic (28.) und Helmes (76./Foulelfmeter) gingen die von rund 3.000 Fans unterstützten Gäste sogar zwei Mal in Führung, doch beide Male konnte der nach Karlsruhe abwandernde Tamàs Hajnal ausgleichen (64., 79./Handelfmeter).

Speziell in der Schlussphase nach den Toren hatten sich die Gemüter in der Westkurve dann auch wieder etwas abgekühlt und es wurde gemeinsam für Stimmung gesorgt. Im Internet werden die Emotionen zwar noch einige Tage hoch kochen, doch im Endeffekt MÜSSEN sich alle FCK-Fans in der Sommerpause zusammenraufen und gestärkt aus dieser hervorgehen. Denn der Verein braucht in der kommenden Saison die bestmögliche, gemeinsame Unterstützung aller Fans, zuhause und auswärts. Nur so kann der Aufstieg im zweiten Anlauf gelingen, zumal die Konkurrenz mit den Neulingen in der zweiten Liga nicht unbedingt schlechter geworden ist. Denn auch in der nächsten Saison kann das Motto nur lauten:

Eine Kurve - Eine Mannschaft - Ein Ziel:
Aufstieg! Gemeinsam für Lautern!

- Fanfotos vom Spiel

Quelle: Der Betze brennt | Autor: Thomas

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